Vorbild: In Bezug auf die zunehmenden alliierten Tieffliegerangriffe hatten die deutschen Panzerverbände anfangs keine angemessenen Verteidigungsmöglichkeiten. Man versuchte zunächst MG und leichte Flugabwehrgeschütze auf vorhandene Fahrgestelle zu setzen, doch diese "Selbstfahrlafetten" waren insbesondere bei gegnerischen Jagdbombern nahezu machtlos.
Wegen dieser Situation wurde die Forderung nach effektiven und mobilen Flugabwehrwaffen immer dringlicher. Generaloberst Guderian formulierte die Forderung recht klar: Wir brauchen eine mobile und effiziente Flugabwehrwaffe gegen feindliche Tiefflieger, welche den Panzerverbänden problemlos in Bewegung und Gefecht folgen kann.
Erste Versuche hinsichtlich geeigneter Selbstfahrlafetten im Jahre 1943 mündeten in der Kombination der 2cm Flak 38 mit dem bewährten Chassis des tschechischen Panzers 38 (t). Wegen der relativ geringen Feuerkraft der 2cm Flak und dem Vergleich von Aufwand und Nutzen, wurde dieses Konzept nach Fertigung von 162 Fahrzeugen aufgegeben.
Erst im September 1943 begann dann die konsequente Entwicklung mobiler Flugabwehrwaffen unter Kombination des bewährten Panzer IV Fahrgestelles mit dem 2cm Flakvierling und der 3,7 cm Flak 43. Die anfangs mit einfachen, vier klappbaren Seitenwänden versehenen Flakpanzer erhielten die Bezeichnungen Möbelwagen. Im Rahmen der Weiterentwicklung wurden unter den Bezeichnungen Wirbelwind und Ostwind die beiden Flugabwehrgeschütze in oben offenen Türmen untergebracht.
Bausatz: Den Panzerkampfwagen IV Wirbelwind mit dem 2cm Flakvierlingsgeschütz gibt es bereits seit knapp 40 Jahren von Tamiya, danach folgten die Bausätze von Academy (1994) und die mit und ohne Zimmerit von Dragon (2011).
Nun bietet auch Revell den Wirbelwind in einem stabilen Karton mit Frontlaschen an. Das Deckelbild entspricht dem Revell üblichen Layout, wobei für den Bausatz der Schwierigkeitsgrad 5 angegeben wird. Aus meiner Sicht wäre ein Level 4 eher zutreffend. Der auf dem Karton abgebildete Ostwind entspricht hinsichtlich Form und Details dem Original, jedoch wirkt die Farbgebung mit dem stark ausgeprägtem Dreifarben Tarnmuster sehr plakativ.
Im Karton finden sich fünf Spritzgussäste sowie zwei einzelne Wannenteile aus sandgelbem Plastik. Ein direkter Vergleich mit dem Bausatz von Academy weist darauf hin, dass Revell diese Teile unverändert übernommen hat. Zusätzlich enthalten sind zwei Rahmen mit Polycaps für das Laufwerk und zwei Kettenelemente aus flexiblem Material.
Die Teilezuordnung ist wie folgt:
A: Laufwerksteile
B: Turmteile mit vier Figuren Auf den ersten Blick erschienen mir die vier beiliegenden Figuren für das Flugabwehrgeschütz ziemlich unattraktive, da die Uniformen sehr "schwammig" aussehen. Bei genauerer Betrachtung der Teile war ich verblüfft, denn die Gesichter und Hände der Figuren sind ausgezeichnet und der anfangs negative Eindruck hinsichtlich der Uniformen ist darauf zurück zu führen, dass die Flak Crew in dicken Winteruniformen dargestellt sind. Insofern musste ich mein erstes Urteil revidieren und kann hier nur sagen, dass man mit einer guten Bemalung diese Figuren problemlos verwenden kann.
C: Wannenteile
D: Panzeroberwanne
E: Panzerunterwanne
F/G: Teile für Flugabwehrkanone
2 x Polycaps
H: Ketten.
Gussgrate oder "Fischhaut" sucht man vergeblich, alle Teile sind präzise und sauber ausgeformt. Ebenso sind alle relevanten Details korrekt und scharf wiedergegeben. Auswerfermarken konnte ich lediglich an Teilen für die Flak finden, wobei diese an zugänglichen Stellen platziert sind und somit mit einem scharfen Bastelmesser problemlos entfernt werden können.
Die Komplexität des Bausatzes ist deutlich niedriger als die von Dragon aber dennoch etwas besser als die des Tamiya Bausatzes. Hier kann man sehr schön die zeitliche Entwicklung des Formenbaus nachvollziehen.
Der Bausatz besteht damit aus deutlich weniger Teilen als die komplexen Dragon Bausätze. Beispielsweise bestehen die seitlichen Schwingarmpakete für das Laufwerk jeweils nur aus einem Teil. Damit geht der Bau des Modells deutlich schneller voran, obgleich hier keine gravierenden Nachteile für die Detaillierung in Kauf genommen werden müssen, auch wenn einige Schrauben etwas vereinfacht dargestellt sind.
Bauanleitung/ Bemalung: Der Bauplan besteht aus einem in Farbe gedruckten 16-seitigen A4-Heft. Die Montage der Teile wird in 34 Baustufen klar und eindeutig dargestellt, Farbangaben für Einzelteile mit Bezug auf die Farben aus dem hauseigenen Sortiment findet man bereits in den einzelnen Baustufen und zwei Bemalungs- und Markierungsvorschläge auf den letzten Seiten des Bauplans. Als Markierungen findet man auf dem Decalbogen lediglich Balkenkreuze und eine Fahrzeugnummer.
Fazit: Ein vergleichsweise einfacher, aber dennoch guter Bausatz, aus dem man in kurzer Zeit ein stimmiges Modell mit akzeptablen Details bauen kann.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.
Gert Brandl, Berlin, (Juli 2020)