Vorbild: Der Tornado, der seit seiner Entwicklung 1975 schon 40 Jahre auf den Buckel hat, erfüllt in vier Nutzerstaaten immer noch wichtige Aufgaben. Dies sind die drei Herstellerländer Deutschland, Italien und Großbritannien und als einziger Exportkunde Saudi-Arabien.
Entwickelt wurde das Flugzeug als europäisches Projekt MRCA. Zur gemeinsamen Firma Panavia gehörten Messerschmitt-Bölkow-Blohm, Britisch Aerospace und Aeritalia. Das Flugzeug wurde als mehrrollenfähiges Kampfflugzeug entwickelt. Im Cockpit, in Tandemkonfiguration konstruiert, fand der Waffensystemoffizier hinter dem Piloten seinen Platz. Durch Schwenkflügel, die je nach Geschwindigkeit den Anstellwinkel verändern, kann der Tornado in verschiedenen Geschwindigkeitsbereichen gut operieren. Die Basisversion des Tornados als Jagdbomber wird als Interdiction/ Strike kurz IDS bezeichnet. Der Tornado verfügt über ein Geländefolgeradar. Mit ihm kann er in 30 Meter Höhe fliegen und so unter der Radarstrahlung seine Angriffe ausführen. Zwei Turbo-Union RB 199-34R von Rolls-Royce beschleunigen ihn auf Mach 2,2 (2335 Km/h).
Eine Abfangjägervariante entstand unter der Bezeichnung F.2 und F.3. Diese wurden von Großbritannien, Italien und Saudi-Arabien eingesetzt. Diesen Maschinen, auch als ADV (Air Defence Variant) bekannt, war aber nur eine vergleichbare kurze Einsatzzeit beschieden. Der größte Unterschied zum Jagdbomber war ein vergrößertes Random um das AI MK24 Foxhunter Luft-Luft-Feuerleitradar aufzunehmen. Die Luftwaffe endschied sich gegen dieses Jagdflugzeug. Auch die Royal Air Force setzt bis heute voll und ganz auf die Jagdbombervariante. Obwohl ihn der Eurofighter Typhoon, wie er in England genannt wird, immer mehr ersetzt wird der Tornado GR.4 noch einige Jahre als Arbeitspferd eine wichtige Rolle spielen.
Der Tornado wurde bei der Luftwaffe Großbritanniens in der Version GR.1 ab Anfang der 1980er Jahre eingeführt. War er anfangs auch in Deutschland stationiert, wurden die letzten Staffeln 2001 in das Vereinigte Königreich zurückverlegt. Heute sind die Tornado GR.4 auf den RAF Stützpunkten Loussiemouth und Marham stationiert. Ab 2019 sollen laut britischer Regierung die letzten Tornados ausgemustert werden und der Typhoon diese Einsatzrolle übernehmen. 142 Tornado GR.1/GR.1A wurden einer Kampfwertsteigerung zur Version GR.4 und zur Aufklärungsvariante GR.4A unterzogen.
Wesentliche Bestandteile der Umrüstung waren der Einbau eines zweiten, unter dem Bug nach vorn blickenden Infrarotsensors, eine Verbesserung der Avionik (Waffenelektronik, Head-Up-Display, Navigationsanlage (GPS, LASER, INS, GPWS, digitale Kartendarstellung) und Ausbau der Nachtkampffähigkeit. Durch den erhöhten Platzbedarf musste eine 27 mm Maschinenkanone Mauser BK-27 entfernt werden. Die Umrüstung begann 1997 und die Royal Air Force erhielt 1998 die ersten Maschinen. Durch die Modernisierung kann der GR.4 eine Vielzahl von Waffen einsetzen. Dazu gehören lasergelenkte Bomben, GPS gesteuerte und panzerbrechende Munition. Der Tornado der Royal Air Force hat in vielen Konflikten und auch heute in der Anti-IS-Koalition über Syrien und dem Irak seine Zuverlässigkeit bewiesen.
Bausatz: Mit dem Tornado GR.4 im Quatermaßstab 1:48 bringt Revell eine zweite Variante des aus neuen Formen entstandenen Grundbausatzes (IDS Bausatznr.03987) heraus. In dem etwas unpraktischen und nicht gerade stabilen Schüttkarton im neuen Design sind 15 hellgraue Spritzlinge und ein Gussast aus Klarsichtmaterial mit Cockpithaube, Positionsleuchten und Landescheinwerfer enthalten. Alles in allem 280 Bauteile. Das neue Layout der farbigen Bauanleitung wurde weiter überarbeitet. Aus mattem Papier wurde glänzendes. Die Bauleitung umfasst 22 Seiten und führt durch 94 Bauabschnitte.
Revell gibt hier die größte Schwierigkeitsstufe (Level 5) an. Dies ist auch berechtigt. Ist man es als Modellbauer diverser Flugzeugkits gewöhnt mit zwei Rumpfhälften zu arbeiten, in die das Cockpit eingeklebt wird, beginnt bei diesem Tornadobausatz alles mit einer Bodenplatte. In diese werden beginnend mit dem Cockpit auch die Lufteinläufe mit Triebwerksschaufeln verklebt. Alles wird wie beim vorderen Rumpfbereich (Cockpitschalen) mit Seitenteilen ummantelt. Hier sollte man sehr vorsichtig arbeiten, um die hervorragende Darstellung der Oberflächendetails mit feinen Blechstößen nicht durch zu viele Klebepunkte und dem folgenden Verschleifen zu zerstören. Ein flüssiger Kleber mit hoher Fließeigenschaft ist hier von Vorteil.
Hat man diese Hürde genommen überzeugt der Bausatz mit einer Vielzahl von Details. Optional können die Tragflächen schwenkbar dargestellt werden. Vorflügel, Spoiler, Landeklappen und Luftbremsen können je nach Wunsch des Modellbauers ausgefahren oder eingefahren verbaut werden. Selbst die Schubumkehr lässt sich bei diesem Modell darstellen. Die Höhenruder lassen sich beweglich einbauen. Die Aufhängungspylone können mit den Tragflächen mit schwenken.
Dem Bausatz liegen die den englischen Tornados typischen Hindenburg-Zusatztanks bei. Auch die bekannten 1500 Liter Zusatztanks aus dem IDS Bausatz sind enthalten. Des Weiteren ein BOZ 107 Täuschmittelbehälter und ein Skyshadow-Pod. Als einzige Bewaffnung finden sich im Bausatz die Sidewinder AIM-9L. Diese fallen aber aufgrund ihrer Detaillierung hinter dem Bausatz weit zurück und sollten ausgetauscht werden. Für die Pylone unter den Rumpf vermisse ich die dazugehörige Waffenlast. Hier kann der Zubehörmarkt Abhilfe schaffen.
Bemalungsvarianten: Der Decalbogen des GR.4 erlaubt den Bau zweier Maschinen. Einer mit einer farbenprächtigen Leitwerklackierung und einer etwas graueren Maschine.
Revell bezieht sich auf das hauseigene Farbsortiment. Hier kann zwischen Email-Farben und den Aqua-Color Farben auf Acrylbasis gewählt werden. In der Bauanleitung sind auch die einzelnen Farbtöne farbig hinterlegt. Mehrere Farbtöne müssen gemischt werden. Durch die neuen Angaben zur Verarbeitung der Decals (weiße Zahl auf grünen Grund) wirkt der Painting und Decal Guide etwas überladen. Hier ist Konzentration vonnöten, um nicht durcheinander zukommen.
Fazit: Mit dem Tornadobausatz der Royal Air Force Version, hat Revell den IDS Tornado von 2014 durch Hinzufügen der nötigen Teile für die englische GR.4 Version, ein weiteres Mal fit gemacht. Durch die Komplexität der einzelnen Baugruppen ist hier der erfahrende Modellbauer gefragt. Der Preis von knapp 30 Euro ist für so ein Modell kaum zuschlagen. Etwas schmerzlich Vermisse ich einen dazugehörigen Waffensatz. Auch die auf den alten Kartons vorhandene Typenbeschreibung, die wegen der Neugestaltung der Kartons wegefallen ist, fand ich sehr informativ. Wer einen sehr guten Tornadobausatz in die Vitrine stellen möchte sollte zugreifen.
Andreas Wolf, Berlin (Januar 2016)
Literaturhinweise:
Bernd und Frank Vetter Der Tornado Motorbuch Verlag, Stuttgart |