Vorbild: Der Mercedes Benz Typ 170 V erschien bereits 1936 und war das einzige PKW-Vorkriegsmodell, das nach dem Krieg weiterhin produziert und erst 1953 durch ein neues Modell ersetzt worden ist. Zwischen 1936 und 1953 wurden von diesem Wagen über 140.000 Exemplare gefertigt. Die Bezeichnung V bezog sich auf, Vorne, und die 170 auf die 1,7 Liter Hubraum. Dieser Motor wurde sowohl als Benziner und auch in Dieselversion verbaut und hatten zwischen 38 und 45 PS. Der Motor mit seinem synchronisierten Vierganggetriebe war an zwei Punkten elastisch aufgehängt und über eine Kardanwelle mit einer hinteren Pendelachse ausgestattet., was dem Wagen eine hohe Laufruhe bescherte. Neben der Limousine gab es auch weitere Varianten wie Roadster, Cabriolet und Pritschenwagen. Nach dem Krieg begann bereits im Mai 1946 wieder die Produktion von Kastenwagen, für die beim Wiederaufbau ein hoher Bedarf bestand. Auch für Krankentransporte und Polizei wurden diese Ausführungen gefertigt, die erst im Juli 1947 wieder um eine viertürige Limousine ergänzt wurde. Für die Produktion als Kasten- bzw. Lieferwagen wurden Fahrgestelle an verschiedene Karosseriefirmen geliefert. So wurden z.B. durch die Firma Lueg in Bochum ab 1950 Krankenaufbauten gefertigt. Bis zum Produktionsende 1953 stellte Mercedes auch einen eigenen Aufbau als Lieferwagen für Firmen und Betriebe her, der hier als Modell beschrieben wird.
Bausatz: Nachdem uns MiniArt von diesem Mercedes bereits die Limousine und das Coupe als umfangreiche Bausätze beschwerte, ist nun auch die Version als Lieferwagen erschienen. Der mit einem sehr schönen Titelbild gestaltete Karton ist gut gefüllt. Rund 20 Spritzlinge mit ca. 180 Teilen, plus 27 Ätzteilen und einem schönen Decalbogen, gilt es zu verarbeiten. Die Teile sind von sehr guter Qualität, was man von der ukrainischen Firma inzwischen ja auch schon gewohnt ist. Auch sind Auswerfer oder Fischhäute nirgends zu finden.
Die Fahrwerksfedern sind hier sogar im Slidemode gefertigt. Der Motor ist so gut detailliert, dass er fast zu schade ist ihn unter den Motorhauben zu verstecken. Diese sind übrigens in einer sehr schönen dünnen Stärke gefertigt und mit fein gestalteten Lüftungsgittern versehen. Hier sind auf der Rückseite zwar kleine Auswerfer zu finden, die in offener Ausführung dann zu bearbeiten wären.
Die Reifen sind in mehreren Scheiben gefertigt und haben, nach der Verklebung, somit eine schöne zivile Profilierung.
Durch die hochdetaillierte Gestaltung der Innenraumteile wie Türgriffe und Fensterkurbeln sowie dem tollen Armaturenbrett ist eine Darstellung, mit geöffneten Türen, schon fast unentbehrlich.
Die beiliegenden Scheiben verdienen ihre Bezeichnung Klarsichtteile wirklich zu Recht. Absolut schlierenfrei und klar.
Bemalung: Dem Lieferwagen liegen fünf farbige Bemalungsversionen bei, die verschiedenen Bierfirmen darstellen. Die Farbangaben entsprechen acht bekannten Farbherstellern. Der Decalbogen ist absolut Randscharf und von hoher Qualität und enthält auch die Etiketten für die einzelnen Bierflaschen. Schade ist hier nur, dass kein Decal für die Armaturen beiliegen und das zwar Beschriftung für eine Berliner Hochschulbrauerei vorhanden ist, jedoch kein Berliner Nummernschild. Dies ist jedoch wohl Meckern auf hohem Niveau, des ansonsten wirklich sehr hochwertigen Bausatzes.
Fazit: Was MiniArt hier wieder abgeliefert hat ist großes Kino. Nachdem bereits die verschiedenen Karosserieformen bei diesem Hersteller erschienen sind, war es naheliegend, dass nun auch die Lieferwagenversion erscheint. Bei dem hier beschriebenen Bausatz ist zwar die Anleitung ein Fehldruck, bei dem zwei Seiten auf einer gedruckt und somit eigentlich nicht lesbar sind. Dieses Problem lässt sich jedoch leicht lösen, wenn man sich diese Anleitung auf der Internetseite von MiniArt herunterlädt. Ein sehr guter Bausatz dieses interessanten Fahrzeuges, das nun erstmals in Spritzguss erschienen ist und mit vielem Zubehör und einem günstigen Preis ein klares Kaufargument sein dürfte. Sehr empfehlenswert.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei glow2b.
Reiner Janick (Februar 2020)