Auf die Historie und das Schicksal des Schiffes einzugehen, hieße Eulen nach Athen tragen. Deshalb widmen wir uns auch direkt dem neuen Bausatz der Titanic, den Revell/Bünde Westfalen im beliebten Sammlermaßstab für Schiffsmodelle 1:700 kürzlich auf den Markt gebracht hat.
Beachtenswert ist erst einmal der Hinweis auf der Kartonseite, das Modell sei einfach zu bauen wegen verdrehsicherer Bauteile. Damit meint Revell, dass Kleinteile wie z.B. die Kräne nicht runde Zapfen als Klebepunkte haben, sonder rechteckige. Das mag die genaue Fixierung auf Deck erleichtern, aber ob der Zusammenbau der 132 Einzelteile wirklich so einfach ist, muss sich in der Praxis auf den Basteltisch zeigen.
Auf alle Fälle sind die Bauteile hervorragend gestaltet, und uns gefällt insbesondere die Struktur der beim Original genieteten Eisenplatten des Rumpfes. Auch wenn es da sicher Kritik geben wird. Aber das Auge baut mit. Und ein langweilig glatter Rumpf würde dem Betrachter später keine einprägsame Optik des Modells geben. In den Rumpf sind unzählige winzige Bullaugen eingeprägt. Wie bekommt man diese mit einer schwarzen Rumpfbemalung zur Geltung? Hält man die Teile ins Licht, ist festzustellen das die Innenfläche zu den Bullaugen extrem dünn ist. Ein wegschleifen der dünnen Innenwände bis die Fenster durchbrochen sind, wäre eine einfache Lösung.
Die vielen Rettungsbote verfügen dankenswerter Weise über eine Persenning. Gefallen können auch die Schornsteine mit den angegossenen Leitungen und Rohren, ebenso die feine Deckstruktur. Ob die durchbrochenen Fenster der Kommandobrücke und im Passagierbereich die Lösung sind, wird strittig bleiben. Eventuell wäre hier glatte Struktur und Decals für die Fenster die bessere Lösung gewesen. Aber nun, es ist nun mal wie es ist und mit Clear-Fix, von innen aufgetragen, lassen sich die Fenster sicher versiegeln.
Unseres Erachtens ist der Titanic-Bausatz der erste in diesem Maßstab, den Modellbauer auch den "Waterline Maßstab" nennen, weil die meisten Liebhaber ihre Modell an der Wasserlinie trennen und auf kleine Dioramen setzen. Wer das möchte, muss bei diesem Modell zur Säge greifen, um die besagte Trennung zu bewerkstelligen.
Zum Schluss noch der Hinweis auf einen kleinen Decalbogen mit Namen des Schiffes für die Bordwand und auf den Ständer, inklusive dünner Trennlinie für die obere Bordwand.
Fazit: Ein schöner Bausatz der Titanic, zu einem für heutige Verhältnisse sehr fairen Preis.
Hans- Jürgen Bauer, Berlin (Oktober 2012)