Deutscher leichter Panzerkampfwagen VK. 1602 "Leopard"

OKB Grigorov 72076 - 1/72

Vorbild: Da das Sd.Kfz. 123 "Luchs" als zu schwach bewaffnet und gepanzert galt, gab das Waffenamt 1941 einen neuen Aufklärungspanzer in Auftrag. Die Neuentwicklung von MAN lief unter dem Namen "Leopard" und basierte auf den Entwürfen für das VK. 1601. Es sah eine Wanne mit abgeschrägter Panzerung von 20-80 mm (stärker als beim Panther!) vor mit einem erwarteten Gefechstgewicht von 26 t. Aufgrund der Panther-Produktion wurden die Entwicklungen an die Firmen MIAG (Wanne) und Daimler-Benz (Turm und Aufbau) weitergegeben. Der Turm wurde mit einer 5 cm KwK 39/1 L/60 von Rheinmetall ausgestattet. Neben dem 26 t schweren Fahrzeug wurde noch eine weiteres mit 20-60 mm Panzerung entwickelt, mit einem erwarteten Gefechtsgewicht von nur 18 t.

Die Truppe soll die leichtere Version bevorzugt haben, Hitler präferierte jedoch die schwere, da ein Aufklärungspanzer auch Pak-Beschuss standhalten solle. Nachdem Speer ihn davon überzeugen konnte, dass die schwere Lösung zu sehr einer schwächer bewaffneten Version des Panthers ähnelte und daher wenig Gefechtswert hätte, entschied sich Hitler zu Gunsten der leichteren Version unter der Bedingung, dass auch der Panthers als schwerer Gefechtsaufklärer genutzt werden solle. Die finale Lösung des Leopard hätte nun mit 16-50 mm breiten Panzerplatten 21,9 t gewogen. Produktionsbeginn wäre im April 1943 gewesen. Jedoch wurde das Projekt bereits am 3. Januar 1943 verworfen, da der Leopard für die Anforderungen im Jahr 1944 als zu schwach eingestuft wurde. Lediglich der Turm wurde in leicht veränderter Bauweise, schmaler mit geringerer Panzerung, für das Sd.Kfz. 234/2 "Puma" übernommen.

Quellen:
Panzer Tracts No. 20-1 Paper Panzers
Motorbuch - Militärfahrzeuge Band 2 - Die Panzer-Kampfwagen I und II und ihre Abarten
Wikipedia.org en (Artikel: VK 1602 Leopard)

Bausatz: OKB Grigorov hat eine Reihe von Panzerprojekten und Panzertürmen in 1:72 realisiert. Hierzu gehört auch der nie gebaute VK. 1602, wie er von Hilary L. Doile in der Panzer Tracts-Reihe nachempfunden wurde.
In dem stabilen Faltkarton befinden sich sicher verpackt 100 graue Resin- und 17 Metallteile sowie die Bauanleitung. Die Resinteile überzeugen durch ihre scharfen, deutlichen Details und weisen keine Blasen auf. Fischhäute sind einige vorhanden, die sich aber leicht entfernen lassen. Die langen Kettensegmente sind leicht verzogen, lassen sich aber in einem heißen Wasserbad korrigieren.

Der Turm ist gut wiedergegeben. Die breiteren Maße im Vergleich zum Puma-Turm wurden berücksichtigt. Die Kanone ist voll aus Resin gegossen und weist alle Bohrungen auf, ebenso die MG-Rohre. Einziges Manko ist, dass die Luken geschlossen sind und nur mit einem Umbau geöffnet dargestellt werden können.

Die filigranen Details der Wanne wissen gut zu gefallen, so etwa die Antennensockel, Tarnscheinwerfer oder auch die fotogeätzten Lüfterabdeckungen. Selbst die Auspuffrohre besitzen geätzte Halterungen. Die Schutzbleche hingegen bestehen bei diesem Bausatz überwiegend aus Resin. Beschädigungen können so leider nur schwer dargestellt werden, aber die Wandstärke wirkt glaubwürdig dünn.

Im Fahrwerksbereich werden die meisten Teile benötigt. Die Trieb-, Leiträder und Laufrollen sind mehrteilig. Für die Laufrollen wurden die Schwingarme separat gegossen, wodurch sich mit ein paar Anpassungen das Laufwerk auch eingedrückt darstellen ließe. Die Ketten sind für OKB typisch: extrem fein wiedergegeben.

Die Bauanleitung erklärt alle notwendigen Schritte für Turm und Wanne. Hier sollte man vorher aber genau nachgucken, was wohin gehört. Eine Bemalungsanleitung und Decals sind nicht enthalten, sind aber bei diesem fiktiven Fahrzeug auch nicht notwendig.

Fazit: Dieser Aufklärungspanzer ist zwar ein Papierpanzer, wirkt aber dank der bekannten Formgebung sehr vertraut und interessant. OKB Grigorov hat hier einen gut durchdachten Bausatz herausgebracht, der in puncto Detaillierung in 1:72 kaum noch verbessert werden kann. Aufgrund der zahlreichen Resin- und Ätzteile ist der Bausatz ausschließlich für erfahrene Modellbauer geeignet.

Der Preis ist mit 35 € auch dementsprechend hoch, aber berechtigt. Zu erhalten ist der Bausatz direkt über OKB Grigorov oder beim gut sortierten Modellbaufachhändler.

Philip Koch, Godern (Oktober 2020)