Vorbild: Der Airbus A330 ist ein zweistrahliges Großraumflugzeug des europäischen Flugzeugherstellers Airbus, das als Langstreckenflugzeug ausgelegt ist. Es besitzt zwei Turbofan-Triebwerke mit hohem Nebenstromverhältnis und wie alle modernen Verkehrsflugzeuge ein Zweimanncockpit. Auf der Farnborough International Airshow im Jahr 2008 erreichte der Airbus A330 die Anzahl von 1000 Bestellungen. Bis Dezember 2013 wurden 1033 von 1284 bestellten Flugzeugen dieses Typs ausgeliefert, von denen derzeit noch 1022 in Betrieb sind.
Die beiden Versionen A330/A340-200/300 wurden mit einer praktisch gleichen Konfiguration geplant. Die Modelle unterscheiden sich nur durch die unterschiedliche Triebwerksanzahl (zwei bei der A330 und vier bei der A340). Sie benutzen beide dieselben Tragflächen, Leitwerke und Rumpfteile. Dies reduzierte einerseits die Entwicklungs- und Produktionskosten und schaffte andererseits Synergieeffekte für die Fluggesellschaften bei Wartung und Betrieb. Als Entwicklungsgrundlage wurde der Rumpf des Airbus A300 genommen. Dieser wurde dann nur je nach Version entsprechend gestreckt. Das Cockpit orientierte sich an dem der A320. So wurde das Flugzeug insgesamt eine Mischung aus den technischen Neuerungen der A320-Familie sowie dem Rumpfquerschnitt der A300/A310.
Die erste Präsentation des Flugzeuges fand am 14. Oktober 1992 statt. Einen Monat später, am 2. November 1992, hob der Airbus A330 in der 300er-Version erstmals ab. Der dritte Prototyp verfügte als erster über eine komplette Innenausstattung und wurde bereits in den Farben des Erstkunden Air Inter lackiert. Dieses Flugzeug wurde auch für die Zulassungsflüge verwendet, die neben Tests für Betrieb in heißem Klima am Flughafen Khartum auch die ETOPS-Flüge beinhalteten. Die Testflüge wurden im Dezember 1994 nach dem Bestehen aller Tests abgeschlossen. In Europa wurde das Flugzeug am 21. Oktober 1993 zugelassen.
Die ETOPS-Testflüge, welche bei zweistrahligen Flugzeugen regeln, wie viele Flugminuten der nächstgelegene Ausweichflughafen entfernt sein darf, wurden für den Airbus A330-300 vom 25. August bis zum 6. September 1993 durchgeführt. Bei diesen Tests flog die A330 sechs Stunden mit nur einem Triebwerk über dem Nordatlantik. Die A330 bekam damit die Zulassung für den 90-Minuten-ETOPS. Ab 1998 wurden alle neuen Airbus A330 für den 180-Minuten-Flug mit nur einem Triebwerk zugelassen. Im November 2009 hat die europäische Luftaufsichtsbehörde EASA allen Typen des Airbus A330 die 240 Minuten ETOPS Zulassung genehmigt. Die EASA begründete diese Zulassung mit der hohen Zuverlässigkeit dieses Typs. Kunden können diese Erweiterung als Option für neue A330 bestellen.
Der Bau der verkürzten 200er-Variante wurde im November 1995 beschlossen. Bereits zwei Jahre später, am 13. August 1997, hob diese Version erstmals ab. Sie wurde am 29. April 1998 an den Erstkunden ILFC und dessen Leasingnehmer Canada 3000 übergeben. Durch die steigenden Kerosinpreise konnte die A330 mit der Zeit immer mehr ihren im Vergleich zur A340 geringeren Kerosinverbrauch als Vorteil ausspielen. Deshalb verkauft sich der Airbus A330 weiterhin sehr gut. Somit bestätigte sich Hartmut Mehdorns Voraussage, dass sich der für Charterfluggesellschaften konzipierte Airbus A330 langfristig dreimal so gut verkaufen werde wie die A340. Experten hätten dies nicht erwartet. Die Produktion des A340 ist schon seit einiger Zeit eingestellt. Thai Airways betreibt derzeit(Stand Dezember 2013) 26 Maschinen dieses Typs in verschiedenen Varianten und mit unterschiedlichen Triebwerken. (Quelle: Wikipedia-Artikel zum A330 und Thai Airways)
Bausatz: Nach über 10 Jahren legt Revell mit dem vorliegenden Bausatz den A330-300 wieder auf. Wobei der Bausatz eigentlich schon 20 Jahre alt, denn er erschien erstmals 1993 in den Werksfarben und mit den General Electric Triebwerken. 1997 erfolgte dann die Wiederauflage mit Abziehbildern der LTU und einem zusätzlichen Spritzling für die PW4000 Triebwerke. Die Auflage von 2002 mit Decals für Aer Lingus und SN Brussels enthielt wiederum nur die GE-Motoren. Genau genommen zählen die Auflagen des A340 auch dazu, da diese Bausätze auch alle Teile, abgesehen von den Triebwerken, nutzen. Die dritte Triebwerksoption des Originals, die Rolls Royce Trent 700, brachte Revell nie auf den Markt. Sie sind von BRaZ erhältlich. Der Grund, warum ich so auf die Triebwerke eingehe, liegt darin, dass diese eine wichtige Rolle bei der Auswahl der darzustellenden Fluggesellschaft bilden. Beim Original hat das Trent einen Markanteil von 53%, so fliegen auch über die Hälfte der Thai 330er mit den „Rollern“. Dazu aber später mehr.
Im unpraktischen, aber sicherlich günstigeren Schüttkarton befinden sich 105 Teile aus weißem Kunststoff an sieben Spritzrahmen. Einige Teile wie das Mittelfahrwerk des A340 werden nicht benötigt. Trotz des hohen Alters fällt sofort die hohe Qualität der Abspritzung auf, die Form zeigt keinerlei Alterungserscheinungen. Daher gilt grundsätzlich das gleiche wie auch schon in der Besprechung zum A340 von Revell gesagt.
Eine Problemstelle hat der Bausatz an sich nur im Bereich der beiden Frontfenster vom Cockpit. Diese sind einfach zu schmal. Beim Einsatz von Decals entfällt dieser Umstand natürlich. Die Bauanleitung ist wie immer klar und übersichtlich, hier kommen keine Fragen auf. Nur um das obligatorische Mischen kommt man nicht herum, alternativ kann man auch für die typischen Grautöne auf Angebote anderer Hersteller ausweichen. Die Bemalung und Positionierung der Abziehbilder wird auf zwei A4 Seiten gezeigt.
Wie auch in den letzten Jahren typisch für Revell, ist der Decalbogen erneut der Hingucker des Bausatzes. Entworfen wurde er von NAZCA Decals und enthält neben den allgemeinen Thai Markierungen wirklich jede Wartungs- und Bedienungshinweise des Flugzeugs. Der Druck ist glänzend und sehr gut in Qualität und Deckung. Entgegen anderen aktuellen Revell Bausätzen werden auch beide Fraktion der Fensterdarstellung bedient. Mit den im Kit enthalten PW-Motoren und den vorhandenen Buchstaben lassen sich 10 Maschinen der Thai Airways mit den Registrationen HS-TEA bis HS-TEK bauen. Die entsprechenden Taufnamen sind vorhanden.
Bezugnehmend auf meine Einleitung ist auch der Bau von einigen Maschinen mit den Rolls Royce Triebwerken von BRaZ möglich, wobei dann natürlich die Taufnamen fehlen. Problematisch ist der Umstand, dass das Lila zwar als Nassschiebebild für den Rumpfstreifen vorhanden, aber der hintere Bereich inklusive dem Seitenleitwerk als Farbmischung entstehen soll. Das heißt, es muss der Ton der Decals genau getroffen werden. Eventuell sollte mal lieber dann alles lackieren und die vorhandenen Abziehbilder als Schablone für das Lackieren nutzen. Interessanterweise finden sich in der Bemalungsanleitung nämlich schon die genauen Angaben in mm zur Position der Streifen auf dem Rumpf.
Fazit: Lange waren die Bausätze der A330 auf den Internetplattformen gesuchte Sammlerstücke. Nun hat sich Revell erbarmt und diesen Kit wieder aufgelegt. Zum sehr attraktiven Preis erhält man schon aus dem Kasten einen sehr schönen Verkehrsflieger. Die Möglichkeiten potenzieren sich noch erheblich mit dem Angebot des Nachrüstmarktes. Daher sollten sich die geneigten Airliner vielleicht auch ein zwei mehr Bausätze ins Lager legen.
Sebastian Adolf, Gaimersheim (Dezember 2013)