Vorbild: Die Mark 10 Serie britischer Flugplatzfeuerwehren wurde Mitte der 1980er Jahre geschaffen. Als Fahrgestell diente der 5 Tonnne Lkw Scammell Nubian. Aufbauhersteller waren sowohl zunächst Simon-Gloster (später Simon-Gloster-Saro) als auch Carmichael. Interessant: Simon-Gloster-Saro ist eine Fusion der Gloster Aircraft Company mit Saunders-Roe Ltd (Saro) 1987 - hier gibt es also Flugzeugbau-Traditionen!
Die ersten zehn Mk. 10 Fahrzeuge wurden 1986 an die britische Royal Navy geliefert. Es wurden drei Baureihen A bis C produziert die sich vor allem durch unterschiedliche Antriebe, Pumpen und die feuerwehrtechnische Ausrüstung unterschieden. Es entstand auch noch eine Baureihe E, die man vor allem am deutlich komfortableren und von außen glattem Fahrerhaus erkennen kann. Diese Arbeiten und nochmalige Modernisierungen an den Pumpen usw. wurden aber auch an älteren Fahrgestellen und Versionen vorgenommen, so dass sich echte E von den Umbauten kaum unterscheiden lassen.
E-Typen wurden auch noch nach Afghanistan verbracht und oft den afghanischen Feuerwehreinheiten und Rettungskräften an den Flughäfen, z.B. in KIA übergeben, wobei deren Ausbildung durch Bundeswehrkräfte erfolgte. Die genaue Anzahl der gebauten Fahrzeuge, sowie Angaben zur Außerdienststellung bei den einzelnen Teilstreitkräften sind nicht bekannt. Eine große Zahl Mk. 10 fand Abnehmer im Ausland sowie auf zivilen Flughäfen, wo sie teils heute noch dienen.
Bausatz: Nachdem die Firma Military Model - MilMod-2016 in Telford mit dem TEL für die Minuteman II ihren ersten Resin Kit vorgestellt hat, umfasst das Programm nunmehr bereits rund 65 Bausätze. Alle werden nur in Mini-Auflagen bis 25 Stück gefertigt, sind also fast Unikate. Die MilMod-Range teilt sich auf, in eine Airfiled-Serie Maßtab 72/00, also 1:76, eine Zubehör-Serie für 72er und 76er Kits und eine reinrassige 1:72 Serie. Letztere ist an den Kit-Nummern MM 072 xxx erkennbar.
Hier gehören auch unsere beiden Mk. 10-Modelle hinein. Alle MilMod-Kits sind für Dioramenzwecke gedacht und optimiert. Das heißt, die Modelle enthalten meist ein paar zusätzliche Zubehörteile, Figuren usw.. Türen lassen sich teilweise offen darstellen und die Räder variabel montieren, optional muss aber auch einiges im Eigenbau ergänzt werden. Dazu gibt es entsprechende Hinweise in der Bauanleitung. Alle beiden Kits sind baugleich und die Teileanzahl ist gut auf den Fotos zu sehen.
Die Teile selbst sind sauber abgegossen und es gibt keinerlei Lunker oder Luftblasen. Erstaunlicherweise lassen sich auch die teils monströsen Angüsse (das muss so!) durch einfaches hin- und herbiegen abbrechen bzw. ablösen. Lediglich bei den großen Bauteilen ist ein Seitenschneider oder die Modellbausäge erforderlich. Aber auch hier reichen zwei Seiten, den Rest der U-förmigen Angüsse klappt man einfach hoch. Eine Reihe von Teilen, wie Leitern und Feuerwehr-Equipment sind erstaunlich filigran abgegossen - aber Vorsicht beim versäubern, Resin bricht leicht.
Während Fahrwerk und Aufbau wenig problematisch beim Zusammenbau sind, ist es umso mehr die Verglasung das Stiefkind aller Fahrzeuge im kleinen Maßstab. Eine perfekte Methode bieten nicht mal die etablierten Hersteller in ihren Plastikkits an. Einzusetzende Scheiben sind nie wirklich in einer Flucht und auch meist zu dick. Celluloid ist gut, aber schwer einzupassen und das "unsichtbare" Verkleben beherrscht auch nicht jeder. Ein kleiner Tipp: Seitenscheiben einfach "heruntergekurbelt" darstellen das ist deutlich einfacher und erhöht gleichzeitig die Authentizität. Glücklicherweise geht das bei britischen Fahrzeugen auch mit den Frontscheiben: sie lassen sich i.d.R., da oben angelenkt, nach vorn aufklappen. Hier nun sind die gewölbten seitlichen Scheiben des Nubian-Fahrerhauses noch eine extra Herausforderung. Schlau ist wohl, sich dafür einen Formklotz zu bauen und wie bei Flugzeughauben sich das Fensterelement zu ziehen.
Hier wünschte man sich die bei anderen MilMod-Kits praktizierte Methode des Abgusses von Aufbauten komplett in Klarsicht Resin (z.B. MilMod Busse und Vans) - na vielleicht erhört MilMod die Sorgen der Modellbauer und realisiert das in späteren Auflagen ihrer Kits.
Viel Gestaltungsspielraum gibt es bei der Befestigung der filigran abgegossenen Leitern und der Saugschläuche, bzw. des gesamten Feuerwehrequipments. Nun ist das eine Sache, die eigentlich jede Feuerwache oder Einheit für sich erledigt, bzw. wie es für die jeweiligen Erfordernisse nötig ist. Auch gibt es Unterschiede für Royal Navy und Royal Air Force. Am besten Vorbildfotos vergleichen - das Netz ist voll davon, aber Achtung, viele sind Traditionsfahrzeuge, die heute in den Händen privater Sammler sind.
Bemalung: Dann ist da noch die Qual der Wahl aus den meist (mindestens) drei möglichen militärischen oder zivilen Bemalungsvarianten (vgl. hier Fotos der Instruktion/Cover).
Die Decals dazu sind exzellent gedruckt und müssen einzeln ausgeschnitten werden, da es eine komplette Trägerfolie gibt. Sie brauchen allerdings nicht vorher separat mittels Lack versiegelt werden, wie es bei Laserdrucken aus Kleinserienbausätzen oft der Fall ist. Allerdings sind sie gewöhnungsbedürftig eng angeordnet. Aber so schlimm ist es nicht. Wie in der Bauanleitung erwähnt, geht das Ausscheiden auch feinster Flächen prima mit einer relativ großen Schere - sie muss nur wirklich scharf sein! Und man braucht mehr als ausreichend Arbeitsbeleuchtung (Spot) genau an der Schnittstelle. Extra erwähnenswert sind hier der UV-Druck der Decals. Das bedeutet, dass diese inbesondere auf dunklen Untergründen sehr gut Decken! Das ist vor allem wichtig bei wie und hellen Farben wie hier diesem gelben Streifen.
Hier noch ein Hinweis zum Innenanstrich: Die Fahrzeuge britischer Militär-Flugplatzfeuerwehren haben innen einen bestimmten Anstrich, der von den Besatzungen liebevoll "Puke Green", also Kotzgrün, genannt wird. Korrekt heißt die Farbe sehr elegant Eau-De-Nil und hat die British Standard Nummer BS 2660-6-071. Anders als bei normalen Feuerwachen müssen die Feuerwehrmännetr auf Flugplätzen stundenlang - oft noch in diesen feuerhemmenden Anzügen - in ihren Fahrzeugen ausharren um im Gefahrenfall blitzschnell zu reagieren. Schlaue Leute hatte herausgefunden, dass diese Farbe die Konzentrationsfähigkeit der Männer deutlich länger erhalten sollte.
Auch ist ein anderer Tipp in den neueren Bauanleitungen interessant und gleichzeitig wichtig - dieser Hinweis fehlt in Kit No. MM 000 181 und 182 noch: Die Decals sollen besser nicht komplett ins Wasser getaucht oder Weichmacher verwendet werden! Reines Wasser mit dem Pinsel von hinten an der Papier tupfen bringt absolut perfekte Ergebnisse! Zum Schluss noch Set, wer will, perfekt.
Da sind wir bei der Bauanleitung, deren Grafiken das Auge richtig erfreuen. Dazu gibt es reichlich Tipps, zum Beispiel Resin biegen mit Glühbirne und viele Hinweise zu den Zubehör- und ergänzenden Produkten aus dem eigenen Hause. In diesem Fall z.B. wichtig für die Rundumleuchten, will man sie nicht im Eigenbau nach der von MilMod beschriebenen Methode herstellen.
Nicht zuletzt ist auf der Rückseite das derzeitige MilMod-Programm abgedruckt. Interessant ist dabei die Einteilung in verschiedene Themen und Standorte, die zusammen eine gewisse Einheit ergeben. So kann man genau sehen, was man für sein eigenes Diorama-Projekt noch nutzen kann, bzw. man erhält dadurch sogar eine gewisse Inspiration für ein solches Projekt. Netter Einfall!
Ebenso gibt es ein paar Worte zum Original und auch einige Bilder davon. Gemessen an dem, was sonst bei Kleinserien-Fahrzeugen aus Resin angeboten, oder eher nicht geboten wird, wirklich Klasse.
Übrigens kann man das Modell auch "elektrifizieren" wie unseres Modellfotos beweisen.
Fazit: Alles in allem, ein Feuerwehr-Kit der wirklich schon lange im Angebot gefehlt hat. Nicht wirklich für Anfänger und auch nicht wirklich billig, aber sein Geld wirklich wert.
MilMod ist die Eigenmarke des Aviationmegastore in Amsterdam-Schiphol und nur dort zu bekommen. Übrigens ist zur Information, nicht nur der MilMod-Kits, auch die Homepage von Henk of Holland.
Martin Grupp, Blaustein (Januar 2018)