Vorbild: Die Cessna O-2 ist ein zweimotoriges Militärflugzeug des US-amerikanischen Flugzeugherstellers Cessna Aircraft Company auf Basis des zivilen Modells 337 „Skymaster“. Aufgrund der Erfahrungen während des Vietnamkriegs bestand für die USAF ein Bedarf an kleinen Flugzeugen für den Fliegerleitdienst, wobei diese Maschinen neben dem Piloten mit einem so genannten Forward Air Controller, dem Beobachter, besetzt werden sollten. Nicht zuletzt sollten diese Flugzeuge die inzwischen veralteten Cessna O-1 Bird Dog ersetzen. Um die Kosten einer Neuentwicklung zu sparen, suchte man für diesen Zweck nach einem geeigneten Serienprodukt. Ende des Jahres 1966 fiel die Wahl auf die Cessna 337 Skymaster.
Äußerlich unterschied sich die O-2 (das O steht für das englische Wort Observation = Beobachtung) von der 337 lediglich durch zusätzliche Fenster für den Beobachter sowie die vier an den Tragflächen angebrachten Träger für Außenlasten. An diesen Trägern konnten Leuchtkörper, leichte Waffen oder Raketen angebracht werden. Im Gegensatz zur zivilen Variante waren die O-2 mit für die damalige Zeit äußerst modernen Funk- und Navigationsanlagen ausgestattet.
Die vollständige Bezeichnung der Standardversion dieses Flugzeuges, von der insgesamt 501 Exemplare an die US-amerikanische Luftwaffe und Anfang 1970 12 Stück an die iranische Luftwaffe geliefert worden sind, lautete O-2A. Die US-amerikanische Luftwaffe stellte ihre letzten O-2 in den 1980er-Jahren außer Dienst.
Für die psychologische Kriegsführung wurden 31 Maschinen mit je drei 600 Watt leistenden Audio-Verstärkern, Richtlautsprechern sowie einer Abwurfvorrichtung für Flugblätter ausgestattet. Diese als zivile Cessna 337 gebauten Flugzeuge erhielten die Bezeichnung O-2B. Ferner waren diese nicht mit den Zusatzfenstern für den Beobachter versehen.
Unter der Typenbezeichnung Cessna 348 (militärisch: O-2T) absolvierte im Herbst 1969 ein mit zwei Turboprop-Triebwerken der Baureihe Allison 250 von je 317 WPS ausgerüsteter Prototyp seinen Erstflug. Die Leistungsdaten dieser als Feuerleitflugzeug geplanten Version waren entsprechend verbessert. Abgeleitet von der O-2B sollte daraus die Serienversion O-2TT mit verlängertem Rumpf (9,85 m) und größerer Tragfläche (Spannweite 13,11 m / Flügelfläche 18,81 m²) entstehen, die jedoch nicht realisiert wurde. Bis zum Ende der Produktion im Jahre 1980 wurden von Cessna insgesamt 513 Militärversionen gefertigt.
Bausatz: Nachdem Roden bereits die O-1 in 1/48 herausgebracht hatte, erwartete man vom ukrainischen Hersteller auch das Nachfolgemodell, zumal dieses in 1/32 bereits vorliegt. Mit ICM kam dem jedoch ein anderer Hersteller zuvor und nach der Qualität den letzten Bausätzen von ICM ist dies nicht unbedingt ein Nachteil. Im stabilen weißen Karton, der wie immer mittels eines farbig bedruckten Stülpdeckels vervollständigt wird, finden sich zwei grauen und ein klarer Spritzling. Decals und die Bauanleitung runden ICMs Angebot an den Modellbauer ab. Die Qualität der Plastikteile ist ausgezeichnet. Es gibt kaum Grat und die Gravur ist scharf und gleichmäßig.
Die Aufteilung des Rumpfes ist klassisch in linke und rechte Hälfte. Analog gilt dies für die horizontal aufgeteilte Tragfläche. Die beiden vertikal geteilten Leitwerksausleger werden in diese eingeklebt. Das gut einsehbare Cockpit ist recht ansprechend gestaltet, scratch oder mit Hilfe des Zubehörmarktes geht hier aber noch mehr. Der Motor ist nur als Relief dargestellt, allerdings auch nur durch die kleinen Lüftungsöffnungen in der Front sichtbar. Dies ist also ausreichend. Die Klarteile werden von innen eingeklebt. Hier muss man entsprechende Vorsicht walten lassen. Trotzdem ist auf eine gute Verklebung zu achten, damit die Scheiben beim Maskieren nicht in das Modell gedrückt werden. Auf der letzten Seite der Bauanleitung gibt es ein Muster für das Schneiden der Masken, sehr löblich. Die Inneneinrichtung ist übrigens rein militärisch. Außerdem ist der Bausatz mit dem rechtsseitigen Beobachterfenster in der Tür versehen. Eine offene Darstellung der Türen ist nicht vorgesehen.
Nicht ganz optimal ist die Abspritzung der Hauptfahrwerksschwinge gelöst. Diese ist sehr eng auf der Innenseite mit sechs Angüssen versehen und so nur sehr schwer ohne Beschädigung aus dem Gießrahmen zu entfernen. Ich habe mir Ersatz in Messing von Aerocraft Models besorgt. Aus Stabilitätsgründen ist dies sicher nicht notwendig, auch wenn man im Bug etwas Ballast vorsehen sollte – die Bugfahrwerksstrebe liegt jenem Satz übrigens auch bei.
Am Flügel sind von den Steuerflächen lediglich die Querruder separat zu befestigen. Diese sind in Neutralposition vorgesehen. Trotzdem ist der gesamte Aufbau mit dem Leitwerk und Abstrebungen nicht gerade trivial, die Bauschritte 51 bis 69 sind dafür vorgesehen. Anschließen kann man sich noch für eine Bewaffnungsoption entscheiden. Trotzdem macht der Bausatz den Eindruck, dass es wenig Probleme mit der Ausrichtung geben wird.
Der Decalbogen von ICM ist recht klein, enthält jedoch viele Wartungshinweise. Ein Hersteller ist nicht angegeben, also muss man abwarten, wie sich diese Decals verhalten. Der optische Eindruck ist jedenfalls sehr gut. Vier Bemalungsvarianten lassen sich mit diesen Nasschiebebildern darstellen drei grau-weiße Maschinen und ein schwarzes Vorbild. Leider gibt es keine (gar keine) Informationen zu den Vorbildern. Weitere gibt es z.B. in den Sätzen von Caracal oder AoA Decals.
Fazit: ICM bringt der Modellbaugemeinde hier ein nettes kleines Modell der O-2 Skymaster. Man hätte sich wünschen können, dass die Türen separat und komplett klar abgespritzt worden wären. Aber vielleicht ist das für die Preisklasse dann auch zu viel verlangt. Es ist jedenfalls erfreulich, dass die Skymaster jetzt als moderner Bausatz vorliegt.
Steffen Arndt, Barsinghausen (November 2020)