Vorbild: Die neuen sowjetischen Kampfpanzer mit ihrer starken Panzerung machten 1941 der Wehrmacht deutlich, dass ihre bisherigen Panzer und Geschütze nur unzureichend und mittlerweile veraltet waren. Um diese Fähigkeitslücke schnellstmöglich zu schließen, wurden behelfsmäßig alte Wannen mit effizienteren Kanonen ausgestattet und als Panzerjäger eingesetzt. Hierzu gehörte auch der PzKpfw. 38(t), der seine Belastbarkeitsgrenzen als Kampfpanzer erreicht hatte und aus der Nutzung genommen wurde, dessen Fahrgestell sich aber als sehr zuverlässig erwiesen hatte. Als Kanone kam die in großen Stückzahlen erbeutete sowjetische 7,62 mm F-22 zum Einsatz. Mit nur leichten Umbauten wurde sie direkt auf die Wanne montiert, die neue Bezeichnung lautete Panzerjäger 38(t) für 7,62 cm PaK 36 (r.) (Sd.Kfz. 139) "Marder III". Die Besatzung verblieb hinter dem Geschütz, offen auf dem Fahrzeug. Die Kanone auf Selbstfahrlafette bewährte sich zwar, aber die Nachteile für die fast ungeschützte Besatzung waren offensichtlich. Um den Schutz zu verbessern, wurden nun beim PzKpfw. 38(t) Ausf. H die Panzerung höher gezogen und der Kampfraum vertieft. Als Geschütz nutzte man nun die deutsche 7,5 cm Pak 40. Das Fahrzeug erhielt den Namen Panzerjäger 38(t) für 7,5-cm-PaK 40 Ausf. H (Sd.Kfz. 138) "Marder III". Auch hier war die Schutzwirkung noch nicht ausreichend.
Mit dem Panzerjäger 38(t) Ausf. M wurde nun der Motor nach vorne zum Wechselgetriebe verlegt, wodurch im hinteren Bereich der Wanne genügend Platz für einen niedrig liegenden Kampfraum entstand. Die Wände wurden so hoch eingebaut, dass die Besatzung von vorne und seitwärts bis zum Kopf sowie von hinten bis zum Oberkörper geschützt war. Zudem wurde die Fahrerfront abgeschrägt. Die 7,5-cm-Pak 40/3 wurde als Bewaffnung verwendet. Im Zeitraum vom Mai 1943 bis Mai 1944 liefen 942 Stück vom Band. Die Selbstfahrlafette wurde auch für andere Fahrzeuge wie für den Geschützwagen 38 "Grille" und den Flakpanzer 38 Ausf. L verwendet. Die Ausf. M erwies sich als effektiver Panzerjäger, der an allen Fronten allen damaligen Feindpanzern gefährlich werden konnte. Dennoch musste er hohe Verluste aufgrund der oben offenen Konstruktion hinnehmen. Daher wurde ein geschlossener Panzerjäger entwickelt, der Jagdpanzer 38(t) "Hetzer".
Quellen:
Panzer-Kampfwagen 35(t) und 38(t) und ihre Abarten, Walter J. Spielberger, Militärfahrzeuge Band 11, Motorbuch Verlag
Wikipedia.org DE (Artikel: Marder III)
Bausatz: Seit dem Aufkauf der Toxso-Spritzgussformen durch Revell werden immer mehr Bausätze veröffentlicht, die in Europa bisher unbekannt waren. Hierzu gehören auch der Marder III und die Grille; zwei Fahrzeuge, die bisher nur von osteuropäischen Herstellern im Short-Run-Verfahren oder, im Falle des Marder III, vor fast 50 Jahren von ESCI angeboten wurden.
In dem für Revell typisch bunten, aber instabilen Faltkarton befinden sich 138 Teile auf fünf graue Spritzlinge verteilt, die Bau- und Bemalungsanleitung sowie die Decals. Weitere Teile stammen noch von dem Grille-Bausatz und wandern in die Restekiste. Die Abspritzung und Sauberkeit der Gussrahmen sind okay. Es gibt vereinzelte Sinkstellen im Bereich der Rahmen und ein paar Fischhäute. Die zahlreichen Auswerfermarken befinden sich allesamt in nicht sichtbaren Bereichen. Lediglich in den Ketten zwischen den Führungszähnen befinden sich kleine Marken, die durch die Zähne und Laufrollen aber schwer einsehbar sind. Insgesamt sollte die Versäuberung der Teile nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Detaillierung ist wirklich gut gemacht. Die Kanone, die Behälter für den Gasantrieb und der Auspuff sind dank Slide-Mold offen dargestellt. In meinem Fall ist der Auspuff aber nur leicht geprägt worden, sodass er trotzdem aufgebohrt werden muss. Der Kampfraum ist typisch für Spritzguss etwas vereinfacht dargestellt, bietet aber eine gute Grundlage. Trittbleche und Nieten sind deutlich sichtbar wiedergegeben, wirken aber nicht übertrieben.
Der Bau beginnt mit der Wanne bzw. dem Laufwerk. Die stark vereinfachten Federblöcke sind leider ohne Struktur wiedergegeben, werden aber durch die Laufrollen verdeckt. Die einteiligen Ketten sollen nach dem Versäubern gebogen werden, wie man es bereits von anderen Revell-Modellen kennt. Die Bauanleitung sieht auf dem vorderen Wannendach die beiden Behälter für den Holzgasantrieb vor. Ich vermute, Toxso wollte dem Marder III etwas Besonderes gönnen und hat sie deswegen beigelegt. Fast alle mir bekannten Marder III-Bilder zeigen an dieser Stelle eine Ersatzkette, die auch als Teil 37 beiliegt. Für mich ist es nicht nachvollziehbar, warum Revell die Kette weglassen will und nicht als Option anbietet. Die Kiste aus Lochblech (Teile A13, 14, 34, 35) auf dem Fender, die Auspuffabdeckung und das Gitter an der rechten Außenseite sind im Spritzguss nur vereinfacht wiedergeben. Hier empfehle ich Ätzteile zu nutzen oder wenigstens die Löcher aufzubohren bzw. das Gitter dünner zu schleifen. Die Antenne, Spriegel und Griffe an den Ableitblechen unterhalb des Geschützes sind maßstäblich natürlich zu dick. Hier kann man mittels Draht oder gezogenem Gussast Abhilfe schaffen. Positiv zu erwähnen sind solche Details wie die nicht-angegossenen Werkzeuge und das mehrteilige Funkgerät, die dem Modell einen wesentlich plastischeren Eindruck verleihen. Das im Kampfraum befestigte MG ist zwar nicht das Beste, das ich in 1:72 gesehen habe, erfüllt aber seinen Zweck und trägt so zu einem lebendigen Aussehen bei. Die Munitionshalterungen sind auch enthalten, aber leider allesamt leer. Wer Granaten ergänzen möchte, muss erst die Halterungen ausreichend aufbohren und dann noch Granaten besorgen. Hier könnte der Zubehörmarkt reagieren. Das Geschütz bleibt beweglich. Die Heckklappe wird in der Anleitung zwar geschlossen befestigt, lässt sich aber auch im geöffneten Zustand ankleben. Zubehörsets, insbesondere Ätzteile, speziell für dieses Modell sind mir keine bekannt. Für die Pak 40/3 und die Pz.Kpfw. 38(t)-Varianten anderer Hersteller sind aber schon einige Sets erschienen, die sich mit etwas Nacharbeit sicher auch für diesen Marder III nutzen lassen.
Die Bauanleitung ist typisch für Revell. Infos zum Vorbild gibt es leider keine mehr, dafür sind die einzelnen Arbeitsschritte leicht nachzuvollziehen und Besonderheiten wie z. B. das Aufbohren von Teilen werden deutlich dargestellt. Revell bietet leider nur zwei Bemalungsvarianten an:
Revell zeigt beide Fahrzeuge mit Holzgasantrieb. In beiden Fällen habe ich starke Zweifel, dass die Originalfahrzeuge diesen besaßen. Mir ist nur ein Bild eines dunkelgelben Fahrschulfahrzeuges damit bekannt, jedoch kein Frontfahrzeug.
Die Decals sind wie für Revell üblich versatzfrei und sehr sauber gedruckt.
Fazit: Da die bisherigen Marder III nur in Short-Run-Qualität oder auf dem Detaillierungsgrad der 70er Jahre verfügbar waren, erfreut es sehr, dass Revell diese Spritzgussformen übernommen hat. Mit nur wenig Aufwand entsteht hier ein sehr ansehnliches Modell. Bei dem Holzgasantrieb bzw. der Ersatzkette sollte der Modellbauer aufpassen. Wünschenswert wäre es, wenn Revell diese Option bei einer zweiten Auflage berücksichtigt. Das trübt aber nicht den Gesamteindruck: Es handelt sich um ein gutes Modell, dass sein Geld definitiv wert ist.
Aufgrund der Anzahl der Teile, aber des einfachen Aufbaus ist der Bausatz auch schon für diejenigen geeignet, die erste Erfahrungen mit Panzermodellen gesammelt haben. Der Preis liegt bei etwa 13-16 €. Zu erhalten ist der Bausatz direkt über Revell oder beim Modellbaufachhändler.
Philip Koch, Godern (Februar 2021)