Vorbild: Beim Vorbild der beiden Kits handelt es sich um einen speziellen Royal Navy Crash Tender mit der Fighting Vehicle (FV) Number 18003. Das ist ein Land Rover Srs I, 107 In LWB. Er basiert auf der Navy-Ausschreibung für ein Vorauslöschfahrzeug zur Pilotenrettung - first response vehicle - auf den Basen der Fleet Air Arm. Das Konzept hat dann auch die RAF übernommen, die sogar einen "dritten Mann" hinten in einer überdachten Sitzbox unterbrachte. Basis waren mitgeführte Feuerwehrausstattungen um Piloten schnellstmöglich aus einem brennenden Cockpit zu befreien. Dazu wurden nicht nur Leitern und schweres Gerät wie die an der Stoßstange griffbereit angebrachte Rodehacke mitgeführt, sondern auch alle drei möglichen Löschmittel, nämlich CO2, Schaumlöscher und Trockenlöscher - das Ganze dann in XL - also etwas größer als normale Handlöscher auf der Ladefläche verstaut. Als besonders schneller Zugang zu den in Not geratenen, war auch der Weg über Stoßstange, Motorhaube, Dach und erhöhtem/stabilen Aufbau vorgesehen.
Bausatz: Nachdem die Firma Military Model - MilMod - 2016 in Telford mit dem TEL für die Minuteman II ihren ersten Resin Kit vorgestellt hat, umfasst das Programm nunmehr bereits rund 65 Bausätze. Alle werden nur in Mini-Auflagen bis 25 Stück gefertigt, sind also fast Unikate. Die MilMod-Range teilt sich auf: In eine reinrassige 1:72 Serie - letztere ist an den Kit-Nummern MM 072 xxx erkennbar. Eine Zubehör-Serie für 72er und 76er Kits. Und eine Airfield-Serie Maßstab 72/00, also 1:76. Hier gehören auch unsere beiden Landy-Modelle hinein.
Zum Vorbild dieses Kits sind kaum Ausführungen nötig - jeder kennt wohl den legendären "Landy". Wenn man natürlich tiefer einsteigt, werden auch teils erheblichen äußerlichen Unterscheide der einzelnen Baureihen sehr schnell deutlich. In den Details kommt dann noch einiges hinzu. Und man stellt fest: es gibt eigentlich gar keine guten Kits des Landrover von den sogenannten etablierten Plastik-Herstellern! Lediglich Airfix hatte mal einen Series III in der sogenannten Long Wheel Base (LWB) von 109 inch im Programm - und der war auch noch ursprünglich von JB und 1:76. Es verbleiben praktisch nur Kleinserienhersteller in Resin und einige Weißmetallmodelle aus der britischen Cottage Industrie, will man so ein Modell haben.
Alle MilMod-Kits sind für Dioramazwecke gedacht und optimiert. Dass heißt, die Modelle enthalten meist ein paar zusätzliche Zubehörteile, Figuren (in diesem Fall drei firemen) usw. Türen lassen sich teilweise offen darstellen und die Räder variabel montieren, optional muss aber auch einiges im Eigenbau also Scratch ergänzt werden. Dazu gibt es entsprechende Hinweise in der Instruction.
Alle beiden Kits sind an baugleich und die Teileanzahl ist gut auf den Fotos hier zu sehen. Man sieht auch die vielfältige Ausstattung mit Feuerlösch-Equipment. Beim Landy gibt es ein Schmankerl: Er hat eine nachgebildete Motorattrappe und auch die Motorhaube lässt sich "offen" darstellen!
Während Fahrwerk und der gesamte Aufbau wenig problematisch beim Zusammenbau sind, ist es umso mehr das Stiefkind aller Fahrzeuge im kleinen Maßstab: Die Verglasung. Eine perfekte Methode bieten nicht mal die etablierten Hersteller in ihren Plastikkits an. Einzusetzende Scheiben sind nie wirklich in einer Flucht und auch meist zu dick. Celluloid ist gut, aber schwer einzupassen und das "unsichtbare" Verkleben beherrscht auch nicht jeder. Ein kleiner Tipp: Seitenscheiben einfach "heruntergekurbelt" darstellen das ist deutlich einfacher und erhöht gleichzeitig die Authentizität. Glücklicherweise geht das bei britischen Fahrzeugen auch mit den Frontscheiben: sie lassen sich i.d.R., da oben angelenkt, nach vorn aufklappen. Bei unserem Landy ist die Frontscheibe vergleichsweise einfach zu fertigen und ein paar farbige Steifen Tesa-Tape stellen den Rahmen dar. In beiden Bausätzen sind auch Versionen mit niedrigem Hardtop vorgesehen. Dazu muss man allerdings das beiliegende entsprechend kürzen.
Bemalung: Interessant sind natürlich die Mountain Rescue und RAF Mountain Desert Rescue Bemalungen, für die allerdings das eine oder andere Zubehör selbst gebastelt werden und/oder den MilMod Zubehör-Sets entnommen werden muss. Die möglichen militärischen oder zivilen Bemalungsvarianten kann man hier den Fotos der Instruktionen und der Cover entnehmen. Natürlich sind das auch immer Anregungen für eigene Gestaltungen. Im Internet findet man viele interessante Geschichten zu diesen Spezialeinheiten zur Rettung von Besatzungen aus unwegsamen Gebieten - früher sogar überall auf der Welt.
Die Decals dazu sind exzellent gedruckt und müssen einzeln ausgeschnitten werden, da es eine komplette Trägerfolie gibt. Sie brauchen allerdings nicht vorher separat mittels Lack versiegelt werden, wie es bei Laserdrucken aus Kleinserienbausätzen oft der Fall ist. Allerdings sind sie gewöhnungsbedürftig eng angeordnet. Auf Nachfrage erfuhren wir das entsprechende Motto bei MilMod: "Lieber zwei Bemalungen auf der gleichen Fläche anordnen, als dem Modellbauer nur eine zur Verfügung zu stellen". Und: "Wir produzieren nicht für die Ersatzteilkiste der Modellbauer - er kann hier ein Modell bauen, sollte er die gewünschten Decals nicht ausscheiden können, muss er eben die nicht benötigten zerscheiden". Aber so schlimm ist es nicht. Wie in der Bauanleitung erwähnt, geht das Ausscheiden auch feinster Flächen prima mit einer relativ großen Schere - sie muss nur wirklich scharf sein! Und man braucht mehr als ausreichend Arbeitsbeleuchtung (Spot) genau an der Schnittstelle.
Auf eine Besonderheit geht die Bauanleitung bei MilMod diesmal nicht ein, in anderen Kits ist dieser Hinweis allerdings vorhanden: Die Fahrzeuge britischer Militär-Flugplatzfeuerwehren haben innen einen bestimmten Anstrich, der von den Besatzungen liebevoll "Puke Green", also Kotzgrün, genannt wird. Korrekt heißt die Farbe sehr elegant Eau-De-Nil und hat die British Standard Nummer BS 2660-6-071. Anders als bei normalen Feuerwachen müssen die firemen auf Flugplätzen stundenlang - oft noch in diesen feuerhemmenden Anzügen - in ihren Fahrzeugen ausharren um im Gefahrenfall blitzschnell zu reagieren. Schlaue Leute hatte herausgefunden, dass diese Farbe die Konzentrationsfähigkeit der Männer deutlich länger erhalten sollte.
Nicht zuletzt ist auf der Rückseite das derzeitige MilMod-Programm abgedruckt. Interessant ist dabei die Einteilung in verschiedene Themen und Standorte, die zusammen eine gewisse Einheit ergeben. So kann man genau sehen, was man für sein eigenes Diorama-Projekt noch nutzen kann, bzw. man erhält dadurch sogar eine gewisse Inspiration für ein solches Projekt. Netter Einfall!
Ebenso gibt es ein paar Worte zum Original und auch einige Bilder davon. Gemessen an dem, was sonst bei Kleinserien-Fahrzeugen aus Resin angeboten, oder eher nicht geboten wird, wirklich Extra-Klasse.
Extra erwähnenswert sind die sehr schön geruckten verschiedenen Türlogos der einzelnen Navy Stations und die vielen Landy-Logos! Es bleibt auch noch sogar ausreichend Bonusmaterial für andere Fahrzeuge übrig.
Da sind wir bei der Bauanleitung, deren Grafiken das Auge richtig erfreuen. Dazu gibt es reichlich Tipps, zum Beispiel Resin biegen mit Glühbirne und viele Hinweise zu den Zubehör- und ergänzenden Produkten aus dem eigenen Hause.
So kann man genau sehen, was man für sein eigenes Diorama-Projekt noch aus dem MilMod-Spektrum nutzen kann, bzw. man erhält dadurch sogar eine gewisse Inspiration für ein solches Projekt. Netter Einfall MilMod!
Fazit: Alles in allem, ein sehr interessantes Modell mit Potenzial für Geschichten und deren Darstellung im Modell-Diorama. Nicht wirklich billig, aber insgesamt nett und brauchbar sowie für Anfänger geeignet. Gemessen an dem, was sonst bei Kleinserien-Fahrzeugen aus Resin angeboten, oder eher nicht geboten wird, wirklich Extra-Klasse.
MilMod ist die Eigenmarke des Aviationmegastore in Amsterdam-Schiphol und nur dort zu bekommen. Übrigens ist zur Information, nicht nur der MilMod-Kits, auch die Homepage von Henk of Holland.
Martin Grupp, Blaustein, Januar 2018