U-Boot Typ 206A

Revell 05095 - 1/144

Vorbild: Die U-Boot Klasse 206 entwickelt in den frühen 60er Jahren stellte für den damaligen U-Boot Bau einen technischen Meilenstein dar. Die damaligen Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) und Rheinstahl Nordseewerke GmbH (RNSW) konnten auf die deutschen Erfahrungen im U-Boot Krieg des 2. Weltkrieges zurückgreifen. Die Klasse 206 war ein Diesel-elektrisches Boot und wurde speziell an die Gegebenheiten der Nord- und Ostsee angepasst. Mit nur 498 t Verdrängung im getauchten Zustand ist es ein wahrer Winzling, verglichen mit anderen westlichen Jagd-U-Booten (z.B. 6927 t Los-Angeles-Class). Für seine geringe Größe ist es mit 8 Seehecht Torpedos sowie 24 See-Minen stark bewaffnet und als reines Jagd-U-Boot zur Schiffsbekämpfung konzipiert. Die Minen werden extern in einem Behälter „Gürtel“ mitgeführt, der auch genauso funktioniert. Auf eine Bewaffnung wie Cruise-Missiles (bei westlichen U-Booten üblich) wurde verzichtet, was sich für die heutige Verwendung als nachteilig erwies aus größenspezifischen Gründen aber auch einfach nicht praktikabel wäre. Damals dachte man auch noch nicht an „Multi-Mission“-Fähigkeiten, denn schließlich ist die Bundesmarine erst in den letzten Jahren zum „Force-Provider“ einer sich ständig transformierenden Bundeswehr geworden.



Nicht nur die Größe und exzellente Manöverierbarkeit, sondern auch geringe Geräuschemissionen sprechen hingegen für den Entwurf. Zum Schutz vor magnetischen Minen und Detektion durch MAD-Sensoren (Messung von Magnetfeldanomalien) wurde das Boot aus amagnetischem Chrom-Nickel Stahl gefertigt und gilt als schwer aufzuspüren. Für die 22 Mann starke Besatzung mussten ergonomisch gesehenallerdings einige Abstriche gemacht werden, aber drangvolle Enge sind für deutsche U-Boot-Fahrer nichts wirklich Neues. Die einzige Person die an Bord eine eigene Kabine hat, ist der Kapitän, Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften müssen sich die Kojen teilen und schlafen wechselweise im Muff des Anderen. Nachts bildet sich vom feuchten Atem der Schlafenden Kondenswasser welches langsam herabregnet, „Zeckenbisse“ nennen dies U-Boot-Fahrer. Nach über 30 Jahren Dienst in der Bundesmarine werden diese zuverlässigen Boote nun allmählich von den U-Booten der Klasse 212 abgelöst und es wird eine neue Ära deutscher Unterseeboote eingeläutet.



Ende der 90er Jahre schaffte es U-24 den amerikanischen Flugzeugträger USS Enterprise ins Fadenkreuz zu nehmen, was nach amerikanischen Angaben so gut wie ausgeschlossen wurde, das Foto wurde erst vor kurzer Zeit freigegeben und war z.B. auf Spiegel-Online zu sehen. Aufgrund dieses Vorfalls musste seinerzeit ein amerikanischer Admiral seinen Hut nehmen.

Bausatz: Der Bausatz kommt in braungrüner Farbe, eine erhebliche Erleichterung denn U-Boote sind in der Regel recht dunkel lackiert, so auch die Typ 206 U-Boote. Die Gravuren sind sehr fein wiedergegeben was gerade im Maßstab 1:144 wichtig ist. In diesem Punkt übertrifft es sogar das neue Revell Klasse 212 U-Boot. Verschiedene Luken und ein Zugang seitlich des Turms können geöffnet dargestellt werden. Beim Interieur ist ein bisschen Eigeninitiative gefragt allerdings wird man durch die kleinen Öffnungen wenig erkennen. Die Bausatzform wird mit Revell © 1997 wiedergegeben. Vermutlich wurden in diesem Zeitraum auch die letzten Geheimnisse um das U-Boot gelüftet. Gerade die Schiffsschraube ist ein besonders sensibler Bereich der bis heute von der Bundesmarine abgeschirmt wird. An Daten heranzukommen muss also sicherlich sehr schwer gewesen sein. Sehr fein sind die filigranen Antennen und Radarmaste wiedergegeben. Selbst Puristen können hier auf teure Nachrüstsätze verzichten, der Bausatz lässt sich sicherlich gut aus der Kiste bauen. Die Tieferuder lassen sich ein- und ausgefahren darstellen und auch sonst hat der Bausatz jede Menge Optionen parat. Zur besseren Ansicht habe ich kleine Preiser Figuren im Maßstab 1:144 auf den Spritzling gelegt, so dass man in etwa eine Größenvorstellung hat.

Leider kann man das U-Boot nicht als Waterline-Modell bauen, dafür liegt ein kleiner Ständer bei, der mit einem Decal beklebt werden kann. An Decals liegt die Beflaggung der Bundesmarine bei, Belademaße und Markierungen für U-15 (S-194), U-17 (S-196), U-18 (S-197) und U-24 (S-173). Bis auf U-24 befinden sich alle Boote im aktiven Dienst und sind für den gesamten Zeitraum von Mitte der 70er Jahre bis heute verwendbar. Der Modellbauer sollte im Hinterkopf behalten, dass die Boote Ende der 80er Jahre zur Klasse 206A umgebaut wurden, welche Modifikationen nötig sind, um einen Typ 206 zu bauen erschliesst sich mir nicht. Der geneigte Modellbauer sollte also auf Seiten wie www.Modellmarine.de stöbern, um dort fündig zu werden.

Fazit: Für 9,95 Euro kann man sicherlich nicht viel falsch machen. Der Bausatz ist auf Höhe der Zeit und wird auch den ambitioniertesten U-Boot Fetischisten zufriedenstellen. Wer schon das U-Boot Klasse 212 gebaut hat und dies nun ein einsames Dasein fristet, kann nun seine Sammlung komplettieren. Zu hoffen bleibt nur, dass auch das Schnellboot Gepard/ Albatross als Wiederauflage in die Geschäfte kommt. Schiffsmodellbauer stehen nach der Ankündigung des Fletcher-Klasse Zerstörers, welcher eine komplett neue Bausatzform ist, in den Startlöchern um im für den Schiffsmodellbau ungewöhnlichen Maßstab 1:144 Fuß zu fassen. Sollte der Zerstörer ein Erfolg werden, warum nicht mal eine moderne Fregatte wagen, liebes Revell-Team?

Quellen:

Till Huber, Berlin (Oktober 2008)