Deutsche Tankstelle 1930-40er Jahre

MiniArt 35598 - 1:35

Vorbild: Mit der Entwicklung und Verbreitung von Automobilen entstand gleichzeitig der Bedarf an geeigneten Treibstoffen und deren Vertrieb. Die erste bekannte "Betankung" erfolgte durch Bertha Benz, Ehefrau von Carl Benz, 1888 in dem Ort Wiesloch. Damals handelte es sich jedoch noch um Ligroin (Waschbenzin), welches es z.B. in Apotheken zu kaufen gab. Erst Anfang des 20. Jahrhundert entstanden eigens auf den Verkauf von Kraftstoffen ausgerichtete Betriebe und Firmen. In Deutschland wurde die erste - im heutigen Sinne - Tankstelle 1922 in Hannover eröffnet. Erst wurde der Kraftstoff noch aus Fässern gepumpt, später folgten Handpumpen-Säulen mit im Boden versenkten Benzintanks. Interessant ist, dass sich die typische Bauweise (Preisschild, Verkehrsregelung durch Zu-/Abfahrten, Zapfsäulen mit großer Überdachung, ein Raum für die Kasse, Wärter und Kunden) sehr früh etablierte und im Lauf der Jahre kaum veränderte.

Quellen:
Wikipedia.org DE (Artikel: Tankstelle)

Bausatz: Die Firma MiniArt ist in 1:35 eigentlich auf Fahrzeuge ausgerichtet, hat aber überraschenderweise viel Erfolg mit Dioramenzubehör. Für die mittlerweile zahlreichen Radfahrzeuge der 30-40er Jahre auf dem Modellbaumarkt erschien hierzu eine Tankstelle, wobei der Name "Gas Station" irreführend ist, denn es ist lediglich Tankstellenequipment enthalten, kein Gebäude oder Bedachung!
In dem bunten und stabilen Stülpkarton befinden sich zehn Spritzlinge aus grauem, zwei aus klarem Plastik, ein Fotoätzteilbogen, ein Decalbogen und die farbige Anleitung. Die Teile sind sauber gespritzt und weisen keine Fischhäute, später sichtbaren Auswerfermarken oder Sinkstellen auf. Die Klarsichtteile sind auch wirklich klar. Einige Spritzlinge wurden sogar mit Slidemold-Formen erstellt.

Der Inhalt entspricht dem gezeigten Equipment des Bausatzcovers: zwei Handpumpen-Säulen, zwei Benzinfässer mit einer Handpumpen, ein Kompressor, ein Regal sowie mehrere verschiedene Kraftstoffbehälter und Dosen. Die Ätzteile werden sinnvoll für die Zapfsäulen und als Griffe der Kanister genutzt. Kleinere Behälter haben jedoch leider angegossene Griffe. Die Klarsichtteile kommen an den verglasten Teilen der Zapfsäulen und der Reklame zum Einsatz. Letzteres erklärt sich mir nicht, da diese lackiert und beklebt werden sollen. Wer technisch etwas geschickter ist, kann hier eine LED einbauen und die Reklame aufleuchten lassen.

Die bunte Bau- und Bemalungsanleitung ist gut aufgebaut und erklärt deutlich alle einzelnen Schritte. Außerdem enthält sie einige Reklameplakate aus den 30-40er Jahren, die ausgeschnitten und an ein Gebäude geklebt werden können. Die Bemalung und Decals sind für zwei verschiedene Tankstellenmarken ausgelegt: SHELL und LEUNA. Obwohl auf dem Bausatz German Gas Station draufsteht, sind neben deutschen auch viele englische Marken und Sprüche enthalten. Ein Fehler, der sich bei den Decals und Plakaten durchzieht, ist, dass statt ÖL meist OEL steht.

Fazit: Dieses Tankstellenequipment ist eine Bereicherung für jeden, der über eine Tankstelle in 1:35 verfügt oder diese selber bauen möchte. Wer auf Authentizität wert legt, sollte bei der deutschen Reklame und Beschriftung jedoch aufpassen.

Geeignet ist der Bausatz für fortgeschrittene Modellbauer. Erhältlich ist er für etwa 16 € beim gut sortierten Modellbaufachhändler.

Philip Koch, Godern (Januar 2021)