Vorbild: Als 1810 Napoleon das Königreich Holland annektierte, wurden auch die niederländischen Truppen in die französische Armee integriert. Das "Régiment de hussards de la Garde royale" (Regiment der Husaren der königlichen Garde) wurde in die Imperiale Garde übernommen und zum zweiten, leichten Ulanen-Regiment umgewandelt. Offiziell hieß es nun "2e régiment de chevau-légers lanciers de la Garde impériale". Wegen der roten Uniformen, die vom Stil dem ersten, polnischen Ulanen-Regiment nachempfunden wurden, nannte man die Ulanen aber oftmals Lanciers rouges (Rote Ulanen) oder Écrevisses (Flusskrebse). Der neue Kommandeur wurde General Colbert-Chabanais.
Eingesetzt wurde es ab 1812 im Russlandfeldzug. Es bildete mit dem ersten Regiment polnischer Ulanen zusammen eine Brigade. Nach den großen Verlusten während des Feldzuges musste es 1813 neu aufgestellt werden, wobei der Personalbestand diesmal überwiegend von Franzosen gestellt wurde. Anschließend kam es in Deutschland und 1814 dann in Belgien sowie Nordfrankreich zum Einsatz. Nach Napoleons Abdankung wurde es unter neuem Namen von König Ludwig XVIII übernommen. Während der Herrschaft der Hundert Tage kam es unter seinem alten Namen wieder in napoleonische Dienste. Zusätzlich wurden die verbliebenen Soldaten des polnischen Ulanen-Regimentes den Roten Ulanen als 1. Eskadron eingegliedert. In der Schlacht von Waterloo erlitt es gegen die Briten erhebliche Verluste. Nach der zweiten Abdankung Napoleons wurden die letzten Reste beider Regimenter aufgelöst.
Bausatz: Master Box Ltd. hat aus der Napoleonischen Epoche bereits drei Figurensätze in 1:32/ 54 mm herausgebracht. Als letzten davon stelle ich hier den Roten Ulanen vor.
In der recht großen Schüttbox befindet sich ein Spritzling mit 45 Teilen aus grauem Plastik zum Bau des Ulanen, eines Pferdes und einer Bäuerin. Der Hund auf dem Deckelbild ist nicht enthalten. Qualitativ sind die Teile auf einem hohen Niveau gehalten. Kompliziertere Stellen wurden mehrfach aufgeteilt, um sie trotz Spritzguss anständig dreidimensional zu detaillieren. Es gibt keine Auswerferstellen an den Bauteilen und auch Senkstellen halten sich stark in Grenzen. Lediglich leichte Unebenheiten auf den Oberflächen erfordern etwas Spachtelmasse und am Pferderumpf müssen Nähte von den Gussformen entfernt werden. Außerdem haben fast alle Teile leichte Fischhäute, was gerade bei schmal gegossenen Teilen mehr Nacharbeit erfordert. Bei dem mir vorliegenden Exemplar sind in einigen Bereichen auch schon Details verwaschen. Trotzdem ist die Detaillierung für Plastik insgesamt anspruchsvoll.
Mir gefallen die deutlichen Applikationen an der Uniform wie die Knöpfe und Epauletten, aber auch der Faltenwurf ist für Spritzguss gut widergegeben. Der Lancier selbst trägt die Felduniform, also mit Überziehhose und Überzug auf der Tschapka. Die Figuren haben schöne, ausdrucksstarke Posen. Die Bäuerin hat eine überzeugend, bewundernde Haltung. Die Details des Pferdes machen wegen des Spritzgussverfahrens jedoch leichte Probleme: es hat keine Fellstruktur, diese kann man gegebenenfalls selber darstellen. Die Zügel im Maulbereich sind maßstäblich zu dick. Die angegossenen Riemen am Pferdekörper hingegen sind zu schwach ausgeprägt. Sie lassen sich aber leicht aus Metallfolie oder Modelliermasse ersetzen. Der Holzeimer, aus dem das Pferd trinkt, hat eine schöne Holzstruktur. Den dazugehörigen Henkel kann ich nicht im Bausatz finden, dieser lässt sich aber problemlos aus Draht oder Schnur selber erstellen. Ob der Modellbauer die beigelegte Bodenplatte wirklich benötigt, bleibt wohl jedem selbst überlassen.
Bemalungsvarianten: Als Malvorlagen dienen die Abbildungen auf dem Karton, Vorder- und Rückseite. Als Farbangaben sind die Systeme von Vallejo und Lifecolor angegeben.
Fazit: Der Bausatz überzeugt durch seine Detaillierung. Mit nur recht wenig Arbeit kann man hier ein sehr schönes Resultat erzielen. Geeignet ist er für Fortgeschrittene und Profis. Anfänger dürften aber auch ihre Freude haben. Hoffentlich baut Master ox sein Sortiment der Napoleonischen Epoche weiter aus!
Erhältlich dieser Bausatz für ca. 12 Euro im Fachhandel oder bei Glow2B (zu erreichen www.glow2b.de).
Philip Koch, Godern (Dezember 2017)Literatur: