Vorbild: Frankreich und England einigten sich 1965 auf der Basis des Entwurfs Br.121, ein gemeinsames Angriffsflugzeug zu entwickeln und bei den jeweiligen Luftwaffen einzuführen.
Dazu wurde der ursprüngliche Entwurf aufgabenbezogen deutlich überarbeitet, damit die Serienmaschinen als Fortgeschrittenentrainer und als Angriffsflugzeug eingesetzt werden konnten. Die erstgenannte Rolle wurde auf englischer Seite durch die Einführung der Hawk überflüssig und auf französischer Seite übernahm der Alpha Jet diese Rolle. Ferner entwickelte man für die französischen Marineluftstreitkräfte eine trägertaugliche Variante „M“ (marine).
Zur Durchführung des Bauprogramms wurde aufgrund der gemeinsamen Übereinkunft eine sogenannte Kontrollfirma namens „SEPECAT“ gegründet, die für die Aufteilung der Serienfertigung zwischen den Partnern zu sorgen hatte. BAC (British Aircraft Corporation) fertigte dementsprechend die einteilige Tragfläche, den Hinterrumpf und das Leitwerk. Das Rumpfmittelteil, der Vorderrumpf und das Fahrwerk fielen in den französischen Fertigungsbereich. Die Triebwerke (Adour Mk 102) wurden von Rolls-Royce und Turbomeca ebenfalls gemeinschaftlich gefertigt. Mit 8 Prototypen wurde die Flugerprobung durchgeführt und im Juni 1973 wurde die erste reguläre französische Einsatzstaffel aufgestellt, worauf im Frühjahr 1974 die erste britische Staffel ihren Dienst aufnahm. Auch international war der Jaguar ein Verkaufserfolg (Ecuador, Oman, Indien, Nigeria).
Bausatz: Nachdem die 48er Bausätze von Heller bzw. Airfix schon deutlich betagt sind, war die Erwartung an den Kit des neuen chinesischen Herstellers KITTY HAWK natürlich groß. Eine Überraschung war der unerwartet kleine, aber ansprechend gestaltete, Stülpkarton (21x30x7cm), in dem man schwerlich einen kompletten Jaguarrumpf erwarten konnte. Neben den sieben Spritzgussrahmen, den Klarsichtteilen, einer Fotoätzplatine und den exakt gedruckten Abziehbildern, fanden sich zwei separate Rumpfschalen, deren Vorderteile in die Gussrahmen integriert war und somit passten alle Teile in den kleinen Karton. Hier ist klar ersichtlich, dass wohl der Doppelsitzer nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Die Teile sind exakt und gratfrei abgespritzt. Die glatte Oberfläche zeigt feine versenkte Gravuren, die nicht übertrieben wirken. Insgesamt ist der Bausatz stark zergliedert, was den zahlreichen Darstellungsmöglichkeiten geschuldet ist, aber der Passgenauigkeit insgesamt nicht schadet, vorausgesetzt, man arbeitet entsprechend sorgfältig. Sind separate Vorflügel, Landeklappen, Querruder und Spoiler heute schon Standard, so lassen sich bei diesem Bausatz zusätzlich der Avionikbereich, die Bordkanone und die beiden Triebwerke geöffnet darstellen. Die Bauvielfalt hat aber z.B. im Cockpitbereich meines Erachtens eine Schattenseite, da das Instrumentenbrett durch ein mäßig detailliertes Fotoätzteil wiedergegeben wird. Spritzgussteile herkömmlicher Art können hier mehr überzeugen und sind leichter farblich zu gestalten.
Die gesamte Vorderrumpfsektion mit Cockpit ist ansonsten hervorragend umgesetzt, besonders im Fall der beiden Schleudersitze (Martin Baker Mk 4 und Mk9- nur engl. Version!). Sorgfalt ist natürlich oberstes Gebot, wenn der Vorderrumpf mit dem Zentralrumpf vermählt wird. Dieser wiederum ist mit seinen zahlreichen Einbauten wie dem Hauptfahrwerk, den Triebwerken , den Kanonenverschlüssen und den Lufteinläufen sehr genau auszuführen, d.h., dass Trockenpassungen mehr als angeraten sind. Den Abschluss bildet das Ansetzen der Tragflächen und hier muss ein leichter Versatz durch Abschleifen der Befestigungslaschen beseitigt werden, um einen exakten Übergang zum Rumpf zu erzielen. Reichhaltige Bewaffungen lassen keine Wünsche offen.
Für das Finish stehen bietet die übersichtlich gestaltete Bauanleitung auf zwei Farbseiten folgende Dekorationsvarianten an:
Die sehr dünnen, randlos gedruckten Decals sind mit entsprechender Sorgfalt auf glänzendem Untergrund aufzubringen.
Fazit: Der Bausatz des Jaguar A von KITTY HAWK ist nach modernsten Standards gefertigt und weist eine enorme Detailfülle auf, die einem fortgeschrittenen Modellbauer ein Höchstmaß an Bastelfreude bietet. Die gute Passung und die zahlreichen Optionen lassen ein wahres Prachtstück entstehen, ungeachtet der vielen Unkenrufe unserer sogenannten Experten im Internet. Meine Vorfreude auf die kommende englische Version ist ungetrübt.
Konrad Schmittlein, Schliersee, Juni 2013
AVIASCOPE: JAGUAR A/E AVIA EDITIONS ISBN 2-915030-12-8 |
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Frederic LERT: SEPECAT JAGUAR LÀTTAQUE AU SOL "MADE IN FRANCE" HISTOIRE & COLLECTIONS ISBN 2-915239-88-6 |