Napoleonische Kanone Waterloo 1815

Mistercraft D-242 - 1/18

Vorbild: Die ersten Vorderladerkanone waren Steinbüchsen - zweigeteilte Büchsen, die eine Pulverkammer und einen sogenannten Flug hatten. Erst wurde das Schwarzpulver (damals noch Mehlpulver) geladen und dann verdämmt. Danach die bis zu 350 kg und mehr wiegende Steinkugel eingesetzt und mit flachen Keilen sowie Lehm "verpisst" und "verschoppt" - die Zwischenräume zwischen der unebenen, grob behauenen Steinkugel und der Wand des Fluges mussten abgedichtet und die Kugel fixiert werden. Feuerbereit war die Waffe erst, nachdem der Lehm getrocknet war. So kam man auf gut einen Schuss pro Tag. In der Folge ging man immer mehr von den schwereren schmiedeeisernen Stabringgeschützen zu gegossenen, leichteren Bronzegeschützen über. Die Festungsgeschütze bestanden meist aus dem billigeren Gusseisen, da sie nicht oft bewegt werden mussten; Feldgeschütze wurden wegen ihres zum Transport geringeren Gewichtes jedoch aus Bronze hergestellt.

Die Geschütze entstanden in verschiedenen Größen, und es bildete sich immer mehr die Form heraus, welche die Vorderladerkanone noch drei Jahrhunderte behalten sollten. Es entstanden die Kartaunen. Später ging man dazu über, die Geschütze mit fertigen Kartuschen zu laden. Dazu wird mit einem Ladestock eine Kartusche in den Lauf gepresst, gefolgt von einem Stopfen, dem Geschoss und einem weiteren Stopfen. Zur Zündvorbereitung wird die Kartusche mit einer Nadel durch das Zündloch am oberen Ende der Kanone durchstochen. Über eine Pulverspur oder eine Lunte wird es gezündet. Mit Vorderladerkanone zu schießen, war immer sehr gefährlich. Glimmende Pulverreste im Lauf konnten sich bei dem notwendigen Durchwischen des Rohres nach jedem Schuss entzünden. Schuld daran war der frisch zugeführte Sauerstoff. Das kostete so manchem Kanonier den Arm. Verhindert wurde dies dadurch, dass es Pflicht wurde, nach jedem Schuss zunächst feucht durchzuwischen und erst danach die neue Ladung zu setzen, wobei der Richtschütze mit einem ledernen Daumenschutz das Zündloch zuzuhalten hatte.

Mindestens drei, meist sechs (Doppelbesetzung) oder mehr Mann bedienten ab dem Mittelalter eine schwere Kanone. Der Geschützführer war verantwortlich für die Ausrichtung des Geschützes, der Ladekanonier für das Laden. Der Auswischer reinigte sie nach jedem Schuss mit Wasser und Bürste. Auch die gegossenen Kanonen konnten keine langen Serien schießen. Die Rohre erhitzten sich so stark, dass die Ladungen schon beim Einführen abzubrennen drohten; die Anzahl der Schüsse, die in einer Stunde abgegeben werden durften, war begrenzt. (Quelle: Wikipedia)

Bausatz: Mister Craft bringt mit diesem Bausatz ein eher selten angebotenes Geschütz auf den Markt. Eine französische Vorderladerkanone der Napoleonischen Kriege. Der praktische Stülpkarton mit dem etwas abenteuerlichen Deckelbild (zwei Kanoniere halten die Kanone während des Feuerns fest) beinhaltet zwei anthrazitfarbige Spritzlinge mit 24 Teilen und die Bauanleitung.

Die Abformung der Bauteile ist soweit ganz Okay, lediglich einige Auswerfermarken sind an ungünstigen Stellen zu sehen, und es muss ein wenig entgratet werden. Die Lafette weißt eine recht gelungene Holzmaserung auf, während die Speichenräder diese leider nicht haben. Hier wird man wohl selber Hand anlegen müssen, um ein optisch überzeugendes Ergebnis zu erreichen. Die beiden Lafettenwangen und die Achse sind in einem Stück gegossen, aber auf der Unterseite hohl. Auch da sollte man besser nachbessern. Die Passgenauigkeit ist recht gut.

Bauanleitung/ Bemalung: Zur Bauanleitung gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Auf einem langen Bogen werden die allgemeine Geschichte der Vorderladerkanone, die fünf Bauabschnitte in Schwarz/Weiß und die Farbgebung gezeigt, wobei bei der Farbgebung zwei Varianten existieren. Die Farbangaben sind für Federal Standard und RAL angegeben (kein spezieller Hersteller), aber man muss aufpassen, da die Ziffern ein wenig durcheinander geraten sind.

Fazit: Ein netter kleiner Bausatz, der sich hauptsächlich an Anfänger wendet, wobei der Profi sicher sehr viel mehr aus dem Bausatz holen kann. Der Maßstab 1/18 ist leider etwas ungewöhnlich, da man so nur ein rein statisches Modell bauen kann, obwohl die Kanone geradezu nach einem Diorama schreit. Historische Figuren in diesem Maßstab sind aber fast nicht zu bekommen (außer bei Siland, dann aber zum fünffachen Preis des Bausatzes). Aber vielleicht bringt ja Mister Craft noch passende Figuren raus, da es sich bei der Kanone anscheinend um eine neue Serie handelt.

Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei glow2b.

Jürgen Bellenbaum, Dallgow-Döberitz (November 2018)