Messerschmitt Bf 109 F-2

ICM 48102 – 1/48

Historisches: Diese Thema würde ich gern mit einem Hinweis auf die mehr als reichlich vorhandene Literatur und Internetquellen abhaken. Zum "Anfüttern" werde ich jedoch einen Auszug aus dem umfangreichen Wiki zur Bf 109 (http://de.wikipedia.org/wiki/Messerschmitt_Bf_109) beifügen.

Bereits im Frühjahr 1940, noch vor dem Frankreichfeldzug, beschloss das Konstruktionsteam der Bf 109 in Augsburg, den Entwurf der Maschine nach neusten Erkenntnissen und aerodynamischen Gesichtspunkten zu überarbeiten. Im Zentrum stand dabei die Verwendung des neuen DB 601 E-Motors, der mit einer Startleistung von 1350 PS weiter verbesserte Leistungen versprach. Der gesamte Vorderrumpf wurde umkonstruiert, durch die Verwendung eines wesentlich größeren Propellerspinners konnte ein nahtloser Übergang zum Rumpf geschaffen werden, der die Maschine deutlich eleganter erscheinen ließ. Der Propeller wurde im Durchmesser verringert und bekam wesentlich breitere Blätter von höherem Wirkungsgrad insbesondere in großen Höhen. Der Ladelufteinlass, der bei der F-0 zunächst noch eckig gestaltet war wie bei der E-Serie, hatte ab der F-1 einen kreisrunden Querschnitt, was den bestmöglichen Staueffekt gewährleistete.

Die Flächenkühler wurden ebenfalls umgestaltet und fielen nun wesentlich flacher und breiter aus. Zudem wurden sie zur Grenzschichtabsaugung benutzt. Die Höhenflosse, die bislang abgestrebt war, wurde nun als freitragendes Teil ausgelegt, die Spindel zur Höhenflossentrimmung wurde verkleidet. Die Tragflächen bekamen runde Endkappen, die die Spannweite vergrößerten und die Flügelfläche leicht erhöhten. Zudem kamen statt der gewohnten Spalt-Querruder nunmehr Frise-Querruder zum Einsatz. Die Spaltlandeklappen ersetzte man gegen Wölbungsklappen.

Die umfangreichen Änderungen machten die "Friedrich" zu jener Serie, die die Bf 109 nach Meinung vieler ihrer Piloten auf den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit brachte. Schnell und sehr angenehm zu fliegen, war die Maschine in den Händen erfahrener Piloten eine präzise Angriffswaffe.

Zwar wurde der Beginn ihrer Einsatzlaufbahn durch eine Reihe von Abstürzen überschattet, doch als man die Ursache in einer Überbeanspruchung des Überganges vom Rumpf zum Leitwerksträger erkannte, der durch den Wegfall der Höhenruderverstrebung verstärkten Torsionskräften ausgesetzt war, konnte diesem Schwachpunkt rasch Abhilfe geschaffen werden. Dies geschah bei der F-1 zunächst noch mit externen Verstärkungsblechen, die erst bei der folgenden F-2-Version durch interne Verstärkungen des Rumpfes ersetzt wurden. Da zu diesem Zeitpunkt immer noch weder der DB 601 E noch das MG 151 verfügbar waren, beschränkte sich die weiteren Unterschiede zwischen der F-0 und der F-1 auf den runden Ladelufteinlass, der bei der letzteren Variante eingeführt wurde. Erst ab der der Version F-2 stand die ursprünglich geplante Maschinenkanone in der 15-mm-Ausführung zur Verfügung, während sich die Verfügbarkeit des neuen Motors nach wie vor verzögerte. Ab April 1941 wurde die F-2 zuerst an die Jagdgeschwader 2, 26, 27 und 53 ausgeliefert, die zu diesem Zeitpunkt noch an der Kanalfront stationiert waren. Die neue Maschine gab den Jagdgeschwadern einen deutlichen Vorteil gegenüber der britischen Spitfire Mk. II, der erst durch die Einführung der Mk. V wieder ausgeglichen werden konnte. [...]

Der Bausatz ist schon seit geraumer Zeit angekündigt und eigentlich hatte ich erwartet, dass er mit dem Niedergang der ursprünglichen ICM in der Versenkung verschwunden sei. Nun, der ICM Katalog des Jahres 2006 hatte ihn wieder aufgenommen und stellte für mich zusammen mit der (bisher?) nicht erschienen LaGG-3 das Highlight bei ICM dar. Im letzten Quartal 2006 erschienen dann die ersten Bilder und Kritiken zum Bausatz. Insgesamt kam er nicht besonders gut weg.



Kurze Zeit später erschien dann der Bausatz in Deutschland. Beim Öffnen des Kartons fallen einem gleich mehrere unschöne Details auf. Der Abziehbildbogen ist mit der Bauanleitung in die Faltschachtel gerollt worden, alle Spritzlinge sind ziemlich in die Tüte gepresst worden und die Klarteile sind nicht extra verpackt. Eine genauere Inspektion der Teile brachte dann auch einigen Nachwirkungen der mäßigen Verpackung ans Licht (siehe Foto unten), aber zum Glück fehlt augenscheinlich nichts und die Beschädigung beschränkt sich auf die Rumpfkühler.

Der ganze Bausatz ist stark modular aufgebaut, was bei der späteren Montagen gewisse Schwierigkeiten mit sich bringen kann. Diese Teilung hat jedoch auch Vorteile, da sie hauptsächlich am Rumpfbug für eine Offenlegung der Innereien - sprich Motor und Anbauten - sorgt, die dem Kit beiliegen. Die Oberfläche ist etwas uneben, also nicht spiegelglatt (wie man es auch von anderen Herstellern kennt).

Die darauf befindlichen Gravuren sind versenkt ausgeführt und nicht von einheitlicher Stärke. Z.B. erscheinen sie auf der Flügeloberseite etwas zu breit, während sie auf dem Unterflügel und Rumpf in Ordnung sind. Alles in allem sind sie etwas "unscharf", jedoch brauchbar. Hier Tamiya, Hasegawa oder Eduard als Maßstab anzulegen wäre wohl nicht ganz fair. Ich gehe nämlich nicht davon aus, dass dieser Bausatz erstellt wurde, um den Hasegawa-Kit zu ersetzen, sondern um für den (nicht nur) osteuropäischen Markt eine günstige Alternative zu bieten.

Das Cockpit ist o.k. und auch der Motor macht einen ganz ordentlichen Eindruck. An einigen Stellen der Spritzlinge findet sich auch etwas Grat oder, wie z.B. am Propeller, ein paar Ausblutungen des Materials. Ein letzter Kritikpunkt ist die etwas übertriebene Darstellung der Stoffbespannung der Steuerflächen, was jedoch mit wenig Schleifeinsatz oder einer Schicht Grundierung leicht zu beheben ist.

Noch eine abschließende Bemerkung. Auf eine Diskussion, ob der Spinner jetzt bauchig genug ist oder an der Tragfläche 0,0148 mm Spannweite fehlen (etc.), möchte ich mich nicht einlassen. Wen's interessiert, der kann ja nachmessen, oder sich in einschlägigen Foren von den Wissenden beraten lassen. Zwei Dinge sollte man jedoch beachten. Der Bausatz hat die externen Versteifungen am Heck angegossen, die bei frühen "Friedrich" angebracht wurden, nachdem es zu Abstürzen aufgrund von Leitwerksabrissen kam. Außerdem hat der Flügel die eckigen (also nicht kreisrunden) Öffnungen für die Hauptfahrwerksräder. Hier ist also ein Quellenstudium angesagt, um die für das gewählte Vorbild passenden Merkmale richtig darzustellen --- was beim Flügel schwierig werden könnte.

Bemalungen:

  1. Messerschmitt Bf 109 F-2; "<o +" Lt. Detlef Rohwer, TO I./JG 3; Ukraine, Sommer 1941
  2. Messerschmitt Bf 109 F-2; "weiße 1 + |" Oblt. Egon Mayer, Stk. 7./JG 2 "Richthofen"; Frankreich, Sommer 1941
  3. Messerschmitt Bf 109 F-2; "weiße 2 + ~ " Lt. Max-Hellmuth Ostermann, Stk. 7./JG 54; Siwerskaja (Leningrader Gebiet), Herbst 1941
  4. Messerschmitt Bf 109 F-2; "<l + –" Geschwaderadjutant JG 54; Baltischer Raum, Sommer 1941

Die Abziehbilder sind matt und ohne Versatz (der Scan täuscht) auf einem ca. A5 großen Decalbogen gedruckt. Meine Erfahrung mit Decals von ICM ist nicht gut. Da es für die Bf 109 F haufenweise Decals von diversen Herstellern gibt, rate ich gleich von vornherein dazu, sich einen von diesen zu besorgen.

Fazit: Der Bausatz ist sicherlich nicht die ultimative Hundertneun, aber durchaus eine ernstzunehmende Alternative zum Hasegawa Bausatz (zumal dieser eigene Problemzonen hat). Wer etwas Arbeit nicht scheut, dafür aber einen etwas detaillierteren Bausatz haben möchte, kann hier ruhig zugreifen.

Steffen Arndt, Schwerin

Literatur (sehr kleine Auswahl):

Prien/ Rodeike: Messerschmitt Bf109 F, G, and K: An Illustrated Study: An Illustrated Study ISBN 0887404243
Prien et al: Jagdfliegerverbände der Luftwaffe (Reihe, bisher erschienen 9 Bände in 14 Büchern)
--- Einsatzfotos en masse
Radinger/Otto: Messerschmitt Me 109, Alle Varianten von der Bf 109F bis Bf 109K; ISBN 3925505431