Vorbild: Der Bölkow Bo 105 war 1961 das erste große Hubschrauberprogramm in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg. Das Herzstück des neuen Hubschraubers war ein revolutionärer, von E.Weiland entwickelter gelenkloser Hauptrotor, der aus Titan und Verbundwerkstoffen gefertigt wurde und als Einziger seiner Zeit ohne die störanfälligen und aufwändigen Schlag- und Schwenkgelenke auskam. Die Verwendung neuartiger Verbundmaterialien für den Rumpf führte zu einem sehr geringen Leergewicht. Der Antrieb erfolgt durch 2 Triebwerke vom Typ Allison 250 C (bzw. dessen Nachbau von MTU) mit je 550 Wellen-PS. Aufgrund der hohen Wendigkeit war die Bo 105 nicht nur für den zivilen Einsatz gefragt, sondern fand auch sehr schnell das Interesse des Militärs. Für die deutschen Heeresflieger wurden 227 Bo 105 VBH (Verbindungs-Hubschrauber) und 212 Panzerabwehr-Hubschrauber Bo 105 PAH bestellt.
Die Bo 105 PAH 1 sind für die Verwendung von 6 HOT-Raketen ausgerüstet, die in zwei Werferbatterien am Rumpf installiert sind, zusätzlich bekamen sie ein optisches Zielgerät, das auf der rechten Rumpfhälfte montiert ist. Im Laufe der Dienstzeit wurde der ursprüngliche PAH 1 in zahlreichen Programmen um- und aufgerüstet, um den Hubschrauber and die sich ändernden Rahmenbedingungen anzupassen. So entstand ab 1991 die Bo 105 PAH 1 A1 mit neuen Rotorblättern und geändertem Lufteinlauf und Kühlsystem. Diese Variante ist an den stufenförmig angeordneten Abschußrosten zu erkennen. Als Verbindungs-Hubschrauber erfüllte die Bo 105 alle Anforderungen an einen leichten, kostengünstigen Transporthubschrauber. Im Zuge der Umstrukturierung der fliegenden Verbände der Heeresflieger wurden die Bo 105 VBH Staffeln in den 90er Jahren aufgelöst und in andere Einheiten eingegliedert. Die Aufgaben des Bo 105 werden in naher Zukunft sicher durch die Hubschrauber aus dem EADS Konzern übernommen (PAH2 Tiger, EC 135, NH 90 usw.). (Quelle: Bausatz)
Die Bo-105 wurde von Anfang an befreundeten Staaten zugänglich gemacht und auch das Waffenspektrum ständig erweitert. Speziell für die Bo-105 wurde ein MPDS (Multi Purpose Delivery System) entwickelt, welches eine Vielzahl von Waffensystemen unterstützt. Darunter befinden sich ungelenkte Raketen Kaliber 50 bis 81mm mit oder ohne Klappleitwerk, Behälter mit Maschinengewehren von 7,62 bis 12,7mm, Maschinenkanonen mit 20mm Kaliber, Panzerabwehrlenkwaffen HOT, TOW oder Heli-TOW. Basis der MPDS-Anlage sind die beiden Halterungen an den Rumpfseiten mit den Mehrzweckbeschlägen für die verschiedenen Waffensysteme. Abgefeuert werden die Waffen über normale Abzüge an den Steuerknüppeln. Im Cockpit ist weiterhin wahlweise ein optisches Reflexvisier oder ein einfaches HUD eingebaut. Die Waffenanlage wirkt zwar primitiv, ist aber in sich kompliziert aufgebaut und erfordert eine besondere Stromversorgung und zusätzliche Flatterdämpfer an den Rotorblättern. Als bevorzugte Kunden wurden dabei natürlich NATO-Partner wie Spanien oder Holland und Krisenfreie Länder wie Brunei, Mexiko oder auch damals der Irak und Indonesien behandelt. Für zivile Käufer wie auch die Polizei waren Zusatzpakete mit Suchscheinwerfern (z.B. "NightSun" von Spectrolab) in Verbindung mit IR-Zusätzen oder Aufklärungskameras.
Brunei: Die Königlichen Streitkräfte von Brunei beschafften 1981 sechs mit Kanonen und Raketen bewaffnete sowie eine unbewaffnete Bo-105C bzw. CBS.
Indonesien: Die Nationalstreitkräfte Indonesiens beschafften für die Luftwaffe 16 Bo-105C aus deutscher Produktion sowie 18 aus heimischer Lizenzmontage, weitere 5 Maschinen gingen an die Marine sowie 16 an das Heer. Bewaffnet sind die Helikopter mit Raketen, die Marine setzt sie auch als U-Boot-Jäger ein.
Irak: Als Anfang der 80iger das Regime des Iraks noch durch den Westen, hauptsächlich durch die USA, tatkräftig unterstützt wurde beschaffte die Armee 26 Maschinen aus deutscher und 24 aus spanischer Produktion. Alle sind mit Raketen ausrüstbar.
Spanien: Die spanischen Heeresflieger beschafften 28 Panzerabwehrhubschrauber mit HOT, 18 Helikopter mit 20mm Kanonen für die bewaffnete Aufklärung. Weitere 23 unbewaffnete Helikopter wurden für Verbindungs- bzw. Ausbildungsflüge genutzt.
Schweden: Das Königreich Schweden beschaffte 24 Maschinen, darunter 20 Panzerabwehrhelikopter mit TOW-Raketen.
Nigeria: Nigeria beschaffte 4 Maschinen aus Deutschland und montierte 20 im eigenen Land, wovon 16 mit Raketen ausgerüstet werden können. Die restlichen Maschinen werden im Such- und Rettungsdienst eingesetzt.
Ziviler Einsatz: Der größte Teil der über 1.500 gebauten Bo-105 dient im zivilen Einsatz, z.B. beim deutschen ADAC als Rettungshubschrauber. Erfolgreich vermarktet wurde die Maschine auch als SAR-Hubschrauber über See im Ausland, beispielsweise nutz(t)en Indonesien, Mexiko, die Philippinen, Kolumbien, Kanada und Chile die Bo-105 in dieser Einsatzrolle. Ebenfalls beliebt war die Bo-105 bei Polizei- und Bundesgrenzschutzeinheiten nicht nur in Deutschland sondern beispielsweise auch in Chile. (Quelle: http://www.bw-flyer.de/)
Der Bausatz: Den Bausatz habe ich bereits vor längerer Zeit als Revell-Edition vorgestellt. Auch da war er schon alt, denn schließlich stammt er aus ESCI-Formen. Ehrlich gesagt, wird es mal Zeit, das eine moderne Form dieses wichtigen deutschen Hubschraubers geschaffen wird! Vor allem eine, mit der die späten militärischen und zivile Versionen dargestellt werden können. Dieser Bausatz ist, wie gesagt, schon etwas älteren Datums und man kann nur die frühen Varianten des Bo 105 bauen. Er hat recht breite(!), versenkte Gravuren, ist aber sauber in einem diesmal dankenswerter Weise grauen Kunststoff abgespritzt. Die Inneneinrichtung ist rudimentär und der Zubehörsektor sehr mager ausgestattet. Also muss man selbst detaillieren, wenn man etwas aus dem Bausatz machen will.
Die Bauanleitung ist typisch Italeri und erläutert alternativ den Bau eines Bo 105 oder eines PAH-1 mit horizontal angeordneten TOW-Raketen.
Die Decals sehen ganz gut aus und enthalten auch eine ganze Reihe Wartungshinweise auf dem Bogen. Dieser wurde bei Zanchetti gedruckt. Enthalten sind 4 Bemalungsvarianten:
Noch immer bleibt die Hoffnung, dass sich vielleicht ein Zubehörhersteller findet, der wenigstens einige Abziehbilder und vielleicht ein paar Ätzteile fürs Cockpit herausbringt. Besser noch: es macht mal einer ein neues Modell!
Fazit: Immer noch brauchbarer Bausatz, aber kein Highlight. Zur Superdetaillierung ist viel Eigeninitiative erforderlich.
Steffen Arndt, Barsinghausen (September 2014)