Vorbild: Die Ju 88 war eines der Standard-Kampfflugzeuge der Luftwaffe des Deutschen Reiches. Die ursprünglich als schneller Horizontal- und Sturzkampfbomber konzipierte Maschine wurde mit diversen Modifikationen auch als Fernbomber, Torpedobomber, Minenleger, See- oder Fernaufklärer, zur Wetterbeobachtung, als Zerstörer, Nachtjäger, Panzerjäger oder als Tiefangriffsflugzeug eingesetzt. Mit 14.882 gebauten zweimotorigen Maschinen war die Ju 88-Produktion eines der größten Rüstungsprogramme zwischen 1939-45.
Bausatz: Der Grundbausatz ist nicht neu aber in diesem Maßstab einmalig. Die Ausführung in der Technik-Reihe ist jedoch ein Novum. Zuerst einmal die wichtigsten Daten, wie sie auf den großen Stülpkarton vermerkt sind: Einzelteile: 380, somit wird der Schwierigkeitsgrad als Level 5 bewertet. (siehe Anmerkung) Insgesamt ist der Bausatz identisch mit dem Modell, das schon im Jahre 2008 als Ju 88 A-1 auf den Markt kam. 2013 folgte dann die Variante A-4.
Der Arbeitsraum der vier Besatzungsmitglieder ist schon eine Schau für sich und man sollte sich nur noch um das Gurtzeug kümmern. Die als Abziehbilder vorgesehenen Uhren für das Instrumentenbrett sind durchaus akzeptabel. Sämtliche Ruder und Landeklappen lassen sich in unterschiedlichen Positionen einbauen. Achtung, Steuersäule und Pedale sollten entsprechend der Positionierung der Teile verbaut werden.
Die Gravuren sind versenkt dargestellt, und wem sie etwas zu heftig erscheinen, sollte abwarten bis das große Modell lackiert ist. Dann wirkt alles schon realistischer. Bitte nicht die Motorverkleidungen vertauschen. Denn die kleinen Indikatorfenster müssen zur Pilotenkanzel zeigen. An der Frontpartie der Motoren müssen eventuell kleine Verwerfungen verspachtelt werden.
Das Fahrwerk ist auch realistisch gefertigt. Die untere Bodenwanne lässt sich im Einstiegsbereich aufklappen. Für die Defensivbewaffnung, zum Beispiel in den sogenannten beiden "Schwalbennestern" die der Kabine die typischen hinteren Beulen geben, sind die MG 81Z vorgesehen. Ansonsten kommt das MG 81 vor dem Piloten zum Einsatz. Als externe Bewaffnung sind zwei 2400 kg und zwei 1500 kg Bomben vorgesehen.
Der Karton weist auf "realistic funktions" hin, womit der Antrieb für die Propeller und die Beleuchtung der Positionslampen, des Landescheinwerfers, der Heckleuchte und das Innere der Kabine gemeint sind. Dazu liegen neben farbigen Kabeln ein Schaltkreismodul bei, das auch in den Rumpf einzubauen ist. Für den Strom sorgen vier 1,5 Volt "AA"-Batterien. Das metallische Gehäuse für den Antrieb der Propeller ist von außen stark magnetisch. Noch ein paar Anmerkungen: Neben den schon erwähnten Kabelsträngen für die Funktionen der Elektronik, gibt es noch einen Beutel mit Erweiterungskabel. Für die allgemeinen Funktionen haben die Kabel keine Bedeutung. Und dann haben wir noch einen Beutel mit zwei 0,8 mm Bohrer für den Motorschaftdurchmesser. Also, man sollte sich darüber im Klaren sein, das ohne mechanischem Werkzeug dem Bausatz schwer beizukommen ist!!!
Bei der Bauanleitung hat Revell mehr an die Umwelt gedacht und wollte kein neues Papier opfern. Es befindet sich also die über acht Jahre alte Anleitung, leider auch mit den damaligen Fehlern (vertauschte Teile) im Karton. Nur der Einbau der Elektronikvorrichtung wurde farbig eingeschoben. Bei dem Preis des Bausatzes hätte der Konsument etwas mehr an Information und gesonderte präzisere Zeichnungen vor allem auch mehr Text erwarten können. Mein Dank geht an Daniel Eifler (IPMS) der mich auf einige Fehler in der Anleitung aufmerksam gemacht hat.
Bemalung: Gebaut werden kann eine Maschine aus dem Jahre 1943 des 4./KG 54 aus Sizilien mit einem sehr attraktiven aber komplizierten Anstrich, oder eine Ju88 A-4 der 3. Küstenfliegergruppe aus Holland 1942 in der Standardtarnung 70/71/65.
Fazit: Eine genaue Bewertung fällt mir schwer. Einmal ist da der wirklich tolle Bausatz, dem man ein Hi-Tech Level untergeschoben hat, dessen Anschaffung jeder für sich selbst, nach Blick auf den Kontostand entscheiden sollte. Andererseits gibt es Bausätze aus Fernost im selben Maßstab, wo einem beim Blick auf die Preise ebenfalls die Tränen kommen können. Sei es darum, wir als Verbraucher entscheiden.
Anmerkung: Auch stellt sich für jeden die Frage: Schaffe ich das? Nachdem der Zusammenbau schon etwas an Form annimmt, sollte er aber höher bewertet werden. Das liegt an der Montage der vielen Kabel, die in den Rumpf eingebaut und zudem immer wieder bei jedem weiteren Prozess des Zusammenbaus ausgerichtet werden müssen. Ein Geduldsspiel!
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.
Jürgen Bauer, Berlin (März 2019)