Albatros D.V

Revell 04684 - 1/48

Zum Vorbild: Die Albatros D.V entstand zum Jahresbeginn 1917 als direkter Nachfolger der gerade erst in die Truppe eingeführten Albatros. D.III.

Der Rumpfquerschnitt wurde deutlich verkleinert und abgerundet wodurch der Luftwiderstand sich verringerte und der Tragflächenkühler wurde von Anfang an auf der rechten Seite geführt. Da sich jedoch im Gegenzug die Leistung des Motors nicht verbesserte und das Abfluggewicht sich nicht verringerte, war dieser Typ seinem Vorgänger nicht wirklich überlegen und die bekannten konstruktiven Schwachpunkte mit den Tragflächen konnten ebenfalls nicht behoben werden. Der nur geringfügig höheren Geschwindigkeit stand eine schlechtere Steig- und Manövrierfähigkeit gegenüber. Trotzdem begann ab April 1917 der Serienbau des neuen Musters obwohl zeitgleich auch noch weitere Albatros D.III bestellt wurden.

Österreich– Ungarn erwarb keine Lizenz der D.V – im Gegensatz zur D.II und D.III – sondern verbesserte seine bei Oeffag gebauten D.III konsequent weiter wobei die Motorleistung gesteigert und auch die Flächen verstärkt wurden.

Im Einsatz wurde die D.V, anders als ihre Vorgänger, nicht sofort mit Begeisterung empfangen denn breits ab Mai 1917 ging die Luftüberlegenheit der Deutschen an der Westfront wieder verloren da die Alliierten modernere Typen an die Front brachten. Trotzdem konnten sich die deutschen Piloten noch im Luftkampf behaupten da sie überwiegend besser ausgebildet waren, mehr Erfahrung hatten und über die bessere Taktik verfügten.

Die notwendige Verbesserung zur Albatros D.Va erbrachte keine wesentliche Leistungssteigerung mehr so das der Typ schon ab Herbst 1917, faktisch mit seiner Einführung, als veraltet galt. Doch die ab Herbst 1917 engeführte Pfalz D.III war nicht viel besser und der mit viel Lob bedachte Fokker DR.I hatte anfänglich erhebliche Strukturmängel so das die Albatros D.V bzw. D.Va noch bis in den frühen Sommer 1918 das meistverbreitete Jagdflugzeug der deutschen Fliegertruppe blieb bevor sie der Fokker D.VII weichen musste. Bis Kriegsende gingen die Einsatzzahlen in den Jagdstaffeln daher schnell zurück und danach wurden fast alle Maschinen schnell verschrottet.

Die besseren österreichisch- ungarischen Oeffag D.III dagegen blieben bis über das Kriegsende hinaus noch im Bestand vieler Staaten und behaupteten sich auch noch im Polnisch- Russischen Krieg von 1920.

Zum Bausatz: Revell hat bekanntlich mit Eduard einige Kooperationsprojekte. Im Rahmen dessen erscheint nach dem Fokker Dreidecker nun auch die Albatros D.V bei Revell. Im Prinzip entspricht diese einer Weekend-Edition ... mit allen längst bekannten Fehlern des Grundbausatzes.

So ist die Einstiegshilfe des Piloten auf der Backbordseite immer noch falsch angebracht (bitte 1cm weiter nach hinten setzen) und es fehlen auch weiterhin einige wichtige Teile wie z.B. die Glasscheibe vor dem Pilotensitz. Dennoch bietet das Modell eine preiswerte Alternative so man die Mängel kennt und noch einige Ersatzteile in seiner Grabbelkiste hat. Daneben ist diese Edition sicher auch was für Modellbauer, denen solcherlei Abweichungen vom Original egal sind, was bei der Zielgruppe von Revell wohl häufiger er Fall sein wird. Die Bemalungsvarianten sind zudem ganz interessant.

Im Kontrast zu der Weekend-Edition liegen zwei mögliche Bemalungen bei. Ich finde diese beiden wirklich sehr schön und auch vergleichsweise einfach, wenn auch nicht sehr bunt. Zum Einen kann man die schwarze Albatros D.V mit großem Edelweiß von Otto Kissenberth darstellen. Ein Foto und farbiges Profil findet sich in Albatros aces Vol.1 (AoA 32 von Osprey Seite 43). Die zweite Variante ist eine fast gänzlich silberne Albatros D.V von Ernst Udet. Fotos und Profile sind in Osprey AOA 77 Albatros Aces part 2 enthalten (Fotos Seite 63). Wie bereits von Holger in seiner Besprechung der Eduard Weekend Edition bemerkt, muss man dafür einige Änderungen vornehmen.

Durch das Fehlen der Fotoätzteile ist es leider notwendig sich z.B. bei den kleinen Verkleidungen an den Querrudern auf und unter der oberen Fläche selbst zu behelfen. Diese hatte jede D.V da bei ihr – im Gegensatz zur D.III und D.Va – die Kabel für das Querruder durch die Fläche gezogen wurden. Auch Revell hat dieses Problem einfach dadurch gelöst indem es den Verspannungsplan einer D.Va in den Bausatz gelegt hat was aber falsch ist denn dort sind die 2 Kabel für die Querruder hinter den äußeren V-Streben mit aufgeführt was aber für die D.V nicht zutreffen dürfte. Und für den Umbau in eine D.Va muss man etwas Zeit und Geduld investieren denn dazu sind kleine Öffnungen für die Querruderverspannung in die Tragflächen zu sägen.

Bemalungen

Nach diesen kleinen Exkursionen unter Mithilfe von Holger, der schon etliche Albatros D.V gebaut hat, noch mal zurück zum Bausatz. In der bekannten Schüttbox befinden sich zwei weiße Spritzlinge aus Eduards Formen. Diesmal kann ich über die Farbwahl beim Plastmaterial nicht meckern, das Weiß sollte den Meisten als Grundlage zur Bemalung genügen (ich bin jedenfalls froh, dass sie nicht schwarz sind). Die Formen habe ein wenig Versatz, was besonders beim Spritzling mit den Fahrwerksbeinen, Verstrebungen und Kleinteilen auffällt. Wenn man sich dagegen den mittels CAD-Formen erstellten OEFFAG 253 Bausatz ansieht, liegen da Welten dazwischen. Das heißt aber nicht das dieser Bausatz schlecht ist, eben nur nicht mehr der Jüngste.

Der Bau- und Bemalplan von Revell ist ordentlich, aber auch nicht mehr "state of the art" und vielleicht könnte man sich in Bünde mal Gedanken machen, zumindest auf der Website farbige Bemalungsvorlagen bereitzustellen. Die Abziehbilder sind sauber, aber matt gedruckt. Für deren Herstellung zeichnete diesmal Zanchetti verantwortlich.

Fazit: Ich persönlich finde diese Zusammenarbeit mit Eduard gut. Inzwischen läuft zwar die Versorgung mit Bausätzen aus Tschechien wieder reibungsloser, aber das eine oder andere Modell zu Revellkonditionen ist auch nicht schlecht. Wie schon erwähnt ist die Zielgruppe von Revell nicht der erfahrene Vorbildkenner und Detailfanatiker. Vor diesem Hintergrund ist dieser Bausatz eine gute Wahl, auch wenn Anfänger sicher mit Doppeldeckern eher Probleme haben, als mit einer Bf 109 oder Spitfire. Wenn man die Verspannung weg lässt, kann man aber auch hier schnell zum Ziel kommen und ein attraktives WKI Modell in seine Sammlung einreihen.

Steffen Arndt, Ettlingen August 2010
Vorbildteil und Bauhinweise: Holger Schimpf, Erfurt

Literatur:

Norman Franks
Albatros Aces of World War 1
Osprey Publ. März 2000
ISBN: 9781855329607
Greg VanWyngarden
Albatros Aces of World War 1 Part 2
Osprey Publ. Juni 2007
ISBN: 9781846031793