Vorbild: Hurtigruten oder Hurtigruta (norwegisch für "die schnelle Route") ist die Bezeichnung für die traditionelle norwegische Postschifflinie, die seit 1893 die Orte der über 2700 Kilometer langen norwegischen Westküste verbindet. Heute fahren die kombinierten Fracht-, Passagier- und Kreuzfahrtschiffe die Küstenlinie Norwegens zwischen Bergen und Kirkenes in sechseinhalb Tagen ab, wobei der eigentliche Postverkehr 1984 eingestellt wurde. Im Sommer passieren sie zusätzlich den Trollfjord und den Geirangerfjord. Die Hurtigruten-Strecke ist heute neben ihrer eigentlichen Funktion als Transportmittel eine international bekannte Touristenattraktion.
Um die Bedeutung und Notwendigkeit der Linienverbindung entlang der norwegischen Küste zu verstehen, ist ein Blick auf die geografische Situation des Landes hilfreich: Das heutige Norwegen erstreckt sich über rund 2.650 Kilometer in Nord-Süd-Richtung. Dabei war es seit jeher der von relativ mildem Klima begünstigte Süden des Landes, der sowohl hinsichtlich Einwohnerzahl als auch Wirtschaftskraft dominierte. Den Küstensiedlungen und Gemeinden im Norden des Landes, die vom Fischfang in den fischreichen Gewässern der Lofoten, Vesterålen und der Barentssee lebten, fehlte es vor allem an geeigneten Transportwegen für den angelandeten Fisch, aber auch für die Grundversorgung mit Waren und Wirtschaftsgütern, die vor Ort nicht hergestellt werden konnten. Es gab beispielsweise ab Anfang des 19. Jahrhunderts nur sporadische Verbindungen zwischen der hoch im Norden gelegenen Inselgruppe der Lofoten und der Handelsmetropole Bergen.
Ab 1870 verkehrte entlang der Küste die Hamburgroute. Vor allem in den langen Wintern war der gesamte Norden des Landes aber praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Der norwegische Staat erkannte dieses Nord-Süd-Gefälle und suchte nach Wegen einer besseren Verkehrsanbindung des Nordens. Bei 83.283 Kilometer Küstenlinie setzte man auf die Handelsschifffahrt und erarbeitete ab 1875 auf Basis bestehender, kleinerer Schifffahrtslinien erste Pläne für eine regelmäßige, staatlich geförderte Schiffsverbindung zwischen Stavanger und Bergen im Süden und den größeren Küstenorten in Nordnorwegen. (nach Bauanleitung und Wikipedia)
Bausatz: Die Wiederauflage eines Bausatzes, der ursprünglich nur ein Schiff der norwegischen Reederei enthielt, kommt in einer attraktiven aber unpraktischen Schüttbox daher. Sie enthält die annähernd identischen Schiffe MS Midnatsol und MS Trollfjord, die sich nur in einem einzigen Gussrahmen unterscheiden.
Die beiden Kits bestehen aus jeweils ca. 45 Teilen in weißem Plastik ohne Grate und Sinkstellen. Die Auswerfermarkierungen sind an der Innenseite der Bauteile platziert. Die Angüsse sind im Verhältnis zur Größe mancher Teile sehr dick und reichen bis nahe an die Teile heran, was ein Abtrennen der oft winzigen und teils sehr filigranen Teile ohne Bruch oder Verfütterung an das Teppichmonster fast unmöglich erscheinen lässt.
Und überhaupt ist das Ergebnis der Bemühungen des potentiellen Käufers, wie vom Maßstab vorgegeben ausgesprochen winzig, so winzig, dass die beiliegenden Ständer überproportioniert wirken.
Die Rahmen "C" und "D" sind wie erwähnt spezifisch für MS Midnatsol bzw. MS Trollfjord.
Außerdem sind sechs kleine Töpfe mit Acrylfarben, eine kleine Flasche Klebstoff und ein Pinsel enthalten. Dass die Hauptfarben für die Bemalung bereits beiliegen finde ich erfreulich, aber, wer versucht, die winzigen Modelle mit dem beiliegenden Pinsel sauber zu bemalen wird eine herbe Enttäuschung erleben. Hier wurde am falschen Ende gespart. Als Beigabe findet man noch ein Poster des Deckelbildes.
Bauanleitung/ Bemalung: Die farbige Bauanleitung im typischen neuen Stil von Revell teilt sich in je einen eigenen Abschnitt für beide Schiffe auf, so dass es kaum zu Verwechselungen kommen dürfte. Der Zusammenbau besteht im Wesentlichen in der Befestigung zahlreicher kleiner und kleinster Teile am einteiligen Rumpf. Der Zusammenbau dürfte bei all den winzigen Teilen nur bereits etwas erfahrenen Modellbauern mit Lupenbrille und ruhiger Hand ohne Probleme gelingen.
Die ganzseitige farbige Bemalungsanleitung am Ende zeigt neben den Farbangaben für Revell-Farben außerdem die Platzierung der Decals auf.
Fazit: Vielleicht ist dieser Bausatz am ehesten etwas für einen Modellbauer, der Erinnerungen an eine schöne Kreuzfahrt im hohen Norden wiederaufleben lassen möchte. Wegen der vielen kleinen Teile halte ich Level 3 für angemessen.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.
Utz Schißau (Berlin, Januar 2019)