Leyland Hippo Mk II, 10 ton Cargo |
Leyland Hippo Mk IIA, 10 ton Lorry |
MilMod MM 000 355 - 1/72 | MilMod MM 000 356 - 1/72 |
Vorbild: Der Leyland Hippo ist ein Klassiker unter den schweren britische Militärlastwagen. Der erste originale Hippo Mk I, oder WSW17, war im Wesentlichen ein Vorkriegs-LKW, der mit einem offenen Fahrerhaus nebst Persenning und einer Holzpritsche ausgestattet war. Neu an der Konzeption vor allem das Frontlenker-Design. Also das Fahrerhaus/die Sitze über dem Antriebsmotor zu platzieren. In Amerika wurde das C.O.E. - cab over engine - genannt. Dadurch konnte wertvoller Platz für die Ladepritsche gewonnen und der Rahmen kurz gehalten werden. Im Geländebetrieb ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Von diesem 10-Tonner wurden zwischen 1939 und 1940 rund 330 Exemplare an die Streitkräfte geliefert. Es zeigte sich, dass die Klasse der 10-Tonnen-Fahrzeuge im Vergleich zu kleineren Fahrzeugen einen erheblichen logistischen Vorteil boten. Obwohl Leyland nur über geringe Kapazitäten für die Produktion neuer Lkw verfügte, begannen die Konstruktionsarbeiten am 10-Tonner Hippo Mk II im Jahr 1943. Der neue Mk II von Leyland Motors mit der Antriebsformel 6x4 war insgesamt ein wesentlich leistungsfähigeres Fahrzeug und ganz aus Metall gebaut. Die Zweimann-Stahlblech-Kabine hatte nun ein komplett neues geschlossenes Design mit Fenstern zum Herunterkurbeln und eine Dachluke.
Die Serienproduktion begann Ende 1944. Das bedeutet, dass diese Fahrzeuge in den ersten Tagen nach der Invasion (D-day) noch nicht zur Verfügung standen. Allerdings kamen bis Kriegsende noch rund 1000 Exemplare an die Fronten und das Fahrzeug blieb bis in die 1950er Jahre bei allen Teilstreitkräften im Einsatz. Der Mk. II verwendete nur wenige Komponenten aus dem alten MK I. Er wurde von einem 7999 cm³ großen Leyland-Sechszylinder-Dieselmotor angetrieben, der die Hinterräder über ein Fünfganggetriebe und eine Zweigang-Untersetzung antrieb. Die Hinterachsen waren voll beweglich gelagert. Der Schwenkradius war im Geländebetrieb so groß, dass auf Kosten der Ladefläche entsprechende Radkästen eingebaut werden mussten, damit die Räder frei drehen konnten. Die Aufhängung erfolgte durch halbelliptische Federn, die umgedreht eingebaut waren. Grobstollige All-Terrain-Reifen wurden einzeln montiert um maximale Geländetraktion zu erhalten. Da die Hippos aber meist auf Schotter- und Sandpisten oder Flugplätzen und im Hängerbetrieb unterwegs waren, wurde der Schwenkradius bei späteren Ausführungen oft begrenzt. Das führte auch zur Version Mk 2A, die nun hinten wesentlich kleinere Räder - allerdings nun in doppelter Anordnung erhielt. Dadurch wurden die Hippos insgesamt flacher und passten nun auch unter Deck der Fracht- und Landungsschiffe. Die Kabine konnte jetzt auch vertikal geteilt werden, um die Stauhöhe insgesamt zu verringern. Legendären Ruf erwarben sich die Hippos nach 1945 auf ihren Langstrecken-Versorgunsgeinsätzen im Rahmen großer Konvois der No.51 (RAF) MT - Military Transport Company/Squadron bei der Mittel East Air Force (MEAF) in der Suez-Kanalzone. Die No.51 MT war hier von 1942 bis 1956 im Einsatz und verzeichnete für ihre Fahrzeuge eine Gesamtfahrstrecke von 21 Millionen Meilen!
Es gab vereinzelt auch einige Spezialversionen des Hippo mit anderen Aufbauten. Dieser Weg wurden dann mit den Nachfolgetypen Mk. III und Mk. IV noch deutlicher ausgebaut, die bis zu speziellen Tractor-Varianten - also Zugmaschinen - führten. In den Nachkriegsjahren wurden ausgesonderte britische Hippos auch in anderen Armeen und für zivile Aufgaben, vor allem im Bauwesen genutzt. Auch hier kamen individuelle Koffer- und andere Aufbauten zum Einsatz.
Bausatz: Nachdem die Firma Military Model - MilMod - 2016 in Telford mit dem TEL für die Minuteman II ihren ersten Resin Kit vorgestellt hat, umfasst das Programm nunmehr bereits rund 70 Bausätze. Alle werden nur in Mini-Auflagen zwischen 15 und 20 Stück gefertigt, sind also fast Unikate. So auch hier, auf der attraktiven Schachtel ist die Angabe von 16 Kits (!) vermerkt. Die MilMod-Range teilt sich auf: In eine reinrassige 1:72 Serie - letztere ist an den Kit-Nummern MM 072 xxx erkennbar. Eine Zubehör-Serie für 72er und 76er Kits. Und eine Airfield-Serie Maßstab 72/00, also 1:76. Hier gehören auch unsere beiden Hippo-Modelle hinein.
Alle MilMod-Kits sind für Flugplatz-Dioramazwecke gedacht und optimiert. Dass heißt, die Modelle enthalten meist optionale Zubehörteile, Figuren usw.. Türen, bzw. Ladewände lassen sich teilweise offen darstellen und die Räder "eingeschlagen" montieren. Einiges muss allerdings hier im Eigenbau - also Scratch - ergänzt werden - in unserem Fall z.B. die große Ladeplane. Natürlich ist es richtig dass ein Eigenbau deutlich realistischer ist - aber der Eine oder Andere traut sich das vielleicht nicht zu… Deshalb gibt es in der Bauanleitung entsprechende Hinweise, Tipps sowie eine Maßskize - der Rest ist easy: einfach mal machen! Zum erfolgreichen Ergebnis wird der Tip: Kosmetik-Tücher, anstelle der oft empfohlenen Papier Taschentücher wesentlich beitragen.
Beide Kits sind bis auf die unterschiedlichen Räder und Reserveräder der jeweiligen Version baugleich und die Teileanzahl ist gut auf den Fotos hier zu sehen.
Erstaunlich ist die Beigabe so vieler Figuren und Beladungsstücke - perfekt für Dioramen. Die Teile selbst sind sauber abgegossen und es gibt keinerlei Lunker oder Luftblasen. Erstaunlicherweise lassen sich auch die teils monströsen Angüsse (das muss so gießtechnisch sein) durch einfaches hin- und her biegen abbrechen bzw. ablösen. Lediglich bei den großen Bauteilen ist ein Seitenschneider oder die Modellbausäge erforderlich. Aber auch hier reichen zwei Seiten, den Rest der U-förmigen Angüsse klappt man einfach hoch. Eine Reihe von Kleinteilen ist erstaunlich filigran abgegossen - aber Vorsicht beim versäubern, Resin bricht i.d.R. leicht.
Während Fahrwerk und Aufbau wenig problematisch beim Zusammenbau sind, ist es umso mehr das Stiefkind aller Fahrzeuge im kleinen Maßstab, die Verglasung. Eine perfekte Methode bieten nicht mal die etablierten Hersteller in ihren Plastikkits an. Einzusetzende Scheiben sind nie wirklich in einer Flucht und auch meist zu dick. Celluloid ist gut, aber schwer einzupassen und das "unsichtbare" Verkleben beherrscht auch nicht jeder. Ein kleiner Tipp: Seitenscheiben einfach "heruntergekurbelt" darstellen! Das ist deutlich einfacher und erhöht gleichzeitig die Authentizität. Glücklicherweise geht das bei britischen Fahrzeugen auch mit den Frontscheiben: sie lassen sich i.d.R., da oben angelenkt, nach vorn aufklappen.
Hier wünschte man sich die bei anderen MilMod-Kits praktizierte Methode des Abgusses von Aufbauten komplett in Klarsicht Resin (z.B. MilMod Busse und Vans) - na vielleicht erhört MilMod die Sorgen der Modellbauer und realisiert das in späteren Auflagen ihrer Kits.
Bemalung: Dann ist da noch die Qual der Wahl aus den meist (mindestens) drei möglichen militärischen oder zivilen Bemalungsvarianten (vgl. hier Fotos der Instruktion/Cover).
Die Decals dazu sind exzellent - teils in Gold - gedruckt und müssen einzeln ausgeschnitten werden, da es eine komplette Trägerfolie gibt. Sie brauchen allerdings nicht vorher separat mittels Lack versiegelt werden, wie es bei Laserdrucken aus Kleinserienbausätzen oft der Fall ist. Allerdings sind sie gewöhnungsbedürftig eng angeordnet. Aber so schlimm ist es nicht. Wie in der Bauanleitung erwähnt, geht das Ausscheiden auch feinster Flächen prima mit einer relativ großen Schere - sie muss halt nur wirklich scharf sein! Und man braucht mehr als ausreichend Arbeitsbeleuchtung (Spot) genau an der Schnittstelle. .
Da sind wir bei der Bauanleitung, deren Grafiken das Auge richtig erfreuen. Dazu gibt es reichlich Tipps, zwei Fotos und viele Hinweise zu den Zubehör- und ergänzenden Produkten aus dem eigenen Hause. Nicht dazu gehört allerdings der Flugzeugrumpf, der hier sozusagen als Beladungsoption zeichnerisch dargestellt ist. Allerdings sind die Staffelwappen am Rumpf der Maschine auf den MilMod-Decals vorhanden!
MilMod empfiehlt übrigens u.a. UHU Alleskleber EXTRA Gel für das Kleben von Resin-Modellen zu verwenden! Ein erstklassiger Tipp, der das Kleben derartiger Kits quasi revolutioniert! Allerdings sind die ziehenden Fäden und der nun nicht so flott vorangehende Zusammenbau damit verbunden. In jedem Fall lassen sich die größeren Teile damit gut verbinden, während ich die Kleinteile lieber weiter mit Sekunden- oder auch gern mit Holzkleber (z.B. PONAL) klebe.
Fazit: Kein Kit für Anfänger und auch nicht wirklich billig, aber fertig gebaut haben wir ein exotisches und recht großes Modell-Kleinod.
MilMod ist die Eigenmarke des Aviationmegastore in Amsterdam-Schiphol und nur dort zu bekommen. Übrigens ist zur Information, nicht nur der MilMod-Kits, auch die Homepage von Henk of Holland.
Martin Grupp, Blaustein, Mai 2018
Grafiken: db-flight