Die Resinfirma PH Model von Pavel Hronek aus Ceske Budejovice (Budweis) konzentrierte sich zunächst auf Decals und Umbausätze für in Finnland eingesetzte Flugzeuge im Maßstab 1:72. So gibt es Conversion-Sets für frühe Pe-2, Mörkö Morane, V.L. Humu, Su-2 M-82, Su-2 M-88B und Su-2M-82 & M-88B. Als komplette Resin-Modelle sind V.L. Pyry, V.L. Trapetsi Pyry, V.L. Myrsky, Fokker C.VE, Miles Master, Hawker Hart B.4, Hawker Osprey, MiG-21 Analog und VT-125 Sohaj – vorzugsweise direkt beim Hersteller http://phmodel.hyperlink.cz – erhältlich. Herausragend im Angebot ist die hier gezeigte Blackburn Botha B-26 in 1:72.
Vorbild: Die B-26 ist ab 1935 auf die gleiche Ausschreibung M.15/35 für einen zunächst dreisitzigen, zweimotorigen Seeaufklärer und Torpedobomber des britischen Air Ministry wie die Bristol Beaufort entwickelt worden. Beide Muster hatten von Anfang an mit Triebwerksschwierigkeiten zu kämpfen. Da die eigentlich vorgesehenen Bristol-Taurus-Triebwerke (je 1146 PS) nicht verfügbar waren, mussten in die ersten Serienmaschinen Perseus-X-Triebwerke vom gleichen Hersteller mit lediglich 892 PS eingebaut und die Spezifikation auf eine viersitzige Maschine verändert werden. Das Air Ministry hatte 1936 schon 442 Botha geordert. Deren Erstflug war am 28. Dezember 1938 und ab Dezember 1939 wurde die Botha an die RAF geliefert.
Übrigens zur No. 608 Sqn RAF – sie blieb die einzige Staffel, welche die Botha operationell ab Juni 1940 zur Küstenüberwachung einsetzte. Bei diesen Patrouillen wurden 50 kg schwere Unterwasserbomben oder 250 bis 907 kg schwere GP-Bomben oder ein Torpedo mitgeführt. Der Einsatz der Botha war von Anfang an ein Misserfolg. Zu den Problemen mit den Triebwerken gesellten sich unerklärliche Abstürze. Auch eine Leistungssteigerung der Perseus-Motoren auf 944 PS konnte das Muster nicht wirklich fronttauglich machen, wogegen die Beaufort sich später gut bewährte. Ab 1942 begann die Abgabe der Blackburn Botha an Flugschulen und die Verwendung als Zielscheibenschlepper (Target Tug) TT Mk.I. Im September 1944 wurden die restlichen der insgesamt 580 gebauten Botha ausgesondert.
Bausatz: Das 72er-Resinmodell von Pavel Hronek macht vom Abguss der soliden Teile einen hervorragenden Eindruck. Sehr gut präsentiert sich die Oberfläche des Modells, ohne irgendwelche Lunker, Sinkstellen oder Löcher. Dafür hat der Modellbauer allerdings mit teils monströsen Angüssen zu kämpfen. Die-se sollten keinesfalls abgebrochen, sondern immer mit der Modellbausäge und vorsichtig entfernt werden. Eine Inneneinrichtung gibt es faktisch nicht und auch die Sternmotoren sind spartanisch ausgeführt – Platz also für reichlich Detaillierungsarbeit. Die Klarsichtteile sind vakuumtiefgezogen. Eine Bauanleitung mit Bemalungsschema für die Botha Mk. I, L6507, 1941 Squires Gate, mit der Kennung I o M und Decals dafür liegen bei. Allerdings fehlten in meinem Kit Flagge und Kokarden als Decal. Wohl also dem, der für solche Kleinigkeiten bereits ein Vorratslager angelegt hat.
Detlef Billig, FliEGERREVUE (August 2010)