Vorbild: Für die Ausbildung der Piloten der neu gegründete Luftwaffe wurden auch Flugzeuge für die Anfängerschulung benötigt. Diverse Firmen reichten Entwürfe beim Reichsluftfahrzeugministerium ein, von denen mehrere auch in Serienproduktion gingen. Dazu gehörte die Bücker Bü 131 Jungmann, die nicht nur in Deutschland mit ca. 3000 Exemplaren, sondern ebenso im Ausland weite Verbreitung fand. Lizenzbauten für eine ganze Reihe von mit Deutschland verbündeten Länder erhöhten die Produktionszahl auf 5000 Exemplare, die auch noch viele Jahre nach dem 2. Weltkrieg im täglichen Ausbildungsbetrieb standen. Selbst heute fliegen weltweit noch zahlreiche Exemplare in ziviler Nutzung, wobei man häufig den ursprünglichen Hirth-Motor durch einen amerikanischen Lycoming-Motor vergleichbarer Leistung ersetzte. Das Bauprinzip folgte einem damals gängigen Muster für Trainingsflugzeuge und Sportflugzeuge: einmotorig, 2 Plätze in Tandemanordnung, Gemischtbauweise mit teilweise Alu-Blechbeplankung, teilweise Stoffbespannung, insgesamt eine ähnliche Bauweise wie die Flugzeuge des 1. Weltkrieges. Günstig herzustellen, zu betreiben und zu reparieren. Dieses Bauprinzip wurde oft kopiert und führte zu Flugzeugen die sich recht ähnlich sahen, wie z.B. aus England die DeHavilland Tiger Moth, die Stampe SV4 aus Belgien oder auch aus der Sowjetunion die Polikarpov Po-2, letztere mit Sternmotor.
Bausatz: Verpackt ist der Bausatz in einem im aktuellen REVELL-Stil gehaltenen Glanzkarton mit Seitenöffnung. Auf der Vorderseite sieht man 2 Jungmannflugzeuge hoch über den Wolken im Tarnanstrich der damaligen Luftwaffe-Schulmaschinen. Trotz einer für einen 1/32-er Bausatz eher bescheidenen Teilezahl von nur 91 Teilen stuft REVELL das Modell in den höchsten Level 5 ein, wohl wegen der bei Doppeldeckern üblichen Verspannung. Die dürfte einen nicht unerheblichen Teil der Bauzeit in Anspruch nehmen, da recht umfangreich. Auf der Rückseite findet sich ein Foto des Schachtelinhaltes sowie mehrere Aufnahmen eines professionell gebauten Modells. Dazu kommt eine Auflistung der verwendeten (REVELL)-Farben und ein Aztekencode, der wohl auf die REVELL-Homepage führen wird (nicht ausprobiert).
In einem großen Klarsichtbeutel sind zwei Gussrahmen verpackt. Der Rahmen B besteht aus B und B1, wobei B1 den Unterschied zu dem ICM-Bausatz ausmacht. Er beinhaltet Motorabdeckungen die es ermöglichen, den im Bausatz vorhandenen Motor sichtbar zu präsentieren. Im originalen ICM-Bausatz ist diese Möglichkeit nicht gegeben, da bleibt der Motor den Blicken verborgen. Wünscht man die geschlossene Sicht, ist das ursprüngliche ICM-Teil zu verwenden welches weiterhin beiliegt.
Die Teile sind in einem mittleren Grauton gehalten und zeigen eine satinierte Oberfläche, die aber dennoch glatt ist und keinerlei vorbereitende Schleiforgien voraussetzt. Der größte Teil der Bücker besteht ohnehin aus stoffbespannten Flächen, und dafür ist die gewählte Oberflächengüte zweckmäßig. Die Formen sind bestens, kein "Flash". Die Details treten scharf hervor, die Linien auf den Paneelen sind deutlich, aber für den Maßstab angemessen. Die hohe Güte lässt sich beispielsweise an den Radnaben erkennen, die auf der Rückseite sogar die Ventile zeigen. Auch der Motorblock überzeugt und bietet eine gesunde Basis für das Superdetaillieren mit Kabeln und dergleichen. Zu überzeugen wissen auch die im Original stoffbespannten Rumpf- und Tragflächenpartien, die sehr gut gemachte Wartungsdeckel und weitere Details in großer Deutlichkeit abbilden.
Ein kleiner Gussast enthält genau vier Klarsichtteile: zwei Instrumententafeln für das vordere bzw. hintere Cockpit, sowie die beiden Cockpitscheiben. Diese stammen aus einwandfrei polierten Gussformen, die ihnen einen glasklaren Look verleihen. Sie halten mühelos jedem Vergleich mit den Glasteilen aktueller japanischer Modelle stand. Die Instrumentenbretter sind dafür vorgesehen, dass man die auf dem Decalbogen vorhandenen Instrumente so darauf klebt, dass das klare Plastik die Deckgläser der Anzeigen darstellt. Was gefällt: die Klarteile sind in einem kleinen extra Plastiktütchen verpackt, um Kratzer zu vermeiden.
Bauanleitung/ Bemalung: Diese ist, wie bei einem aktuellen REVELL-Bausatz nicht anders zu erwarten, hervorragend. Sie hat DIN A4-Format, ist überwiegend schwarz-weiß, zeigt allerdings die beiden Markierungsvarianten dann wiederum in Farbe. Gut gemacht! Am Anfang findet sich eine Skizze der insgesamt vier Gussäste (einer davon transparent). Es folgen insgesamt 50 Bauabschnitte (für nur 91 Teile!) und eine Skizze für die Verspannung, auf der das Modell von 3 Seiten dargestellt ist und die das Anbringen jedes einzelnen Spanndrahtes deutlich zeigt. Den Abschluss bilden die erwähnten Farbprofile für die beiden Markierungsvarianten, welche ebenfalls von oben, von unten und den beiden Seiten zu sehen sind. Die einzelnen Bauskizzen sind nicht überladen und gestatten eine eindeutige Zuordnung des anzubringenden Teiles am dafür vorgesehenen Ort. Auf den einzelnen Bauabschnitten sind auch die für die jeweiligen Teile zu verwendenden Farben aufgeführt. REVELL hat seine Hausaufgaben bezüglich der Bauanleitung sehr gut gelöst.
Der Decalbogen stammt von AirDoc, ist auf einem hellblauen Papier gedruckt und enthält insgesamt 41 Schiebebilder. Der Druck ist matt mit wenig Trägerfilm zum Wegschneiden. Die Hoheitszeichen sind sogar randscharf gedruckt. Es gibt zwei Markierungsvarianten, eine Maschine mit grünen Oberseiten in RLM 71 und blauer Unterseite in RLM 65, im Einsatz bei der FFS(A)43 in Crailsheim im Juni 1944. Des Weiteren eine Maschine der 5.(H)/21, stationiert in Rama-Ruska, Russland im Juli 1941 mit einer Segmenttarnung in RLM 70/ RLM 71 und ebenfalls blauer Unterseite in RLM 65. Gut: es gibt auch Instrumentendecals für die beiden Armaturentafeln, Wartungshinweise und die auch Gurte. Bei Letzteren würde ich dazu raten, sie möglichst auszuschneiden und anzubringen, um eine gewisse Dreidimensionalität zu erhalten.
Fazit: Den vorliegenden Bausatz hat REVELL in Kooperation mit ICM herausgebracht. Wegen der für einen 1/32-er Bausatz geringen Teilezahl und der exzellenten Bauanleitung dürfte der Bau nicht nur dem versierten Modellbauer leicht von der Hand gehen. Er ist auch für einen Anfänger im Doppeldeckerbau geeignet, weil man wegen des großen Maßstabes gut an der Verspannung arbeiten kann, ohne wie bei einem 1/72-er Bausatz auf engstem Raum akrobatische Fingerübungen vollführen zu müssen. Kritik möchte ich aber an der Auswahl der beiden Markierungsvarianten üben, weil die sich doch etwas zu sehr ähneln: grüne Oberseiten, blaue Unterseiten. Na ja, Vielleicht auch mal einen der anderen zahlreichen Nutzer zum Zuge kommen lassen. Oder wenigstens eine Variante in Wintertarnung. Das kann aber jeder Modellbauer mit Leichtigkeit selbst machen, weiß statt grün oben. Da diese Maschinen nach dem Kriege vielfach zivil weiterflogen, wäre eine zivile Kennungen durchaus eine Alternative. Wahrscheinlich werden irgendwann auch vom Zubehörhandel diesbezügliche Sets produziert werden. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau, insgesamt kann ich den Bausatz wärmstens empfehlen.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel, bei Revell direkt.
Dieter J. Schiller, Uwe Christiansen, RAG Modellbau der RK 08 Berlin-Süd