Vorbild: Aufgrund einer Ausschreibung des RLM vom April 1937 für ein neues Aufklärungsflugzeug mit bester Sicht und Verteidigungsmöglichkeiten nach allen Seiten, entwickelte Focke-Wulf ein zweimotoriges Flugzeug mit zwei Leitwerksträgern und einer voll-verglasten Gondel als Zentralrumpf für drei Mann Besatzung. Durch diese Anordnung und die überwiegende Planverglasung erreichte der Konstrukteur Dipl. Ing. Erhard Kosel die geforderten Sicht- und Abwehrverhältnisse. Das Neue Flugzeug erhielt die Bezeichnung Fw 189 und später den Beinamen “Uhu”.
Zwei Argus 410 Motoren sorgten für den Antrieb der beiden Argus Propeller. Diese Argus-Verstellluftschraube konnte die Drehzahl des Motors auf dem gewünschten Niveau halten, indem Sie ihre Flügel automatisch flacher stellte, wenn die Drehzahl abfiel, und steiler wenn diese stieg. Die Verstellkraft lieferte ein Windmotor, dessen Rippenhaube vom Fahrtwind entgegen dem Drehsinn der Luftschraube angetrieben wurde.
Die verschiedenen Unter-Baureihen der Fw 189A unterscheiden sich hauptsächlich in der Bewaffnung, allerdings gab es hier auch Abweichungen so ist die Fw 189A-2 mit zwei MG 17 in den Flügelwurzeln und je einem MG 81Z im B Stand und der Hecklafette ausgestattet. Der B-Stand konnte aber auch mit einem MG 81 J (als Einzelwaffe) bestückt sein. Die Fw 189 hatte unter jedem Flügel zwei 50kg-Aufhängungen für Abwurfwaffen.
Im Einsatz bewährte sich die Fw 189 hauptsächlich an der Ostfront, da der Bedarf im Westen zunächst nicht vorhanden war und später ein solcher Aufklärer chancenlos war. Mit diesem Muster waren vor allem die verschiedenen Nahaufklärungsstaffeln des Heeres ausgerüstet, das Schulflugzeug Fw 189B fand aber auch bei einigen Luftwaffenverbänden als Kurier- und Verbindungsflugzeug Verwendung. Auch zur Partisanenbekämpfung und als Behelfsnachtjäger wurde der Uhu eingesetzt. Der Schlachtflugzeugentwurf konnte allerdings nicht überzeugen.
Quelle: nach Dabrowski Fw189 (siehe unten).
Bausatz: Völlig überraschend kündigte Great Wall Hobby, der Bausatz-Ableger von Lion Roar, vor einigen Monaten das Erscheinen dieses Bausatzes an. Und nicht nur das, das Modell schien zu diesem Zeitpunkt bereits auslieferungsfertig zu sein. Auch wenn es bis jetzt gedauert hat, bis es nun wirklich käuflich erhältlich ist. Mir persönlich gefällt eine möglicherweise auf Verdrängung ausgelegte Strategie nicht so sehr, denn auch ICM hatte auf der vergangenen Spielwarenmesse eine Fw189 in 1/48 angekündigt und im Militärmodellbau wirken chinesische Hersteller schon länger so. Nun ohne wirklich die Hintergründe zu kennen bleibt dies natürlich Spekulation, und man kann ebenso eine Parallelentwicklung annehmen. Für den Modellbauer ist es jedenfalls schön, eine zeitgemäße Replik dieses interessanten Flugzeugs bauen zu können.
Die Plastikspritzlinge sind auf hohem chinesischen Niveau. Die Oberfläche des Modells ist vielleicht nicht ganz so exquisit wie z.B Tamiya, aber sehr gut. Die stoffbespannten Steuerflächen sind etwas übertrieben dargestellt. Die Detaillierung ist hervorragend, im Cockpit fehlen ein paar Details, aber die Zubehörindunstrie muss ja auch noch etwas zu tun haben. Die beiden Argus Triebwerke sehen am Spritzling sehr schön aus und die Motorengondeln können offen dargestellt werden, um die auch zu zeigen. Es liegen auch zwei Wartungsbühnen bei! Die Klarteile sind nach meiner Ansicht sehr gelungen, obwohl ich schon Beschwerden ob der stärkeren Ausprägung der Steben gelesen habe. Die einzelnen "Scheiben" sind jedenfalls plan. Auch eine Figur liegt bei, wobei ich mir zu dieser noch keine abschließende Meinung gebildet habe - mal sehen, wie sie gebaut aussieht.
Eine kleine Ätzteilplatine ergänzt die Spritzgussteile gut. Außerdem liegen auch vorgestanzte Masken aus Papier bei. Diese sind mir wegen des Materials etwas suspekt (Stichwort: durchweichen), aber ich werde sie ausprobieren. Immer noch besser als das alles selbst zurechtzuschneiden. Die Bauanleitung wirkt auf den ersten Blick übersichtlich und aufgeräumt - es sind also nicht zu viele Teile in einem Bauschritt zu montieren. Einige Teile sollen wohl beweglich montierbar sein, aber die Testbauten bei Aeroscale lassen mich eher davon abraten, diese Option zu nutzen. (Im Review dort gibt es auch einige Detailfotos.)
Die beiden Bemalungsvarianten sind als große Querformate in Farbe beigelegt und zeigen eine Maschine in Splittertarnung und eine in weißer Wintertarnung. Diese erstreckt sich auch auf die Unterseite, was ich für unwahrscheinlich halte und hier eher zu RLM 65 tendiere.
Bemalung
Fazit: GWH ist ein sehr guter Erstling im Flugzeugmodellbereich gelungen. Oberflächengüte und Detaillierung sind sehr gut, auch wenn im Cockpit noch das eine oder andere ergänzt werden kann. Ich habe meinen Bausatz bei Luckymodel gekauft, der deutsche Importeur wird vermutlich Glow2Be sein.
Steffen Arndt, Ettlingen (Dezember 2010)
Literatur: Viele weitere Informationen und Details sind in Hans-Peter Dabrowskis Buch nachzulesen. Auch das Buch "Aufklärer und Aufklärungsverbände der Luftwaffe" ist jedem geschichtlich interessierten Modellbauer zu empfehlen. Für einen einfachen Überblick reicht vielen vielleicht auch ein Waffenarsenal oder Squadron "in action".
Focke-Wulf Nahaufklärer Fw 189 A "Uhu" Schulflugzeug Fw 189 B "Eule" und Schlachtflugzeug Fw 189 C Entwicklung, Produktion und Einsatz Hans-Peter Dabrowski Stedinger Verlag, Lemwerder 2008 ISBN 978-3-927697-53-9 |
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Aufklärer. Aufklärungsflugzeuge und -einheiten der Luftwaffe 1935 - 1945 John Bradley, Barry Ketley, David Wadman Bernard & Graefe Verlag 1999 ISBN 3763759816 |
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Focke-Wulf Fw 189 in action Aircraft Number 142 George Punka squadron/signal publications 1993 ISBN 0-89747-310-8; |
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Deutsche Nahaufklärer 1930-1945 Waffenarsenal Band 115 Manfred Griehl PODZUN-PALLAS-VERLAG 1989 ISBN 3-7909-0358-2. |