Vorbild: Die mittleren Pz.Kpfw. III und IV wurden bereits vor dem Krieg entwickelt, wobei optisch viele ähnliche Komponenten genutzt wurden. Am 4. Januar 1944 wurde durch das Speer-Ministerium angeregt, die Panzerproduktion zu vereinheitlichen und von beiden Panzern die bewährten Baugruppen in einer Konstruktion zu übernehmen. So wurden vom Panzer IV etwa der Turm (Ausführung J), Motor, Kühlung, Kraftübertragung und Leiträder übernommen, wohingegen vom Panzer III das Getriebe, Lenkgetriebe, der verstärkte Antriebsstrang und Triebräder eingesetzt wurden. Neu waren die gummisparenden Stahllaufrollen und Ketten. Die abgeschrägte Panzerung sollte an der Front 60-80 mm, seitwärts 30 mm betragen. Im März beauftragte das Waffenprüfamt 6 die Produktion von drei Versuchsfahrzeugen "Pz.Kpfw. IV auf Einheitsfahrgestell". Die Serienproduktion hätte im Krupp-Grusonwerk ab Februar 1945 anlaufen sollen. Aufgrund der immer stärkeren sowjetischen Panzer wurde das Fahrzeug jedoch für zu schwach gepanzert und bewaffnet bewertet. Daher wurde es am 12. Juli 1944 verworfen.
Quellen:
Panzer Tracts No. 20-1 Paper Panzers
Wikipedia.org en (Artikel: Panzer III/IV)
Bausatz: OKB Grigorov hat eine Reihe von Panzerprojekten und Panzertürmen in 1:72 realisiert. Hierzu gehört auch der Pz.Kpfw. IV auf Einheitsfahrgestell bzw. III/IV. Die so nie gebaute Wanne, wird hier mit dem Turm des Pz.Kpfw. IV Ausführung J angeboten.
In dem stabilen Faltkarton befinden sich sicher verpackt 102 graue Resin- und 49 Metallteile sowie die Bauanleitungen für Turm und Wanne. Die Resinteile überzeugen durch ihre scharfen, deutlichen Details und weisen keine Blasen auf. Fischhäute sind einige vorhanden, die sich aber leicht entfernen lassen. Die langen Kettensegmente sind leicht verzogen, lassen sich aber in einem heißen Wasserbad korrigieren.
Der Turm wird auch als einzelner Bausatz unter der Artikelnummer B72007 angeboten. Er ist gut wiedergegeben und bleibt nach dem Befestigen beweglich. Die Luken können geöffnet dargestellt werden und enthalten sämtliche Details inklusive fotogeätzter Verriegelung. Die Rohrbremse aus Resin ist durchbrochen, das Rohr selber aus Metall gedreht. Was Materialstärke und Detaillierung angeht, ist dieser der beste Turm eines Panzer IV Ausf. J, der in 1:72 auf dem Markt existiert!
Die Wanne weist die späten Merkmale der beiden Panzer, beim Pz. IV die der Ausführung J, auf. Die filigranen Details wissen hier gut zu gefallen, so etwa das BugMG oder der Antennensockel. Die Luken können offen dargestellt werden. Knifflig wird das Anbringen der Schutzbleche aus Fotoätzteilen. Dafür sind diese maßstabsgetreu dünn und Beschädigungen lassen sich leichter darstellen.
Der Träger mit den MG-Rohren fehlt auf dem Bild
Im Fahrwerksbereich werden die meisten Teile benötigt, da hier wirklich alles detailgetreu wiedergegeben ist. Selbst die acht Endanschläge der Federung bestehen aus je einem zu faltenden Ätzteil und einem plastischen Resinteil. Am beeindruckendsten sind wohl die Triebräder, die jeweils in einem Stück gegossen sind, aber auch die Ketten sind fabelhaft wiedergegeben.
Die Bauanleitung ist zweiteilig und erklärt den Turm sowie Teile der Wanne. Hier sollte man vorher genau nachgucken, was wohin gehört. Eine Bemalungsanleitung und Decals sind nicht enthalten, sind aber bei einem fiktiven Fahrzeug der späten Kriegsmonate auch nicht notwendig.
Fazit: Dieser abgeschrägte Pz.Kpfw. III/IV ist eine interessante Variante zu den real eingesetzten Panzern. OKB Grigorov hat hier einen gut durchdachten Bausatz herausgebracht, der in puncto Detaillierung in 1:72 kaum noch verbessert werden kann.
Der Preis ist mit 40 € ziemlich hoch, aber berechtigt. Zu erhalten ist der Bausatz direkt über OKB Grigorov oder beim gut sortierten Modellbaufachhändler.
Philip Koch, Godern (Oktober 2020)