Nur von der Titanic gibt es wohl mehr Bausätze, als von der Bismarck. Beide Schiffe haben eine Geschichte, die dem Muster Griechischer Tragödien folgt und einen entsprechenden Bekanntheitsgrad. Es ist also nicht verwunderlich, dass es immer wieder neue Bausätze von solchen Schiffen geben wird.
Zur Geschichte der Bismarck selbst möchte ich nichts mehr schreiben, außer einem Fakt, der mir bei der Auffrischung meiner Kenntnisse zu diesem Thema aufgefallen ist.
Die Baukosten der Bismarck wurden mit 196,8 Millionen Reichsmark beziffert. Eine Bf-109E kostete mit Motor 1941 85 970,- Reichsmark, eine Ju-87B 131 175,- Reichsmark und eine Ju-88 A-4 306 950,- Reichsmark. Man hätte für die Bismarck also 2289 Bf-109E, 1500 Stukas oder 641 Ju-88 bekommen können.
Zum Bausatz: Revell hat jetzt also eine 1/700er Bismarck herausgebracht. Das Design des unbeliebten Faltkartons wirkt doch etwas altbacken. Nach Entnahme der Bauteile, ist ein zerstörungsfreies Einpacken nur mit Geschick zu bewältigen. Ich hoffe, dass ich noch den Tag erlebe, an dem Revell begreift, dass mit diesen Kartons immer wieder bei Modellbauern Ärgernisse hervorgerufen werden.
Nach dem Auspacken konnte mich dann aber der neue Bausatz begeistern. Aus meiner Sicht hat Revell hier einen hervorragenden Kompromiss zwischen Maßstäblichkeit und Darstellung von Sachverhalten gefunden.
Das Deck hat eine sehr schöne Plankenstruktur. Während beim Testshot noch Sinkstellen vorhanden waren, die ein solches Modell sofort zum Fall für die gelbe Tonne werden lassen, waren an meinem Produktionsbausatz keine Sinkstellen an relevanten Stellen zu finden. Dies war bei Revell in letzter Zeit nicht immer so und ich hoffe, die Qualität der Produktion bleibt so.
Länge und Breite des Schiffes sind exakt wiedergegeben. Die Bauteile sind extrem filigran und detailreich dargestellt, so dass man sofort den Eindruck eines feinen Modells bekommt. Einfach nur schön.
Natürlich kann man solch einen Bausatz ohne Ende mit fotogeätzten Teilen und CNC-gedrehten Rohren weiter aufwerten, aber auch so ist alles vorhanden, um ein ansprechendes Modell der Bismarck in 1/700 zu bauen.
Der Bausatz ist als Vollrumpfmodell ausgeführt, der auch Spanten zur Verstärkung enthält. Die oft geäußerte Kritik, dass eine Wasserlinienoption in 1/700 gleich vorgesehen sein sollte, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Das Unterwasserschiff abzutrennen ist eine einfache Laubsägearbeit mit anschließendem Planschleifen und dauert nicht länger als eine halbe Stunde. Man muss nicht mal die Wasserlinie anzeichnen, da der breite Wasserpass als feine erhabene Linien dargestellt ist. Im übrigen hängt die Höhe der Trennlinie auch von der gewählten Methode der Wasserdarstellung und der Lage des Schiffes im Wasser ab. Trennungen genau an der Konstruktionswasserlinie, wie es viele Hersteller machen, verursachen oft Modelle mit unnatürlichem Tiefgang.
Die Abziehbilder sind von höchster Qualität und beinhalten sogar die Kennungen der Bordflugzeuge. Erfahrene Modellbauer werden sicher die Abziehbilder für den Wasserpass und die Verzerrungselemente nicht nutzen, aber man sollte bedenken, dass ein Großteil der gebauten Modelle niemals mit Farbe in Berührung kommen und so sind diese Elemente für den Gelegenheitsbauer durchaus hilfreich.
Die Bauanleitung ist umfangreich und führt in etwa 50 Schritten zum Ziel. Allerdings ist sowohl der Schriftgrad als auch die Größe der Zeichnungen extrem klein gewählt worden.
Fazit: Ein toller Bausatz, der mich begeistert hat, mit Abzügen in der B-Note für die mangelhafte Verpackung und die unübersichtliche Bauanleitung.
Matthias Erben Berlin, September 2010