Vorbild: Die Fairchild C-123 Provider war ein Transportflugzeug des Herstellers Fairchild und bei der USAAF der Nachfolger der Fairchild C-119 "Flying Boxcar". Sie stand ab 1955 im Dienst der USAF und später auch bei der US-Küstenwache (als HC-123B). Zum Anfang der 1980er-Jahre wurde die letzte Provider außer Dienst gestellt. Eingesetzt wurde sie in Südostasien. Dort kam sie sowohl in Vietnam, Kambodscha und Laos zum Einsatz. Traurige Berühmtheit erlangte die Provider durch das Versprühen von Agent Orange-Entlaubungsmittel!
Das US-Unternehmen Chase bot 1947 dem Militär einen Ganzmetalllastensegler CG-20 an. Davon entstanden zwei Prototypen. Nach Tests wurden zwei R-2800-23 Sternmotore eingebaut und das Flugzeug in XC-123 umbenannt. Die zweite Maschine erhielt zwei Strahltriebwerke und wurde so zur XC-123A. Sehr auffällig bei der C-123 war die große Heckladerampe, wie sie für spätere Transportflugzeuge weltweit ein Vorbild wurde. Chase konnte die Serienproduktion aus diversen Gründen nicht aufnehmen und so erhielt Fairchild den Auftrag über 302 Exemplare. Im September 1954 flog die erste Serienmaschine.
Als Weiterentwicklung entstand die C-123K. Diese erhielt unter jeder Tragflächenhälfte einen Pod mit je einem J85 Strahltriebwerk. 183 Exemplare wurden umgebaut. Ab 1965 entstanden bei Fairchild im Auftrage der USAF zwei NC/AC-123K Black Spot für Bodenangriffe. Diese hatten u.a. das Radar der Lockheed F-104 Starfighter, diverse Navigationssysteme sowie ein automatisches System zur Zielbekämpfung. Ab 1968 kamen die beiden NC/AC-123K in Vietnam erfolgreich zum Einsatz. Ersetzt wurden diese dort durch AC-130.
Da dieses Flugzeug auch eng mit dem Einsatz von Agent Orange verbunden ist, muss man hier insbesondere auf das Entlaubungsmittel eingehen. Es wurde großflächig zur Entlaubung von Wäldern und der Zerstörung von Nutzpflanzen in Vietnam und Laos durch die USA ab Januar 1965 bis 1971 eingesetzt. Da dieses Mittel auch Teradchlordibenzodioxin(TCDD) enthielt und der giftigste Vertreter der Dioxine ist, kam und kommt es zu Schäden auch bei den beteiligten Soldaten und der Bevölkerung. Noch heute kommt es in den Einsatzgebieten zum vermehrten Auftreten von Fehlbildungen, Krebserkrankungen und Immunschwächen. Während US-Soldaten durch die eigene Regierung entschädigt wurden, traf diese für die damaligen Gegner keinesfalls zu. 1977 wurden die Bestände an diesem Mittel übrigens auf hoher See verbrannt!
Bausatz: Schon 2014 erschien bei RODEN die erste Ableitung der C-123 Provider in 1/72. Nun erschien eine der berüchtigtsten Varianten als UC-123K und der normalen K mit Strahlturbinen. So gibt es nun einen neuen Spritzling für die Sprüheinrichtung. In dem attraktiven praktischen Stülpkarton befinden sich zwölf graue Spritzlinge mit 238 Einzelteilen, ein Klarsichtrahmen mit 23 Teilen, ein kleiner Fotoätzteilbogen, ein Decalbogen und die Bauanleitung.
Es sind die meisten Teile aus den drei vorhergehenden Bausätzen der C-123 bekannt. Ein Spritzgussrahmen für die Sprüheinrichtung wurde hinzugefügt. Die Einzelteile sind sauber abgespritzt und besitzen feine versenkte Strukturen. Innen gibt es schöne Strukturen und Trennwände. Jetzt liegt für Innen auch der Waffenschacht mit dabei. Von unten wird das einzige Fotoätzteil angeklebt. Das soll die Abwurfschächte darstellen. Daher kann die große Ladeluke auch wieder offen dargestellt werden.
Für die Fahrwerksschächte und das Cockpit gibt es genug Details. Immerhin kann man noch ein paar Sitzgurte ergänzen. Die Instrumente müssen bemalt werden. RODEN liefert aber schöne Strukturen. Bei den R-2800-Sternmotoren hat man sich ebenfalls Mühe gegeben. Sie entstehen aus jeweils 14 Einzelteilen und dann verschwinden sie hinter einer sehr engen Verkleidung… Die beiden Luftschrauben bestehen aus jeweils zwei Teilen. Für die K-Version sind die Nachbildungen der General Electric J-85-17-Strahlturbinen mit dabei. Weiterhin liefert Roden für die Tragflächenunterseiten noch Nachbildungen der Zusatztanks.
Die Rumpfseitenfenster werden von innen eingeklebt. RODEN weist in der Bauanleitung auf ein Gegengewicht von 20 Gramm für den Bug hin. Die gesamte Sprühanlage ist auch für den Frachtraum vorhanden. So muss schon fast die große Heckklappe offen bleiben.
In der Bauanleitung bezieht man sich auf das Farbsystem von Vallejo. Zusätzlich gibt es die Farbbezeichnungen auf Ukrainisch und Englisch. Der Decalbogen ist tadellos auf mittelblauem Trägerpapier gedruckt.
Bemalung:
Fazit: Die möglichen Decaloptionen sind sehr gegensätzlich. Da gibt es die Weihnachtsmaschine und die Provider zur chemischen Kampfführung. RODEN hat beide Optionen sehr gut umgesetzt und liefert ein Stück Geschichte im Modell in 1/72. Für fortgeschrittene Modellbauer sehr empfehlenswert.
Erhältlich sind die Bausätze von RODEN im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei Glow2b.
Volker Helms, Godern (September 2020)