Zeppelin Staaken R.VI
frühe Ausführung

Roden 055 - 1/72

Vorbild: Die Zeppelin Staaken R.VI gehörte zu den sogenannten Riesenbombern, die das deutsche Kaiserreich ab 1915 baute. Weitere Vertreter dieser Gattung waren zum Beispiel die Gotha GIII / GV und die AEG GIV. Geplant wurden sie (genauso wie bei den Alliierten) als strategische Bomber, konnten aber dieser Aufgabe nie gerecht werden. Ein britischer Bomberpilot beschrieb es nach dem Krieg so: "Wenn wir mit 4 Bombern eine Stellung des Feindes angriffen, traf nur einer das Ziel, die anderen warfen ihre Bomben auf irgendwelche Dörfer, da es noch keine richtigen Zielgeräte gab". Wie später auch im zweiten Weltkrieg wurde daraus eher ein Moral Bombing. Das größte Flugzeug war die Zeppelin Staaken mit einer Spannweite von 42,2 Metern. Angetrieben von bis zu fünf Motoren, 10 Mann Besatzung, und 4000 Kg Bombenlast war sie wirklich furchteinflößend. Von der R.VI wurden insgesamt 18 Maschinen gebaut. Der Stückpreis betrug damals 557.000 Mark! Keine der R.VI wurde je abgeschossen, dennoch gingen viele Maschinen durch technische Defekte oder Bruchlandungen verloren. Technisch waren die Flugzeuge auf dem neusten Stand der damaligen Luftfahrttechnik. So war der Aufbau zwar noch aus Holz, aber große Flächen wurden mit Aluminiumplatten beplankt. Auch war das Fahrwerk mit 18 Rädern sehr stabil. Im Zeitraum von 1917 bis 1918 warfen diese Bomber 27.190 Kg Bomben über England ab. Trauriger Höhepunkt war der erste Abwurf einer 1000 Kg Bombe auf den Stadtteil Chelsea in London. Nach Ende des ersten Weltkriegs wurden alle noch existierenden Zeppelin Staaken (mindestens 6 Stück) von den Alliierten zerstört.

Bausatz: Rodens außergewöhnlichen Bausatz wurde 2006 von der Zeitschrift Modell Fan zum Modell des Jahres gekürt. Obwohl schon fast 13 Jahre alt, kann er ohne Probleme mit heutigen Bausätzen mithalten. Es gibt sowohl die frühe Version der R.VI mit dem nach oben geschlossenen Rumpf, als auch die späte Version mit offenem Rumpf.

Der große Stülpkarton mit etwas einfach gestaltetem Deckelbild ist randvoll mit Spritzlingen in zwei Plastiktüten gefüllt. Des Weiteren natürlich die Bauanleitung und Decalbögen. Fangen wir aber erstmal mit den Plastikteilen an. Auf insgesamt 11 Gußästen tummeln sich rund 500 Einzelteile (es werden aber nicht alle benötigt). Die Qualität und Detailierung ist sehr gut, lediglich die Bomben haben etwas unschöne Sinkstellen. Ab und zu gibt es sichtbare Auswerfermarken, also nichts was der Modellbauer nicht beheben kann. Grate sind kaum vorhanden. Die Passgenauigkeit wird sich erst beim Bau zeigen, aber ich denke nicht, dass da nennenswerte Probleme auftauchen werden.

Ein kleinerer Spritzling ist für die Klarglasteile vorgesehen. Diese scheinen mir allerdings etwas schlierig. Da sollte man vielleicht über eine Alternative nachdenken, um von den "Innereien" wenigstens ein bisschen zu erkennen.

Bauanleitung/Bemalung: Die Bauanleitung führt auf 12 DIN A4 Seiten in 47 Schritten zum fertigen Modell. Lobenswerterweise hat Roden auch einen kurzen Abriss in Deutsch zur Zeppelin Staaken abgedruckt. Auch eine Farbvorgabe einzelner Teile ist in der Anleitung vorhanden. Die Farbangaben beziehen sich auf Humbrol.

Auf den letzten beiden Seiten ist die Verspannung zu sehen. Hier wird sehr viel Erfahrung benötigt, da es wirklich ein Drahtverhau wird! Diese sollten aber erst nach Auftragen der Decals in Angriff genommen werden.

Kommen wir jetzt zu den Decals. Ein kleinerer Bogen enthält die Eisernen Kreuze in weiß auf blauem Trägerpapier. Ein DIN A3 Fotodruck zeigt wo die Decals platziert werden. Die wirkliche Herausforderung kommt aber mit den weiteren 3 Decalbögen. Auf DIN A3 ist das Lozenge-Tarnmuster aufgedruckt. Für jedes Modellteil (Tragflächen etc.) sind auch Schnittschablonen für die Decals beigelegt. Da die Decals von Roden leider dafür bekannt sind, dass sie sich nicht gut verarbeiten lassen, ist also äußerste Vorsicht angesagt. Man könnte versuchen, sie mit einem speziellen Decallack etwas zu verstärken, um ein einreißen während der Verarbeitung zu minimieren. Oder man besorgt sich alternative Decals von anderen Herstellern, was aber auf Grund der Modellgröße ziemlich ins Geld gehen dürfte.

Fazit: Ein wirklich riesiges Flugzeug trotz 1/72. Gebaut hat die R.VI eine Spannweite von gut 62 Zentimetern! Dafür hat man aber einen wahren Hingucker. Dieser Bausatz ist definitiv nichts für Anfänger. Für Liebhaber der Kisten des ersten Weltkriegs aber vorbehaltlos zu empfehlen.

Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern, direkt bei Eduard oder für Händler bei Glow2B www.glow2b.de.

Jürgen Bellenbaum, Dallgow-Döberitz (Juli 2019)

Literatur

Alex Imrie
German Bombers of World War One
Arms and Armor Press
G.W.Haddow, P.M.Grosz
The German Giants
The Nautical & Aviation Publishing Company of America