Class 80 Heavy Ferry

MilMod 072 040 Resinbausatz 1/72

Vorbild:

Bausatz: Die Firma Military Model (MilMod) ist in letzter Zeit immer für eine Überraschung gut. Gerade eben haben wir uns an den exotischen Snow Cruiser aus dem Jahre 1940 gewöhnt, als MilMod in Telford 2018 bereits seinen ersten der Fire-Giganten - den M/P-15 von Oshkosh, eindrucksvoll mit elektronischem Equipment garniert - vorstellte. Nun liegt plötzlich mit 503 Resin-Teilen der nächste Brocken da: die Class 80 Heavy Ferry.

Quasi neun (!) Fahrzeuge in zwei Kombi-Boxen, die ein 12 x 46 cm großes Gesamtmodell, also die eigentliche Fähre, ergeben. Und wieder ist es eine Mini-Auflage von unter 10 Kits zum Einführungspreis von satten 333 €/später 360 €. Was bekommt man dafür? Hier nun sind es vier Stück Militant 10 Tonner mit Ponton-Spezialanhänger FV2881 - jeder rund 28 cm lang, 78 Teile, die einzeln je 72,95 €, also schon mal 291,80 € kosten. Dazu zwei Bedford RL mit den vier Auftriebs-Pontonteilen, jeder 67 Teile, im Einzelverkauf 59,95 €, hier also 119,90 € Wert. Zusammen alle sechs Elemente der Fähre schon mal 411,70 €. Soweit, so heftig.

Im hier vorgestellten Set gibt es aber noch dazu: ein aus 26 Teilen bestehendes "Sapper" - also Pionier - Equipment sowie ein, mit Einachstrailer, aus 31 Teilen bestehendes RIB-Workboat. Für letzteres gibt es keinen passenden deutschen Begriff, es bezeichnet ein Power-Schlauchboot mit festem Kiel/Rumpf und in der Regel mit Außenbordmotor. RIB steht für Rigid Inflatable Boat oder RHIB für Rigid-Hulled Inflatable Boat - also Festrumpfschlauchboot, oder auch nach dem früheren französischen Hersteller "Zodiac" benannt.

Dazu gibt es ein auf alle Komponenten abgestimmtes Decalset sowie einen Papierbogen (? - das ist voll in Ordnung!) mit allen/reichlich Nummernschildern sowie einer Reihe von taktischen Fahrzeug-Beschilderungen passend zu kompletten Kit-Set. Das Ganze ist zwar nicht gerade ein Schnäppchen, aber insgesamt ein wohldurchdachtes attraktives Angebot, im Vergleich zum Kauf aller Einzelkomponenten. Natürlich nur, wenn man seiner Sammlung einen weiteren "Eyecatcher" hinzufügen will. Dass zum MilMod-Markenzeichen die Beigabe von Figuren und allerlei Teilen für gute Dioramaszenerien gehört, hat sich wohl zwischenzeitlich schon rumgesprochen; auch in diesem Falle gibt es das natürlich. Die vielen Teile des/der Kits selbst sind, trotz ihrer teils beachtlichen Größe, sauber abgegossen, und es gibt keinerlei Lunker oder Luftblasen. Erstaunlicherweise lassen sich auch die teils monströsen Angüsse (das muss gießtechnisch so sein) durch einfaches Hin- und Herbiegen abbrechen bzw. ablösen. Lediglich bei den großen Bauteilen ist ein Seitenschneider oder die Modellbausäge erforderlich. Aber auch hier reichen zwei Seiten, den Rest der u-förmigen Angüsse klappt man einfach um. Ein wahrlich harter Brocken sind allerdings die Angüsse an den Gil-Antriebseinheiten. Hier habe ich meine neue Geheimwaffe ausprobiert, um nicht in einen Resin-Staubnebel der Diamant-Trennsäge zu geraten: einen Bolzenschneider mit rund 25 cm langen Griffen - ein kräftiger beherzter Knacks und der ca. 6 mm starke und 25 mm breite Anguss war ab! Viele der Kleinteile im Set sind erstaunlich filigran abgegossen, aber Vorsicht beim Versäubern; Resin bricht i.d.R. leicht. Eine Reihe solcher Kleinteile fertigt man ohnehin besser im Eigenbau aus Draht oder dgl. Hinweise dazu findet man in den Einzel-Bauanleitungen. Die Fahrwerke und Aufbauten der einzelnen Fahrzeuge und ihrer Pontons sind wenig problematisch im Zusammenbau, sofern man erst einmal für sich die richtige Anordnung der Einzelkomponenten in einem Gesamt-Diorama gefunden hat. Da sind wir schon bei der Bauanleitung, deren Grafiken von db-flight das Auge nicht nur erfreuen, sondern auch Anregungen zur Gestaltung/Beladung/Anordnung des ganzen Sets geben.

Hier ist nicht nur der in Urban-Tarnung gehaltene Chieftain in Berlin, sondern auch noch der Transport von Flugzeugen mit diesen Fähren interessant. Entsprechende Fotos gibt es im Internet, allerdings mit Harrier anstelle Hunter, wie hier bei MilMod gezeigt. Übrigens hat auch die Royal Navy mit solchen Fähren und MEXE-Fahrzeugen ihre Kampfjets auf/von den damals noch reichlich vorhandenen britischen Flugzeugträgern zu Landbasen/Wartungsstützunkten ausgetauscht! Wie auf dem Cover vermerkt, sind diese "transportierten Objekte" natürlich nicht Bestandteil des hier vorgestellten Kits. Wie immer bei MilMod gibt es dagegen reichlich Modellbau-Tipps, Fotos der Originale und Hinweise zu den Zubehör- und ergänzenden Produkten aus dem eigenen Hause, nebst dem zwar recht klein gedruckten, aber kompletten Katalog auf den Rückseiten der LKW-Bauanleitungen. Zu den Markierungen bzw. den Originalfotos bleiben allerdings noch ein paar Fragen offen. Wieso und warum solche persönlichen Markierungen, wie auf den Fotos gezeigt, beispielsweise entstanden… Aber die kann man ja dem Webmaster der als Quelle zitierten Homepage zu Hameln stellen.

Fazit: Ja, was kann man hier für ein Fazit ziehen… Es gibt keinerlei Vergleiche, niemand hat bisher so etwas auf unseren Modellbautisch gelegt - im wahrsten Sinne des Wortes UMWERFEND!

MilMod ist die Eigenmarke des Aviationmegastore in Amsterdam-Schiphol (www.aviationmegastore.com) und nur dort zu bekommen. Zur Information ist auch die Homepage von "Henk of Holland" zu empfehlen!

(Hier der Link!) Hier lassen sich teilweise sogar Bauanleitungen und Bilder herunterladen.

Noch eine Info am Schluss: Das Set soll es in Kürze auch in 1:87 geben!

Quellen:

TANKOGRAD Publications: # British Military Trucks of the Cold War - Manufacturers, Types, Variants and Service of Trucks in the British Armed Forces 1945-79
TANKOGRAD Publications: # No 9001 British Infantry Brigade Berlin - Armoured Vehicles in Berlin Urban Area Camouflage
TANKOGRAD Publications: # 9003 BAOR - The Early Years - Vehicles of the British Army of the Rhine 1945-79
Military Engineer Vol. III Pt. IX - 1964
http://www.shiny7.uk/Nostalgia.html
https://british-army-in-hameln.com//
https://british-army-in-hameln.com/what-was-going-on-in-1967-was-geschah-im-jahr-1967/
https://www.thinkdefence.co.uk/2011/12/uk-military-bridging-floating-equipment/

Text: Martin Grupp

Grafiken: db-flight

Blaustein, Dezember 2018