Convair B-36B

Roden 347 - 1/144

Vorbild: Die B-36 Peacemaker gilt als der größte jemals im operativen Dienst genutzte Bomber der US Air Force. Seinen Ursprung hatte das B-36-Programm in einem Auftrag der Air Force von Ende 1941 für zwei Prototypen. Das Programm verlor durch den japanischen Überfall auf Pearl Harbor an Dringlichkeit. Die B-24 Produktion und die Entwicklung der B-32 hatten nun erstmal Vorrang. Im Juni 1943 wurde die Konstruktion festgeschrieben und am 8. August 1946 erhob sich die riesige XB-36 erstmals in die Luft. Die erste Serienmaschine B-36A flog erstmals am 28. August 1947 und damit begann die Kariere als erster interkontinentaler Atombomber der USA.

Ab Juni 1948 begannen die Lieferungen an die USAF. Doch die Zeit stand nicht still. Zeitweise stand das ganze Programm auf der Kippe, denn mit der B-47 hatte der erste Jetbomber des SAC seinen Schatten vorausgeschickt. So nutzt auch Convair das Triebwerk J-47 des Jets und rüstete die B-36 damit aus. So entstanden die Versionen B-36D, RB-36D und RB-36E (Umbauten aus unbewaffneten B-36A). Nachdem eine stärkere Version des Wasp Major Triebwerkes verfügbar war, wurde diese ab November 1950 verbaut und es entstand somit die Version B-36F. Ab April 1952 flog die H-Version, die sich durch ein verändertes System für die Abwurfwaffen unterschied. 83 Maschinen entstanden von der Bomberversion und immerhin noch 73 Aufklärer RB-36H. Die letzten Maschinen wurden als B-36J fertig gestellt und die ab September 1953 flog. Danach folgten schon Maßnahmen zur Verringerung der Startmasse zur Verbesserung der Flugleistungen. Ein Großteil der Bewaffnung wurde dabei ausgebaut. Im Jahr 1959 ging die letzte B-36 ins Museum.

Modell: Bei Roden scheint man eine Vorliebe für die zum Teil gigantischen Muster der 1950er Jahre der US Air Force zu haben. Natürlich spielen die wirtschaftlichen Gedanken auch eine Rolle. Zwar wurde das Thema B-36 in 1/144 von Hobbycraft schon in den Jahren 2002-2007 durch vier verschiedene Ausführungen bearbeitet. Allerdings sind die Bausätze nur noch sehr schwer und zu den dann üblichen hohen Preisen erhältlich. In diese Lücke geht Roden mit ihrem Bausatz der B-36B. Bei dieser Version wird es sicherlich nicht bleiben. So zeigen die Bauteile schon die Vorkehrungen für spätere Ausführungen mit den zusätzlichen Düsentriebwerken (Six Turning - Four Burning) und das andere Cockpitteil für die NB-36H.

Der Bausatz kommt in einem stabilen Stülpkarton mit einem sehr aufwendig gestalteten Bild. Dieses zeigt die Maschine mit Nordlichtern mit metallischen Effekten. Alle Spritzlinge sind in einem PE-Beutel verpackt. Hier wäre noch eine separate Verpackung der Klarsichtteile zum Schutz vor Verkratzen sinnvoll. Insgesamt besteht der Kit aus über 110 Teilen aus sieben Rahmen aus grauen Plastik und einem aus klarem Kunststoff.

Die Aufteilung der großen Hauptbauteile ist klassisch gewählt, wobei die beiden oberen Tragflächenstücken jeweils ein Stück des Rumpfes anmodelliert haben. Damit dürfte eine stabile Montage der langen Tragflächen gegeben sein, denn das fertige Modell hat eine Spannweite von fast 49 cm. Die Hinterkanten der Tragflächen, des Seitenruders sowie der Höhenruder sind alle zweiteilig, aber trotzdem sehr dünn. Die Gravuren sind auf allen Bauteilen gleichmäßig und detailreich. Sie spielen dann bei der Lackierung eine wichtige Rolle, da das Original aus zahlreichen unterschiedlichen Materialen aufgebaut war und damit die Oberflächen in verschiedenen Metalltönen wirkte.

Die Oberflächen sind alle seidenmatt, was der Haftung der Farbe zu gute kommt, aber für schöne Naturmetalleffekte eine gute und glänzende Grundierung notwendig macht. Etwas Vorsicht ist beim Heraustrennen der Tragflächenoberteile B1 und B2 notwendig, da der Angusssteg an den Randbögen in die Oberfläche geht. Die Lufteinlässe an der Vorderkante sind separate Bauteile und konnten somit offen gestaltet werden. Meiner Meinung nach ist die Formgebung des unteren Einlaufes allerdings zu rund und sollte etwas flacher sein. Was noch auffällt, ist, dass die Tiefe der Querruder etwas zu groß wirkt. Auf der Unterseite der Triebwerksverkleidungen sind in den Bereichen, wo sich am Original die Auspuffe befinden, nur Vertiefungen vorhanden. Hier könnte der geneigte Modellbauer diese mittels Rundprofilen noch nachbilden. Die großen Beulen auf der Unterseite, welche die Räder des eingezogenen Hauptfahrwerks aufnehmen, wirken etwas prominent. Dieser Eindruck lässt sich bestimmt durch überschleifen etwas abmildern.

Der große Rumpf ist längst geteilt. Die Aufhängung und Einschnürung des Seitenruders an der Vorderkante ist schön dargestellt. Das Modell bietet die Möglichkeit, die Stationen der Abwehrwaffen in geöffneter Stellung darzustellen. An diesen Öffnungen finden sich bei meinem Exemplar einige Fischhäute, welche aber leicht entfernbar sind. Die Abwehrwaffen selbst sind bedingt durch die Grenzen des Spritzgusses etwas dick, lassen sich aber einfach durch entsprechende Drahtstücken ersetzen. Es sind auch die Öffnungen für die Bullaugenfenster am Rumpf vorhanden. Diese werden durch Klarsichtteile dargestellt. Eine Inneneinrichtung in Form eines Cockpits ist nicht vorhanden. Ich schätze mal, dass es hier demnächst ein Angebot eines Nachrüstteils aus Resin von den üblichen Herstellern gibt.

Wie gut dieser Bereich durch die zahlreichen Fenster der gewächshausartigen Verglasung einsehbar ist und damit dieser "Mangel" wirkt, vermag ich jetzt nicht abschließend einzuschätzen. Die Klarsichtteile sind jedenfalls ganz ok. Eine Mammutaufgabe ist sicherlich das Maskieren der zahlreichen einzelnen Fenster, ein Modellbaukollege hat 76 Fenster gezählt. Am Rumpf mit angegossen ist der Sporn als Schutz des unteren Rumpfes bei Überrotation, englisch Tailbumper. Ein Hinweis auf ein Gewicht in der Nase ist vorhanden, 20 g sollen es sein. Genug Platz ist ja vorhanden.

Kommen wir nun zu den Kleinteilen. Diese befinden sich an den Rahmen E (2x vorhanden) und F. Das Fahrwerk zeigt einiges an Details wie Scheren und Dämpfer. Es wirkt auch stabil genug, um später das sicherlich nicht geringe Gewicht des fertigen Modells zu tragen. Die Räder verfügen über sauber modellierte Felgen und ein angedeutetes Profil. Bei den Fahrwerksklappen muss jeweils auf der Rückseite eine Auswerfermarkierung verschlossen werden. Die Propeller stellen den frühen Typ mit den runden Blattspitzen dar und passen damit zur dargestellten Version aus dem Kasten. Der Anstellwinkel ist eher flach. Bei der Montage muss man aufpassen, damit alle Propeller in eine Richtung drehend montiert werden. Die Spinner und "Distanzstücke" zwischen Propeller und Triebwerk sind separate Bauteile. Eine drehbare Montage dieser scheint möglich zu sein.

Den Bau des Modells zeigt die Bauanleitung klar und deutlich in 12 Schritten. Ebenfalls findet sich eine Schwarzweiß-Grafik für die Positionen der allgemeinen Markierung wie die Laufwegsbereiche auf den Tragflächen. Auf einem einzelnen A4-Blatt wird in farbigen Abbildungen die Bemalung und Position der Abziehbilder gezeigt. Leider wird nur jeweils die linke Seite des Rumpfes gezeigt. In aller Regel duplizieren bzw. spiegeln sich ja die Markierungen, ob das allerdings auch für Verbandswappen gilt, steht dabei etwas im Dunkeln.

Die Decals befinden sich auf einem A4-Format großen Bogen. Der Druck ist glänzend ausgeführt und grundsätzlich ganz gut. Im Bereich der Wappen des 7th Bomb Wing bzw. der 8th Air Force ist leichter Versatz zu sehen und das Gelb könnte intensiver sein. Mal sehen, wie das dann auf dem Modell aussieht. Gut ist, dass die Abziehbilder für die Walkways und das Seitenleitwerk geteilt sind. Die im Kasten enthaltenen Markierungen erlauben den Bau von zwei Maschinen:

Beide Maschinen sind bekannte frühe B-36. Die 44-92033 findet man oft auf Fotos, während die 44-92075 den ersten Broken Arrow Vorfall zum Opfer fiel, also einem Verlust einer Nuklearwaffe während einer Übung.

Fazit: Sicherlich stellen sich die Leser die Frage, wie sich dieser Kit im Vergleich zum Hobbycraft-Bausatz schlägt. Nun, ein Vorteil der B-36 aus dem Haus Roden ist sicherlich die Verfügbarkeit und der deutlich geringere Preis. Ansonsten bieten beide Bausätze Stärken und Schwächen. In Details ist der Hobbycraft-Kit besser, mit etwas zusätzlichem Einsatz lässt sich aber auch die Roden B-36 auf dieses Niveau heben. Das größte Problem der Peacemaker der kanadischen Firma sind aber die Tragflächen, welche einen hängenden Eindruck wiedergeben, was nur schwer zu korrigieren ist. Daher spricht viel für den Roden-Bausatz.

Erhältlich dieser Bausatz für Händler bei Glow2b oder für Modellbauer im gut sortierten Fachhandel.

Vorbildteil: Volker Helms

Sebastian Adolf, Wettstetten (Februar 2021)

Literaturhinweise:

Dennis R. Jenkins
Magnesium Overcast - The Story of the Convair B-36
Verlag Specialty Press