Vorbild: Es handelt sich um ein typisches Segelschiff des 18. Jahrhunderts und soll ein Piratenschiff darstellen. Ein historisches Vorbild gibt es nicht. Ein Name wird nicht erwähnt, doch das Modell entspricht Jack Sparrows Schiff aus dem Film "Fluch der Karibik - Fremde Gezeiten". Das vorliegende Modell unterscheidet sich von der Black Pearl durch die Galeonsfigur eines Schwans. Ob das jetzt von Revell verkaufte Modell mit dem Schiff aus dem Film identisch ist, ist unbekannt und ebenso relevant wie die Frage, ob Jack Sparrow den Titel "Captain" zu Recht führt.
Bausatz: Das Modell ist die "Black Swan" von Zvezda mit neuem Federkleid, sprich dem Outfit von Revell. Der große etwas instabile Karton ist von oben zu öffnen. Er enthält 896 Teile an 22 Spritzlingen aus grauem Kunststoff, einem Spritzling aus transparentem Kunststoff, einem Fußteil des Präsentationsständer aus grauem Kunststoff, einem Druckbogen mit Piratenflaggen, Garn verschiedener Dicke, eine Schnur als Ankerseil sowie die Bauanleitung.
Die vielen Teile rechtfertigen die Schwierigkeitsstufe 5. Zu den zahlreichen Kleinteilen gehören 32 Kanonen, die aus sieben Teilen bestehen. Auch hier sieht man, dass kein historisches Vorbild genutzt wurde, denn normalerweise befinden sich in den unteren Batteriedecks größere Geschütze als oben. Das auf dem Deck befindliche Beiboot ist mit Rudern, niedergelegtem Mast mit Segeln und einem Wasserfässchen ausgestattet. Dazu kommen etliche Blöcke und Rollen für die Takelage. Die Wanten sind aus hartem Plastik und nicht schlecht detailliert. Für Bastler mit dem Hang zur Vervollkommnung bieten sich hier genug Möglichkeiten noch Vorbildgerechter zu werden.
Die Bauteile wirken gut gegossen und es sind ausreichend Einzelheiten erkennbar. Insbesondere die Holzmaserung und die Heckverzierungen kommen sehr gut heraus.
Die wenigen Klarsichtteile sind gut.
Die Segel sind aus festem Plastik von einiger Dicke. Die Bemalung dürfte daher gut von der Hand gehen. Wahrscheinlich wird man hier mit Schattierungen ein schönes Ergebnis erzielen können. Ebenso dürften sie sich hervorragend eignen, eigene Stoffsegel herzustellen, da man den Stoff fest über das Plastik ziehen kann.
Beigefügt sind Piratenflaggen aus Papier zum Ausschneiden. Sie wirken billig. Sie könnten jedoch gut nachgearbeitet und gealtert werden. Ebenso können sie als Vorlage für ordentliche Flaggen aus Stoff dienen.
Bauanleitung/ Bemalung: Die Bauanleitung ist noch im alten Revell-Stil in schwarz-weiß. Da es nicht auf eine besonders akkurate Farbdarstellung ankommt, ist dies nicht problematisch. Die Takelungsanleitung ist mittelmäßig. Es ist jedoch möglich, das Modell damit ordentlich zu takeln. Und falls man mal einen Tampen weggelassen hat - so sind die Piraten eben.
Fazit: Der Bausatz ist wunderschön. Die Holzmaserung des Rumpfes und des Decks verspricht bei sorgfältiger Bemalung eine realistische oder auch nur schöne Holzimitation. Hier mit Washes und/oder Ölfarben zu arbeiten, dürfte viel Freude bereiten. Das Beiboot ist eine Pracht, es ist ein Modell im Modell. Im Maßstab 1:72 gibt es im Handel Figuren, die dazu passen, gleiches gilt für die Besatzung. Die zweigeteilten Masten des Schiffes geben die Möglichkeit, Verstärkungen aus Metallrohr einzuarbeiten. Die verschiedenen Garne machen keinen schlechten Eindruck, jedoch könnte es sich anbieten, Elastikgarn gleicher Dicke zu verwenden, das ebenfalls den Eindruck von Tauwerk vermittelt, jedoch nicht so stark gespannt werden muss und einfach zu verarbeiten ist. Als Ergebnis der Mühen erhält man ein zeitloses, sehr repräsentatives und großes Modell.
Der Bausatz unterliegt sehr starken Preisschwankungen. Zuletzt reduzierte Revell den Preis von Euro 99,99 auf 57,99, erklärt aber derzeit, dass es nicht am Lager sei. Der Fachhandel verlangt zwischen 80 und 120 Euro, auch Angebote für 60 Euro gibt es gelegentlich.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im Spielzeugfachhandel oder bei Revell direkt.
Burkhard Kötke, April 2020