Vorbild: Der Hugh Paymover T-300, bzw. T-300S Stangen-Schlepper wurde in verschiedenen Baureihen und Versionen in den 1960er bis 1980er Jahren zuerst bei Hugh, später bei International Harvester in rund 1500 Exemplaren hergestellt und entsprechend bei den militär- und zivilen Flughäfen der ganzen Welt eingesetzt. Die Fahrzeugmasse kann durch zusätzliche Gewichte von 15 auf 25 t gesteigert und somit die Zugkraft erheblich variiert werden. Der T-300 kann Flugzeuge von der Größe bis zur Boeing 767 am Boden bewegen. Der Clou ist jedoch die optionale Vierradlenkung - auch Hundegang-Lenkung genannt. Damit kann das Fahrzeug praktisch nicht nur fast auf der Stelle wenden, sondern sogar auch noch schräg fahren.
Noch heute sind die "robusten Bullen vom Dienst" gefragte Fahrzeuge auf dem Second Hand Markt für GSE - Ground Support Equipment.
Bausatz: Nachdem die Firma Military Model - MilMod-2016 in Telford mit dem TEL für die Minuteman II ihren ersten Resin Kit vorgestellt hat, umfasst das Programm nunmehr bereits rund 65 Bausätze. Alle werden nur in Mini-Auflagen bis 25 Stück gefertigt, sind also fast Unikate. Die MilMod-Range teilt sich auf, in eine Airfiled-Serie Maßtab 72/00, also 1:76, eine Zubehör-Serie für 72er und 76er Kits und eine reinrassige 1:72 Serie. Letztere ist an den Kit-Nummern MM 072 xxx erkennbar.
Hier gehören auch unsere drei Flugzeugschlepper-Modelle hinein. Alle MilMod-Kits sind für Dioramenzwecke gedacht und optimiert. Dass heißt, die Modelle enthalten meist ein paar zusätzliche Zubehörteile, Figuren usw.. Türen lassen sich teilweise offen darstellen und die Räder variabel montieren, optional muss aber auch einiges im Eigenbau ergänzt werden. Dazu gibt es entsprechende Hinweise in der Bauanleitung. Alle drei Kits sind an sich baugleich und die Teileanzahl ist gut auf den Fotos hier zu sehen.
Eine Ausnahme bildet MM 072013, denn dieser Kit hat zusätzliche Resinteile aus Klarsichtmaterial für verschiedenen Rundumleuchten und Lampen sowie für die große Fahrerkabine.
Ein Satz verschiedene Schäkel, Vorlegekeile, Feuerlöscher und andere Vorfeld-Kleinteile liegen allen Kits bei, genau wie eine Schleppstange. Da die filigranen Verstrebungen letzterer nicht immer ausgegossen werden können, empfiehlt hier MilMod gleich den Selbstbau aus Draht. Eine entsprechende Skizze ist vorhanden.
Das Fahrwerk des Paymover ist etwas "tricky": Zunächst muss man die gewünschte Art des Radeinschlages für die Hundeganglenkung für sich persönlich festlegen und danach die hier im Übermaß gefertigten Bauteile anpassen, bzw. zurechtkürzen. Das geht nicht ohne mehrmaliges Probeanpassen und -kleben. Glücklicherweise kann man ja Sekundenkleber (nur einen Hauch!) oder Ponal wieder trennen. In der zweiten Kitauflage ist auch nun endlich eine deutliche Skizze, wie die Achsen über dem Rahmen in der Mitte der Radausparungen positioniert werden müssen. Wenn das klar ist, ist der restliche Zusammenbau eigentlich problemlos. Bleibt noch zu bemerken, dass sich - gegenüber den anderen MilMod Kits - hier die Angüsse nicht so ohne weiteres durch Abbrechen entfernen lassen. Im Gegenteil dieser Tug hat sogar einen mächtigen Anguss auf der Motorhaube! Das bedeutet: Rasierklingensäge, feilen, schleifen usw.
Bemalung: Dann ist da noch die Qual der Wahl aus den meist (mindestens) drei möglichen militärischen oder zivilen Bemalungsvarianten (vgl. hier Fotos der Instruktion/Cover).
Die Decals dazu sind exzellent gedruckt und müssen einzeln ausgeschnitten werden, da es eine komplette Trägerfolie gibt. Sie brauchen allerdings nicht vorher separat mittels Lack versiegelt werden, wie es bei Laserdrucken aus Kleinserienbausätzen oft der Fall ist. Allerdings sind sie gewöhnungsbedürftig eng angeordnet. Auf Nachfrage erfuhren wir das entsprechende Motto bei MilMod: "Lieber zwei Bemalungen auf der gleichen Fläche anordnen, als dem Modellbauer nur eine zur Verfügung zu stellen". Und: "Wir produzieren nicht für die Ersatzteilkiste der Modellbauer - er kann hier ein Modell bauen, sollte er die gewünschten Decals nicht ausscheiden können, muss er eben die nicht benötigten zerscheiden". Aber so schlimm ist es nicht. Wie in der Bauanleitung erwähnt, geht das Ausscheiden auch feinster Flächen prima mit einer relativ großen Schere - sie muss nur wirklich scharf sein! Und man braucht mehr als ausreichend Arbeitsbeleuchtung (Spot) genau an der Schnittstelle.
Auch ist ein anderer Tipp der Bauanleitung interessant und gleichzeitig wichtig: Die Decals sollen keinesfalls ins Wasser getaucht oder Weichmacher verwendet werden…! Reines Wasser mit dem Pinsel von hinten an der Papier tupfen bringt absolut perfekte Ergebnisse! Zum Schluss noch Set, wer will, perfekt.
Da sind wir bei der Bauanleitung, deren Grafiken das Auge richtig erfreuen. Dazu gibt es reichlich Tipps, zum Beispiel Resin biegen mit Glühbirne und viele Hinweise zu den Zubehör- und ergänzenden Produkten aus dem eigenen Hause. Den Tipp UHU Alleskleber EXTRA Gel für das Kleben von Resin-Modellen zu verwenden, kannte ich bis dato noch nicht. Das "revolutioniert" ja geradezu deren Zusammenbau !!!
Nicht zuletzt ist auf der Rückseite das derzeitige MilMod-Programm abgedruckt. Interessant ist dabei die Einteilung in verschiedene Themen und Standorte, die zusammen eine gewisse Einheit ergeben. So kann man genau sehen, was man für sein eigenes Diorama-Projekt noch nutzen kann, bzw. man erhält dadurch sogar eine gewisse Inspiration für ein solches Projekt. Netter Einfall!
Ebenso gibt es ein paar Worte zum Original und auch einige Bilder davon. Gemessen an dem, was sonst bei Kleinserien-Fahrzeugen aus Resin angeboten, oder eher nicht geboten wird, wirklich Extra-Klasse.
Fazit: Alles in allem, ein Modell das wirklich schon lange im Angebot gefehlt hat. Nicht wirklich für Anfänger und auch nicht wirklich billig, aber sein Geld wert.
MilMod ist die Eigenmarke des Aviationmegastore in Amsterdam-Schiphol und nur dort zu bekommen. Übrigens ist zur Information, nicht nur der MilMod-Kits, auch die Homepage von Henk of Holland.
Martin Grupp, Blaustein (Januar 2018)