F-104G / TF-104G (2 in 1) Luftwaffe Starfighter

Kinetic - K48089 - 1/48

Vorbild: Die Bundeswehr setzte von Sommer 1960 bis zur Ausmusterung am 22. Mai 1991 insgesamt 916 Starfighter ein (30 F-104F, 586 F-104G, 163 RF-104G und 137 TF-104G, davon 35 in den USA). Davon ging knapp ein Drittel, nämlich 269 Maschinen, durch Abstürze verloren. Insgesamt mussten durch Unfälle 300 Maschinen abgeschrieben werden. Einschließlich des letzten tödlichen Unfalls im Jahre 1984 verunglückten 116 Piloten tödlich (108 Deutsche und acht US-Amerikaner). (Wikipedia)

Es war vor allem die hohe Verlustrate in den ersten Einsatzjahren, die den Starfighter der Bundeswehr so berühmt machte, aber auch seine optische und akustische Allgegenwärtigkeit in der BRD während des Kalten Krieges. Kaum ein Tag verging, an dem sie nicht zu sehen oder mit ihrem typischen, jaulenden Sound zu hören waren. Eigentlich für den (Schönwetter-)Abfang-Jagdeinsatz gegen einfliegende, strategische Bomber konzipiert, wurden dem Flugzeug andere Rollen als taktischer Bomber, Nuklearwaffenträger, taktischer Jäger, Aufklärer und zur Seezielbekämpfung zugewiesen - der eigentliche Zweck war durch Einführung strategischer Atomraketen hinfällig geworden.

Zur Schulung/Umschulung und für Trainingsaufgaben beschaffte die Bundeswehr zunächst 30 nicht-kampftaugliche F-104F. Die Anzahl erwies sich schnell als nicht ausreichend. Es wurde dann in mehreren Tranchen mit der Beschaffung von ca. 104 begrenzt kampftauglichen TF-104G nachgelegt. Etwa 30 Maschinen wurden zur Ausbildung auf der Luke AFB in den USA genutzt, wo sie in Markierungen der USAF betrieben wurden. Zur Nachnutzung gingen einige TF-104G an die Luftwaffen von der Türkei, Griechenland, Italien und Taiwan.

Bausatz: Der sehr stabile Stülpkarton mit Farbaufdruck enthält einen vollständigen Kit des Einsitzers mit drei in einer Klarsichttüte verpackten Gussrahmen, einer weiteren Tüte mit zwei Gussrahmen: ein neuer Gussrahmen mit den spezifischen Teilen für den Zweisitzer wie Rumpfhälften, Cockpitinnendetails, Bugfahrwerksschacht u.a.m. Der zweite Gussrahmen (C) ist aus dem Kit des Einsitzers übernommen und enthält die Teile für den zweiten Schleudersitz. Nicht benötigte Teile für anderweitige Verwendung sind damit je ein Paar Außenflügeltanks, ein Paar Unterflügeltanks, zwei Sidewinder jeweils mit Trägern, die Schubdüse und einige Kleinteile.

Die Bauteile weisen keinen Grat auf, die Montage ist im Prinzip sehr einfach und die Passgenauigkeit ist sehr gut. Die Oberfläche macht einen sehr guten Eindruck und weist deutlich weniger Niet-Imitationen auf als das Vorgängermodell von Hasegawa. Dies kommt der Lackiervorbereitung für einen Silbervogel sehr entgegen. Die Finesse von kleinen und feinen Details ist bei Hasegawa allerdings leicht im Vorteil. Grund ist die Materialeigenschaft der Kupfer-Beryllium Formen gegenüber dem Kinetic Modell, bei dem reine Stahlformen Verwendung fanden. Das große Plus gegenüber Hasegawa sind die hier vorhandenen Unterflügelstationen und Tanks - unverständlich, warum Hasegawa seinerzeit darauf verzichtete. Weitere Außenlasten sind die obligatorischen Tip-Tanks und die in der Bauanleitung nicht auftauchenden Sidewinder-Raketen. Diese können entweder an den Tragflächenenden oder an einem Katamaran-Doppelträger unter dem Rumpf montiert werden. In Deutschland wurden die Sidewinder nur von den beiden Jagdgeschwadern JG 71 und JG 74 sowie von Marinefliegern genutzt. Der Katamaranträger fand beim JG 74 und den Marinefliegern Verwendung, während das JG 71 seine Sidewinder an den Tragflügelenden befestigte. Für die "Clean-Konfiguration" ohne Außenlasten liegen dem Kit Fotoätzteile für die Flügelaußenkante bei. Um eine möglichst hohe Zahl von Abspritzungen zu erreichen, sind einige Details relativ dick gestaltet wie z.B. die Stabflossen der Tanks oder das Staurohr. Positiv ist zu vermerken, dass zwei Ausführungen des TW-Auslasses (Lamellenring) vorhanden sind.

Montagehinweis: Es ist sinnvoll die Hauptfahrwerkskonstruktion vor dem Zusammensetzen des Rumpfes komplett zu montieren, ggf. zu verfeinern und zu lackieren. Diese Baugruppe passt saugend, schmatzend in die Rumpfhälften! Beachtung sollte der Orientierung von Bauteil B74 in Baustufe 8 gewidmet werden. Ich habe schon Modelle gesehen (erfahrener Modellbauer!), bei denen dieses Teil falsch eingesetzt wurde. Die Hauptfahrwerksräder zeigen zwei Felgenvarianten, allerdings gibt es nur Reifen mit dem größeren Querschnitt für die "G". Der Wulst an den Reifenflanken sollte vorsichtig abgeschliffen werden.

Grundsätzlich sehen Jets mit gedrehten Messing-Pitotrohren an der Radarnase besser aus als bei einer Verwendung der Bausatzteile. Das derzeit einzig angebotene Messingrohr von "Master" ist für den Nasenkonus von Hasegawa ausgelegt. Im Kinetic-Kit muss der Nasenkonus mit Bausatz-Pitot komplett montiert und verschliffen werden und anschließend an der Pitot-Basis passend abgeschnitten und aufgebohrt werden.

Der Cockpitbereich ist gut detailliert. Zwei Schleudersitztypen sind vorhanden, das Gurtzeug kann mit Fotoätzteilen dargestellt werden. Für das Instrumentenbrett gibt es kein Decal (bei Kinetic leider üblich!). Die Klarsichtteile sind kratzsicher in einer separaten Tüte verpackt. Der Gussrahmen umfasst eine vollständige Abteilung wie aus dem Einsitzer-Bausatz bekannt und eine zweite mit allen Abdeckungsteilen der Kanzel für den Zweisitzer.

Anleitung/Bemalung: Nicht mehr ganz zeitgemäß kommt die "BA" im Graustufendruck als 28-seitiges Heftchen im DIN A4-Format daher. Eine Farbvergleichstabelle umfasst Farben von AMMO MIG, Vallejo, Gunze Mr. Color, Tamiya und Humbrol. In 30 Bauschritten wird getrennt und nacheinander mit Strichzeichnungen durch die Montage des Einsitzers und des Zweisitzers geführt (Anmerkungen im vorgehenden Abschnitt).
Oft wird die Farbe des Radoms (Nasenkonus) falsch oder gar nicht angegeben. Richtig ist RAL 7035. Nach meinem Farbempfinden und je nach Farbton und Farbwärme am Modell kommt man irgendwo im Bereich zwischen FS 37875 und FS 35622 ganz gut hin.

Die glänzend und versatzfrei gedruckten Decals wurden von Crossdelta entworfen und bei Cartograf gedruckt. Für beide Tarnschemen gibt es die Kennungszahlen in beiden Größen für alle Ziffern in jeweils vierfacher Form. Leider ist nur eine sehr beschränkte Anzahl an Geschwaderwappen und nur relativ wenige Wartungshinweise vorhanden. Ebenso vermisst wird der "Marine"-Schriftzug.

Die Farbvorschläge sind in Vierseitenansicht nur in Graustufen vorhanden. Wer die farbige Version möchte, muss auf das Netz zurückgreifen. (Downloadlink)
Dargestellt sind im Splinterschema Gelboliv/Basaltgrau/Weißaluminium:

und im Rundumtarn Grün/Grün/Schwarz:

Fazit: Wer auf dem alten Hasegawa-Bausatz sitzt, sollte ihn nicht weggeben, immer noch ein schönes Modell. Zumal mit den DACO-Verbesserungen ein erstklassiges Modell erstellt werden kann.
Anders sieht es bei einer Neuanschaffung aus. Hier zeigt der Kinetic-Bausatz seine Stärken: bessere Passgenauigkeit, bessere Oberfläche. Obligatorisch für ein gutes Modell ist allerdings die Beschaffung eines gedrehten Pitotrohres, das sorgfältig angepasst werden muss. Da die beiden Bausätze, Einsitzer und die 2 in 1-Variante mit Einsitzer und Zweisitzer zu identischen Preisen angeboten werden, gibt es für den Einsitzer eigentlich nur ein Argument: das Abziehbild mit anderen Varianten (Marine!).
Meine Wünsche: das dringend erwartete, gedrehte Messingpitot - spezifisch für diesen Bausatz - und Markierungsvarianten für US-basierte Starfighter.

Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern, direkt bei Eduard oder für Händler bei Glow2B.

Andreas Beck, Dezember 2020

Literaturhinweise:
Danny Coremans und Peter Cordts; Uncovering the Lockheed (T)F-104G Starfighter,
F-40 Reihe (Nr. 27, 30, 34, 38, 41, 43 und 45): interessante Details wie z. B. Marine F-104 mit dunkelgrauem Radom, viele andere Variationen und Sonderbemalungen.