Vorbild: Das Gerät war ein kleiner Handwagen, mit dem Blei-Säure-Batterien zu den startbereiten Flugzeugen auf dem Vorfeld bewegt wurden. Die Batterie wurde dabei sowohl als externe Stromversorgung als auch zum Anlassen der Motoren von Jagdflugzeugen wie Supermarine Spitfire und ähnlichen verwendet, ebenso in der Nachkriegszeit für die erste britische Jetgeneration. Bei dem Wagen handelt es sich um eine spätere Version für 24-Volt-Batterien, die man historisch korrekt daher für die ersten Versionen der Spitfire, Hurricane, usw. eigentlich nicht in Dioramen verwenden kann.
Wie allerdings in der Bauanleitung erwähnt, nehmen es die britischen Museen damit selber nicht so genau; Man sieht den Akkumulator-Wagen häufig auch bei Flugzeugen eingestöpselt, die in der Luftschlacht um England flogen. Die hatten allerdings noch eine 12-Volt-Anlage an Bord, erst spätere, leistungsstärkere britische Jagdmaschinen wurden mit einem 24-Volt-Bordnetz ausgerüstet. Never mind.
Bausatz: Die Verkaufsverpackung besteht aus einem etwa zigarettenschachtelgroßen, dünnen, weißen Karton, auf dem ein Bild eines realen Wagens aufgedruckt ist. Das Modell selber ist aus hellgrauem Resin abgegossen. Hinzu kommen die Bauanleitung und eine kleine Rolle grüner Gartendraht. Das verspricht einen zügigen Bau ohne das nervige Rumgefummele mit mikroskopisch kleinen Ätzteilen.
In der kleinen, wiederverschließbaren Plastiktüte sind die insgesamt 19 Teile untergebracht, aus denen das Gerät erstellt wird. Drei Teile liegen lose darin, die anderen verteilen sich auf sechs Gussblöcke. Bei einigen Bauteilen könnte es zu einer ersten modellbauerischen Herausforderung kommen, sie ohne Beschädigung von den Blöcken abzutrennen. Sorgfältiges und geduldiges Arbeiten ist hierbei angesagt.
Der Grundkörper wird aus mehreren Teilen zusammen gesetzt statt einen massiven Resinklotz zu verwenden. Das wird also ein leichtes Modell, bei dem die Achsen nicht unbedingt durch Stifte verstärkt werden müssen, um das Gewicht besser tragen zu können. Daran anzubringen sind fein profilierte Felgen, auf die die Reifen geklebt werden, einige Kleinteile und eine Zugdeichsel. Das Ganze ist hervorragend abgeformt, mit scharfen Details, die mit zu dem Besten gehören, was auf dem Short-Run-Sektor zu bekommen ist.
Aber keine Rose ohne Dornen: das Elektrokabel, mit dem die Batterie mit dem Flugzeug verbunden wird, besteht aus einer kleinen Rolle grünen Gartendrahtes. Wer schon mal versucht hat, einen solchen störrischen Draht so glatt auszurichten, dass er einem gummiummantelten Elektrokabel ähnelt, ahnt worin die zweite Herausforderung bei diesem Bausatz besteht. Ich werde ihn durch ein Stück schwarzen Litzendraht ersetzen, womit auch die Bemalung entfällt.
Anleitung/Bemalung: Sie besteht aus einem mehrfach gefalteten DIN A4-Blatt. Auf der Vorderseite finden sich sieben Farbbilder von verschiedenfarbigen Originalen des Trolleys, ein paar Tipps zur Verarbeitung des Resins und einigen wenigen Aussagen zu dem Verwendungszweck des Originals. Entfaltet man das Blatt, wird der Bau des Modells in zwölf Baustufen dargestellt in Form von Schwarz-Weiß-Skizzen. Das Ganze ist sehr übersichtlich und eindeutig, sodass man die Teile auch ohne Lupe einwandfrei identifizieren kann. Bei Iconicair denkt man offenbar auch an die älteren Semester unter den Modellbauern.
An Farbvorschlägen gibt es keinen Mangel: im Original war das Gerät entweder in Olivgrün oder in verschiedenen Blautönen gehalten, sodass man nach Vergleich mit Bildern im Internet recht freie Hand hat. Explizite Farbangaben macht Iconicair nicht.
Fazit: Ein kleines Schmuckstück, welches sich hervorragend dazu eignet, ein Diorama mit einem britischen Flugzeug aus dem 2. WK oder einem frühen Düsenflugzeug aufzupeppen. Außerdem ein wunderbar geeigneter Bausatz zum Einstieg für einen Resinnovizen, da mit einer übersichtlichen Teilezahl ausgestattet. Das Modell selber verfügt über eine schöne Detaillierung mit überzeugenden Oberflächenstrukturen und einer vernünftigen Gussqualität, die den Aufwand beim Versäubern in Grenzen hält.
Von mir bekommt das Modell daher eine warme Empfehlung, lediglich abgemildert durch die Problematik mit dem Elektrokabel. Diese Klippe lässt sich aber mit dem Ersatz des Gartendrahtes durch ein Stück schwarzen Litzendrahtes ohne weiteres umschiffen.
Erhältlich ist der Bausatz online, beim Hersteller direkt für 20 £ zzgl. Versand oder aber im gut sortierten Fachhandel.
Dieter J. Schiller, BA Modellbau im VdRBw e.V., Landesgruppe Berlin