Vorbild: Nach den Erfahrungen die das Deutsche Heer ab Herbst 1941 mit dem russischen T-34 machte forderte das Heereswaffenamt einen Panzer der größer und besser sein sollte als alle damaligen Panzer der Alliierten. Aufgrund der veränderten Lage auf den Kriegsschauplätzen wurde besonderer Wert auf bessere Bewaffnung, stärkeren Schutz sowie defensive Fähigkeiten vor hoher Geschwindigkeit gelegt. Im August 1942 begannen die Porsche KG in Stuttgart und die Henschel Werke in Kassel mit der Konstruktion. Den Zuschlag für die Serienproduktion erhielt im Oktober 1943 Henschel und lieferte zwischen Dezember 1943 und März 1945 insgesamt 489 Panzer Tiger II. Als Hauptbewaffnung wurde die 8,8 cm 43 L/71 eingebaut, die zu den stärksten Panzerkanonen ihrer Zeit zählte. Ferdinand Porsche hatte bereits 50 Türme für seine Konstruktion, auf eigene Rechnung, in Auftrag gegeben. Diese wurden dann auf den Henschel Tiger montiert, bis ab Juni 1944 der leichter herzustellende Henschel Entwurf unter dem Namen Produktionsturm verbaut wurde. Am 11. Juli 1944 kamen die ersten Tiger in der Normandie, nahe dem Dorf Collombelles, zum Einsatz wo zwölf Königstiger in kürzester Zeit etliche Shermans, Kanonen und Halbkettenfahrzeuge der US-Truppen zerstörten. Bei den Alliierten sorgte der Einsatz dieser Panzer für großen Respekt und führte zu der Bezeichnung als "King Tiger" bzw. "Royal Tiger". Unter dem inoffiziellen Namen "Königstiger" ist er bis heute allgemein bekannt.
Bausatz: Nachdem Takom, Meng, Mini Art und andere Hersteller ihre Bausätze immer mehr mit kompletter Inneneinrichtung ausstatten, ist nun auch Revell auf diesen Zug aufgesprungen. Der Tiger II entstammt der Kooperation mit ICM.
Normalerweise werden die Bausätze nur noch in Faltkartons ausgeliefert, jedoch kommt hier mal ein Stülpkarton, mit den beachtlichen Ausmaßen von 47 x 35 cm, auf den Tisch. Hierbei handelt es sich um eine Limitierte Edition mit einem schön gestalteten Kartonbild, das schon gut zeigt worum es hier geht. Den Ausgangsbausatz mit insgesamt 331 Teilen und zweiteilige Vinylketten hat Revell nun mit Ketten aus Einzelgliedern, einer kompletten Innenausstattung vom Fahrerplatz bis zum Motor sowie eingerichtetem Turm samt Munition erweitert, ein echtes Monstrum.
Zu den Teilen für die Ober- und Unterwanne sind nun insgesamt 17 Spritzlinge mit 928 Teilen zu verarbeiten. Die Oberwanne besitzt bereits angegossene Seitenschürzen, die entweder mit Front- und Heckteilen aus Kunststoff oder mit Metallelementen super detailliert werden können.
Als weitere Besonderheit gibt es auch noch Metallteile für das Kanonenrohr, MG Lauf, Feuerlöscher, Rücklichter sowie die Antenne. Das zweiteilige Kanonenrohr des ICM Bausatzes beispielsweise wird hier gar nicht verwendet. Hier liegt separat eine Rohrhälfte zusätzlich bei von der jedoch auch nur der Sockel und die Mündungsbremse Verwendung findet.
Zusätzlich liegt noch ein großer Ätzteilbogen mit rund 70 weiteren Bauteilen bei, die mit einer separaten Bauanleitung augenscheinlich von Revell selbst gefertigt werden, da viele Teile davon als Alternative für die Kunststoffversion dienen. Der beiliegende Ätzbogen ist zwar sehr reich bestückt, jedoch auch so dünn wie ein Blatt Papier. Hier sollte sich wirklich nur ein erfahrener Modellbauer heranwagen.
Die Qualität der Teile ist sehr gut und Auswerfermarkierungen sind an günstigen Stellen unsichtbar angebracht. Die Passgenauigkeit scheint hier ebenfalls ausgezeichnet zu sein und sorgt für Bastelspaß ohne Spachtelorgie.
Die Einzelgliederketten sind zwar leicht zusammenzubauen, jedoch enthält die Anleitung keine Angaben darüber wie viele Glieder für jede Seite benötigt werden. Hier hilft dann nur probieren, um die genaue Anzahl zu ermitteln.
Bemalung: Die Abziehbilder bieten die zwei Fahrzeuge des alten Bausatzes. Die Farbangaben für drei Versionen beziehen sich auf ein Fahrzeug des 501 schweren Panzerbatallion in der Ardennenschlacht Dezember 1944, der dritten Kompanie des 502 schweren Panzerbatallion in Kassel 1945 (Ohne jegliche Markierungen) sowie einer US Beuteversion in der Normandie 1944. Die Farben des Revell Sortiments sind sogar mit genauen Mischungsverhältnissen angegeben.
Fazit: Was Revell hier abgeliefert hat besitzt die Bezeichnung "Platinum Edition" wirklich zurecht. Der Bausatz enthält alles was das Modellbauerherz begehrt. Mit dem Erwerb kann man sich wirklich den Kauf von Zubehörteilen sparen, da hier alles bereits enthalten ist. Preislich liegt dieser Bausatz zwar gleichauf mit den Produkten von anderen Herstellern, jedoch spielt er auch in der gleichen Liga. Wer noch keinen Tiger II in seiner Sammlung hat sollte wirklich diesen "King Tiger" auf seine Wunschliste setzen. Sehr empfehlenswert
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.
Reiner Janick, Berlin (Dezember 2018)