Henschel Hs 129

SK Model - 1:72

Vorbild: Die Hs 129 war ein einsitziges, zweimotoriges Erdkampfflugzeug der Henschel Flugzeug-Werke AG, das speziell für diese Aufgabe entworfen wurde. Zwischen 1942 und 1945 vor allem zur Panzerbekämpfung an der Ostfront eingesetzt, erhielt sie den Spitznamen "fliegender Büchsenöffner". Es wurden 879 Flugzeuge hergestellt, die neben der deutschen auch die rumänische Luftwaffe (62 Stück) einsetzte.

Bausatz: Die Teile dieses Plastikmodells entstammen Airfix-Gussformen. In der Schachtel, deren Deckel eine Boxart von Arkadiusz Wrobel ziert, befinden sich 43 gelbgraue sowie ein transparentes Teil für die Kanzelverglasung. Ähnelt deren Gestaltung vordergründig dem nur wenige Jahre älteren Lindberg-Kit, bemühte sich Airfix hier redlich noch etwas authentischer zu sein. Die Darstellung der Außenhaut kommt daher bereits völlig ohne Nietenreihen aus. Auch sonst braucht die Nachbildung der Oberflächendetails den Vergleich mit der Dreiseiten-Zeichnung nicht zu scheuen.

Lediglich die Cowlings entsprechen nicht ganz dem Original. Das ist schade hatten die Briten einst, die Kühlerklappen sogar in geöffneter Stellung ausgeformt. Auch die zwei hintereinander zu montierenden Motorsterne wären in diesem Maßstab einzigartig. Warum nur vergaß man die ringförmigen, durch die unterhalb verlaufenden Abgassammelrohre verursachten, Ausbuchtungen an den Triebwerksabdeckungen? Die Auspuffstutzen die hier ungekrümmt in Richtung Tragflächenhinterkante verlaufen, müssen genau genommen ebenfalls bemängelt werden. Allerdings wurde und wird gerade deren Bauform auf Skizzen und auch Profiles oftmals falsch dargestellt. Nach Erscheinen der Broschüren von MBI oder SQSP sollte wohl jeder (außer Italeri!) wissen, dass ab der (späten) B-2-Baureihe eigentlich nach oben gebogene Rohre zum Einsatz gelangten. Details wie die außen an den Cowlings installierten Instrumente oder die sich beim Original entgegengesetzt drehenden Luftschrauben hingegen, wurden berücksichtigt. Auf den Gussrahmen der die Propeller umschließt ist extra die Aufschrift "Port" und "Starboard" angebracht, worauf die Bauanleitung bedauerlicherweise nicht eingeht.

Das Hauptfahrwerk, für das es keine Radschächte gibt, ist recht grobschlächtig ausgefallen. Dies gilt auch für die Cockpitinneneinrichtung, die eigentlich nur aus Sitz und Pilotenfigur besteht. Immerhin wären noch, Baureihen abhängig, zwei verschiedene vor die Frontscheibe anzuklebende Visiere vorhanden.

Verbesserung ist durch ein einfaches Kit-Bashing möglich. Dazu braucht man die Fahrwerksbeine des italienischen Kits sowie dessen oder Lindbergs Cowlings. Leider sind diese Bausätze kaum noch zu bekommen.

Allerdings ließe sich hier aufgrund der fünf angebotenen Decaloptionen fast schon von einem eigenständigen Baukasten sprechen, welchen der Anbieter aus Danzig vielleicht als eine Reaktion auf den Kit des nationalen Konkurrenten "Dream" kreierte. Oder war es genau umgekehrt, und Italeris polnischer Distributor begann dessen Spritzlinge erst nach Erscheinen des SK-Bausatz` in seine Kartons zu packen?

Bemalung: Der Decalbogen weist neben den Hoheitszeichen für das Seitenleitwerk auch zwei Oktandreiecke sowie ein Rotkreuzsymbole auf.

Doch wie sieht es mit den Vorbildmaschinen aus, die sich damit erstellen lassen sollen? Da schoss SK Model effektiv über das Ziel hinaus! Hatte Airfix neben dem "Fliegenden Büchsenöffner" einst durch die Mitlieferung von Rumpf-ETCs samt vier SC 50 Bomben auch noch die Möglichkeit zum Bau einer Hs 129 B-2 R geschaffen. Wählten die Danziger fahrlässigerweise zwei Vorbilder aus, die in Wirklichkeit anstatt der Bomben eine Kanonenbewaffnung hatten. Dies wäre zum einen die blaue "E", bei welcher der Lauf einer Maschinenkanone ja schon auf dem Deckelbild erkennbar ist. Auch die blaue "O" war erwiesenermaßen mit einer MK 101 ausgestattet! Die rote "S" hingegen flog weder mit dieser noch der MK 103 und wäre somit korrekt. Was man letztendlich auch von der rumänischen Maschine behaupten kann. Nur deren gelb angemalte Bugspitze und das RLM-identische Splitter-Tarnschema sind hier als Kritikpunkt anzuführen. Wobei dies wohl eher Mr. Richard Ward anzulasten ist. War er es doch, der die Seitenrisse für die altehrwürdige Profiles-Publication Broschüre zeichnete, welche den Polen als Vorlage gedient haben muss. Demgegenüber dürfte das in Libyen eingesetzte Flugzeug offensichtlich anhand eines Profiles von Richard J. Caruana auserwählt worden sein. Wobei der Malteser bis auf die B-3 mit ihrer BK 7,5cm, interessanterweise, just auch gleich alle anderen anhand der beiliegenden Nassschiebebilder zu bauenden Vorbilder porträtierte. Nichtsdestotrotz sollte sich der auf höchstmögliche Authentizität bedachte die Zeit nehmen das genaue Aussehen mithilfe von Fotografien nachzuprüfen. Leider dürft das aber etwas schwierig werden, weil man zumindest meinen Kenntnisstand nach nicht für alle Maschinen beweiskräftiges Bildmaterial finden wird.

Fazit: Dennoch ist und bleibt diese anfängerfreundliche Airfixwiederauflage eine brauchbare Alternative zu Italeri.

N. (April 2017)