Caudron C.445 Goéland

Luftwaffe and Slovak Service

RS models 92174 - 1/72

Vorbild: Bei der Caudron C.440 Goéland und den verschiedenen weiteren Serienausführungen handelt sich um ein Flugzeug in Gemischtbauweise für eine zweiköpfige Besatzung und sechs Passagiere. Sie wurde von Caudron seit 1936 unter anderem für die Fluggesellschaften Air Afrique und Air Bleu produziert. Das Flugzeug war mit zwei Renault-Motoren ausgerüstet.

Die erste größere Serie C.445 M lief 1939 für die Armée de l'Air vom Band. Nach 90 gebauten Flugzeugen auf die Version C.445/1 umgestellt.

Nach dem Waffenstillstand im Juni 1940 wurde die Fertigung gestoppt, aber im Auftrag der deutschen Luftwaffe bereits im September 1940 wieder aufgenommen. Die Serie C.445/1 lief nach 849 Exemplaren im März 1943 aus. Ab Januar 1942 erhielt Vichy-Frankreich 58 C.445 EF. Nach der deutschen Besetzung von Restfrankreich lief die Serie bis August 1943 weiter, musste aber nach einem schweren alliierten Bombenangriff auf Renault und Caudron eingestellt werden, so dass zwischen Februar und Oktober 1943 nur noch weitere 64 C.445 EF für die Luftwaffe ausgeliefert wurden.

Mit 752 für die Luftwaffe gebauten Flugzeugen stellte die C.445 eine wichtige Ergänzung der deutschen Schulflugzeuge in der Klasse der Focke-Wulf Fw 58 und Siebel Si 204 dar, bis sie sukzessive von der im Jahre 1942 angelaufenen Serie der Si 204 abgelöst wurde. Insgesamt erhielt die Luftwaffe 752 C.445 als Neubauten: 1940: 69, 1941: 230, 1942: 334 und 1943: 119 C.445. Dazu kamen eine Anzahl Flugzeuge, die 1940 gebraucht erbeutet wurden.

Vichy organisierte ab September 1940 den Zivilverkehr mit Hilfe der Air France und der Armée de l'Air als Service Civile de Liaisons Aériennes. Drei Gruppen des SCLA wurden mit dem Sitz im Mutterland, in Nordafrika und Westafrika gegründet. Als Aufgaben wurden der zivile Luftverkehr, Sanitätsflüge für die militärischen Einheiten und Verbindungsflüge im offiziellen Auftrag definiert. Die Ausrüstung bestand aus Flugzeugen der Air France, die den Krieg überstanden hatten sowie aus Flugzeugen der Armée de l'Air, vorwiegend Caudron Goéland, von denen die SCLA etwa 150 erhielten.

Die in Frankreich stationierten 44 C.445 wurden im November 1942 von der Lufthansa beschlagnahmt, die einen Teil bis 1944 an die Luftwaffe lieferte. Ein weiterer Teil wurde bei den alliierten Luftangriffen im Jahre 1944 auf den Flughäfen Toulouse-Montaudron und Toulouse-Francazal zerstört. Der Rest wurde nach der Befreiung in die französische Luftwaffe und die Flotte der Air France eingegliedert.

Nach dem Krieg entstanden 319 C.449, für die Schulen der Armée de l'Air sowie einige Flugzeuge für die Air France. Von der Goéland wurden von 1936 bis 1948 etwa 1400 Flugzeuge gebaut, davon 810 während der deutschen Besetzung. Damit war die Goéland das meistgebaute Flugzeug der französischen Luftfahrtindustrie zwischen 1940 und 1944. Die Goeland flog außer in Frankreich auch in Deutschland, Jugoslawien, Bulgarien, Argentinien, Spanien sowie Belgien.

Bausatz: Robert Schneider überrascht die Modellbauwelt immer wieder mit Modellen, deren Vorbilder gar nicht so selten sind, aber trotzdem irgendwie bisher ignoriert wurden. Bei der Goeland-Familie fallen mir eigentlich nur LM Resins (aus Resin) und Eurokit (einfacher Spritzguß) im Maßstab 1/72 ein, die sich dieses Vorbilds angenommen haben.

3 der feingravierten Spritzlinge bestehen aus einem hellbraunen Plast, der durchsichtige Spritzling ist für die Verglasung gedacht. Alle sind sauber abgespritzt und erlauben den Bau aller möglichen Varianten. Etwas Grat an den Kleinteilen sollte kein Problem darstellen. Über die Passgenauigkeit kann hier noch nichts gesagt werden, das wird erst der Bau zeigen. Das filigrane Fahrgestell bedarf aber erhöhter Aufmerksamkeit. Die Verglasung soll meist von innen eingesetzt werden, nur die Bullaugen von außen. Die Resinteile sind für die Innenausstattung mit Bestuhlung und Geräten gedacht. Im Cockpit muß das Instrumentenbrett und die Konsole bemalt werden, Fotoätzteile hierfür und für andere Verfeinerungen werden nicht mitgeliefert. Vielleicht hilft hier ja Brengun, wie bei manch anderem RS-Bausatz, aus.



Der Bauplan führt einen in 25 Schritten zum fertigen Modell. Bei der Inneneinrichtung ist noch ein wenig eigenes Nachforschen angesagt, RS legt nur 6 Sitze für Passagiere und Besatzung bei. Alle Farben werden mit RLM-Bezeichnung oder mit Namen angegeben, eine Farbreferenz für ein System existiert nicht, jeder kann sich also bei seinem eigenen Lieblingsfarbmischer bedienen (was man ja sonst eigentlich auch macht ...).

Der gut gedruckte Decalbogen gestattet die Darstellung von vier Maschinen:

  1. Caudron C.445, ZG 1, Luftwaffe 1942
  2. Caudron C.445, Luftwaffe, Malmi, Finnland 1941
  3. Caudron C.445, 1.St.G. 1, Luftwaffe, Nordafrika 1941
  4. Caudron C.445, Slovakia A.F. 1943

Fazit: Ein empfehlenswerter Bausatz, den fortgeschrittenen Modellbauer sollte auch eine Kabineneinrichtungsänderung nicht vor Probleme stellen.

Erhältlich sind die Bausätze im gut sortierten Fachhandel.

MKT (Juli 2015)

Literatur:
  Pierre Cortet & Robert Esperou: Le Caudron GOELAND, 2001, LELA PRESSE, ISBN 9782914017008