Das Vorbild ist ja hinlänglich bekannt, so dass ich mir den historischen Teil an dieser Stelle spare.
technische Daten: | |
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Länge: | 5,75 m |
Spannweite: | 7,20 m (oben), 6,23 m (mittig), 5,73 m (unten) |
Höhe: | 2,95 m |
Startgewicht: | 585 kg |
Antrieb: | 9-Zylinder Umlaufmotor Oberursel UR.II mit 110 PS einige Maschinen wurden mit franz. Beutemotoren Le Rhone 9J ausgerüstet. |
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h in 2800 m |
max.Flughöhe: | 6500 m |
Flugdauer: | 1 1/2 Stunden |
Bewaffnung: | 2 synchronisierte MG 08/15 |
Der Bausatz wurde ursprünglich von Wingnut Wings angekündigt, schien dann aber ebenso "verloren" zu sein, wie es all die anderen angekündigten Neuheiten zu sein scheinen, nachdem Wingnut (vorerst) das Geschäft einstellte.
Als Meng-Model "seinen" Dr.I Bausatz ankündigte, wurden alle diejenigen, die um die Verbindung von Meng und Wingnut wussten, hellhörig und die zeitgleich auftauchenden Abbildungen ließen im Grunde auch keinerlei Zweifel zu, dass es sich um die von Wingnut entwickelte Dr.I handeln musste.
Ich werde daher auch immer von Wingnut als Entwickler sprechen, wenn es in diesem Beitrag um das "Plastik" und die Ätzteile geht. Anders, als von Wingnut geplant, bekommen wir nun alle Bauteile, die für den Bau von beinahe jedem denkbaren Dreidecker benötigt werden, in einer Schachtel. Für die vier Abziehbildvarianten des Bausatzes werden aber nicht alle Bauteile benötigt, doch dazu später mehr.
Um es gleich am Anfang zu sagen, wenn man dieses Produkt zum ersten Mal in die Finger bekommt, weiss man, was es bedeutete, einen "echten" Wingnut zu bekommen! Bevor man feststellt, dass man letztlich gutes "Plastik" bekommt, sieht man zuerst das lächerliche Deckelbild. Der uninspirierte Bauplan wanderte bei mir nach dem ersten "Anblättern" sofort zur Seite, die Abziehbilder auch. Alles wahrlich nicht schön. Die beigelegten "historisch" angehauchten Infoblätter sind überwiegend in chinesisch gehalten und das, was man lesen kann, ist vollkommen unbedeutend. Da kann man bei Wikipedia mehr lernen! Keine Ahnung, was Meng damit bewirken wollte.
Erst beim Anblick der Spritzlinge steigt die Stimmung wieder, denn man kann schon auf dem ersten Blick erkennen, dass es sich um einen Wingnut-Bausatz handelt, wenn auch mit gewissen Abstrichen, doch dazu später mehr.
Der Rumpf ist klassisch zweigeteilt gefertigt und weist einige, auf der Innenseite vorgeprägte und alternativ zu öffnende, Löcher auf. Je ein Doppelloch muss an der unteren, hinteren Rumpfkante für die gebogenen Handgriffe geöffnet werden. Da sich die Position der Griffe an der F.I nicht exakt an derselben Stelle befand wie bei der Dr.I, hatte man bei WnW für beide Positionen vorgesorgt.
Ein solcher Unterschied betraf auch die unteren beiden Durchführungsöffnungen für die Steuerseile seitlich am Hinterrumpf. Auch hier darf gebohrt werden. Die äußeren Randverstärkungen dieser Öffnungen liegen als Ätzteile bei.
Wie bei Wingnut üblich, wurde die zentrale Rumpfnaht auf der Unterseite als separates Bauteil ausgeführt. Nach wie vor eine gute Lösung.
Zwei weitere, alternativ zu durchbohrende Löcher befinden sich ganz vorne seitlich am Rumpf. Sie dienen zur Positionierung von zwei unterschiedlichen Wartungsklappen. Die eine Klappe ist rund, die andere viereckig. Der Bauplan weist diese natürlich auch aus, schweigt aber dazu, bei welcher der vier Abziehbildversionen sie Verwendung finden sollen. Ich meine an gar keiner, da meines Wissens die runde Klappe eine Spezialität der Jasta 11 und die eckige Klappe ein Spezialität der Jasta 6 gewesen ist, aber da kann ich mich auch täuschen. Keine von beiden Staffeln findet sich jedenfalls bei den Abziehbildern und so bleibt es dem Modellbauer überlassen, herauszufinden, ob er eine der Klappenvariationen benötigt oder nicht. Grundsätzlich ist es natürlich toll, dass es diese Klappen überhaupt gibt, benötigt man diese doch evtl. für andere Abziehbildversionen, als jene von Meng. Sie sind übrigens sowohl als Plastik-, als auch als Ätzteile vorhanden. Doch halt! Im Bemalplan tauchen sie plötzlich doch mit Zuordnung auf. Die eckigen Deckel soll man an Richthofens komplett rotem Dreidecker mit der Militärnummer 425/17 verwenden, während die runden Deckel sowohl für Görings 206/17, als auch für Walter Götschs 202/17 benötigt werden. Soll man das glauben. Besser selber nach recherchieren!
Das Cockpit ist in allerbester Wingnut-Manier entwickelt. Recht komplex, ohne wirklich kompliziert zu bauen zu sein, vor allem aber sehr detailliert. Es fehlt nichts und die Darstellung des stoffbespannten Abschlusses zum Hinterrumpf ist einfach hervorragend! Auch im Cockpit gibt es alternative Bauteile. Da sich die frühe Steuersäule von der in der späteren Serie verbauten unterschied hat Wingnut natürlich auch dies berücksichtig.Topp!
Etwas gespannt war ich auf die Darstellung des fokkertypischen Sitzes. Bei Wingnuts Fokker D.VII war der nicht gut gelungen, was wegen der seitlich ausgestellten Form der Seitenteile auch formbautechnisch schwierig ist, es sei denn, man arbeitet mit gleitenden Formen. Hier sieht es deutlich besser aus. Für die Darstellung der Anschnallgurte liegen dem Bausatz Ätzteile bei.
Die Bewaffnung besteht, wie bei Wingnut üblich, aus vollständigen MG-Darstellungen mit Kühlmänteln und aus solchen, bei denen die Kühlmäntel aus den vorhandenen Ätzteilen erst noch "gewickelt" und montiert werden müssen. Ich bin ja bekennender Fan der MG's von Gaspatch, aber das hier ist schon ziemlich gut. Drei unterschiedliche Darstellungen der Anprallpolsterung an der Rückseite der MG's hält der Bausatz vor. Da bleibt nichts zu wünschen übrig.
Der Klarteilespritzling bietet zwei unterschiedliche Windschutzscheiben, sowie eine weitere, sehr hohe Scheibe, die entsprechend auch tief im Cockpit montiert werden muss. Diese Scheibe gehört zu Lt. Heinrich Gontermanns Dr.I 115/17, die aber nicht zu den Abziehbildoptionen des Bausatzes gehört. Immerhin könnte man somit auch die Dr.I dieses "Pour le Merite"-Trägers bauen, wenn man denn die passenden Decals hat. Ein frühes Reflexvisier der Firma Oigee ist das "Sahnehäubchen" an diesem Spritzling. Toll! Allerdings schweigt sich Meng darüber aus, für welche Maschine dieses Visier gebraucht wird. Man soll es entweder einbauen, oder ein Oigee-Zielfernrohr verwenden. Wer sich Fotos von Dreideckern anschaut, wird noch viel mehr unterschiedliche Windschutzscheibenvariationen finden, als sie ein Bausatz vorhalten kann, aber das Angebot ist schon nicht schlecht.
Der Motor oder besser die Motoren sind, im Rahmen dessen, was Plastikspritzguss abbilden kann, auch erstklassig zu nennen. Für den Umlaufmotor gibt es zwei unterschiedliche Fronthälften. Die eine wird für die Darstellung des Le Rhone J9 Motors benötigt, mit dem zum Beispiel die Maschine mit der Militärnummer FI 103/17 von Werner Voss ausgerüstet gewesen ist. Die andere Front wird natürlich für die Darstellung der deutschen Lizenzversion des Le Rohne, dem Oberursel Ur.II, der ja in den allermeisten Dreideckern eingebaut war, benötigt. Die sehr feine Kühlrippenstruktur ist überzeugend, fordert aber auch besondere Sorgfalt beim Verkleben.
Drei Motorverkleidungen bietet der Bausatz. Jene der F.I und eine Serienhaube, diese jedoch doppelt, da sie an dem Spritzling mit dem verkürzten Achsflügel ebenfalls mit dran ist.
Drei Propeller sind im Bausatz enthalten. Ein Axial, ein Heine und ein britischer Propeller, der aber nicht verwendet werden soll. So einen Propeller kenne ich zum Beispiel von Josef Jacobs Dr.I, der ja mit dem Clerget-Motor einer erbeuteten "Camel" ausgerüstet war und offensichtlich auch so einen britischen Propeller hatte. Wingnut Wings hatte vor, wie mir aus Neuseeland bestätigt wurde, seinen Clerget-Spritzling aus dem Camel F.1 Bausatz 32074 einem künftigen "Josef Jacobs"-Bausatz beizulegen.
Die unterschiedlichen Leitwerke für die frühen und Serien-Dreidecker lassen nichts zu wünschen übrig. Es wurde an alles gedacht, auch an die unterschiedlichen Seitenruder. Problematisch ist der Umgang von Meng mit diesen high-end Spritzlingen. Leider sind an meinem Bausatz einige Anlenkhörner abgebrochen gewesen. Ich fand sie zum Glück in der Tüte wieder. Ich war wohl nicht der einzige, der das feststellen musste.
Das Fahrwerk ist auch für die frühen, "normalen" und ganz späten Dreidecker konzipiert. Für die F.I Version und alle Serienmaschinen liefert der Bausatz den "normalen" Achsflügel, der bei der am Boden rollenden Maschine die Grasnabe "schrubbte". Erst irgendwann nach der Militärnummer 479/18 wurde ein verkürzter Achsflügel eingeführt, der mehr Bodenfreiheit bot. Er wird aber für keine der Abziehbildversionen benötigt.
Für die F.I braucht es einen kleineres Rad, das es natürlich auch gibt. Die "normalen" Dr.I und auch die ganz späten hatten ein gleich großes Rad. Die "Beschriftung" der Reifen ist sehr prominent, wird aber auch unter dickerem Lack nicht verschwinden.
Ach ja, es gibt auch zwei unterschiedliche Schleifsporne. Die Richthofen Maschine bekommt einen anderen als die restlichen drei Maschinen des Bausatzes.
Diverse alternative Kleinteile sind eine willkommene Bereicherung dieses Bausatzes. Anemometer, Höhenmesser, Signalpatronenhalter, eine zugeklappte Signalpistole, sowie eine aufgeklappte Signalpistole in einer besondere Halterung, die ich von einer Dr.I der Jasta 14 mit der Nr. 574/17 her kenne... topp!
Das "Sorgenkind" dieses Bausatzes, oder besser die "Sorgenkinder" habe ich mir bis zum Schluß aufgehoben, sofern man dies überhaupt so sehen will. Es sind die drei Tragflächen.
Generell gut gemacht, fallen dann doch die sehr, sehr prominenten Rippensicherungsstreifen mit ihren vielen Nagelköpfen auf den Oberflächen negativ auf. Wenn man sich die allerbesten Fotos von Dreideckern anschaut hat man die allergrößte Mühe diese Streifen wirklich gut zu sehen. Meisten ahnt man sie nur, als dass man sie wirklich sehen könnte. Von daher sind sie wohl etwas übertrieben dargestellt. Die "Empörung" war hier und da bereits zu hören. Es wurde sogar behauptet, das könne so niemals von Wingnut gewollt gewesen sein. Nun ja, wenn man sich die Rippensicherungstreifen zum Beispiel an den Fokker Eindeckern von Wingnut anschaut, sind diese eher gleich oder sogar noch etwas prominenter, keinesfalls aber unauffälliger als an der Mengnut Wings Dr.I.
Zu prominent sind sie auch in meinen Augen auf jeden Fall, ich denke aber doch, daß man sie mit etwas Spritzfüller und feiner Stahlwolle genug "entschärfen" kann, um damit gut klar zu kommen.
Ein ähnliches Problem wie bei den abgebrochen Anlenkhörnern musste ich leider am Mittelflügel feststellen. Der rechte Teil der Cockpitabdeckung war bei mir und auch bei anderen Empfängern abgebrochen. Der Ansatzpunkt zur vorderen Rumpfabdeckung ist sehr dünn und offensichtlich nicht stabil genug, geht man damit nicht sorgfälltig um. Vielleicht war aber auch dieser Bereich, im "wingnutschen" Sinne, noch nicht abschliessend bearbeitet und stabilisiert? Wir werden es wohl nie erfahren.
Positiv aufgefallen ist mir noch, daß die Rumpfabdeckung auch die geriffelten Mündungsfeuer-Schutzbleche aufweist. Topp!
Die Abziehbilder sind ehrlich gesagt für die Tonne. Sie scheinen ziemlich dick zu sein, sind im Bereich der Instrumente nicht sonderlich fein und auch etwas unsauber gedruckt. Vier Maschinen lassen sich, mehr oder weniger, damit darstellen.
Fazit: Ernüchtert stelle ich fest, dass es zweifelsfrei die Mischung aus gutem Plastik, Ätzteilen, erstklassigen Abziehbildern, einem Bauplan, wie es ihn vorher noch nicht gab, und alles zusammen in einer extrem stabilen und extravagant gestalteten Schachtel war, die einen Wingnut zu einem Wingnut machte. Nimmt man eine, oder gar mehrere dieser Komponenten weg, bleibt ein schaler Beigeschmack, an dem ansonsten sehr guten Bausatz haften.
Ist dieser Dreidecker der zur Zeit beste Dreidecker, der in 1:32 erhältlich ist? Leicht!
Braucht man andere Abziehbilder? Mit Sicherheit! Ist das ein Grund, ihn nicht zu kaufen? Nein!
Obwohl ich nie ein großer Fan des Dreideckers gewesen bin, werde ich nun zügig an den Bau dieses tollen Bausatzes gehen und ich weiss auch schon welche, nicht im Bausatz enthaltene, Version ich darstellen werde.
Olaf Krabbenhöft, Hamburg (September 2020)