Vorbild: Die KJ-200, NATO-Berichtsname: Moth oder Y-8 Balance Beam System, ist ein AEW & C (Airborne Early Warning and Control) entwickeltes Programm der Shaanxi Aircraft Corporation. Die Schlüsselkomponente dieses Flugzeugs ist ein AESA-Radarsystem, das dem Saab-Erieye-System optisch ähnlich ist und auf Streben über dem hinteren Rumpf sowie auf ventralen Sensorkuppeln montiert ist. Die Plattform dieses Flugzeugs basiert auf der Shaanxi Y-8F-600 und es wurde berichtet, dass Pratt & Whitney Canada PW150B Turboprops und Honeywell Avionics eingebaut wurden. Der Generaldesigner der KJ-200 ist Ouyang Shaoxiu, derselbe Generaldesigner der Y-8. Laut Ouyang wurde der KJ-200 gegenüber dem ursprünglichen Y-8 erheblich modifiziert (ca. 80%), einschließlich der Integration eines Glascockpits. Das Y-8 Programm an sich ist gestartet als Lizenzbau der An-12, zwischenzeitlich sind die Ableger aber erheblich modifiziert.
Quelle: englisches Wikipedia
Modell: Bei der Ankündigung dieser Serie von Hobbyboss am Anfang dieses Jahres auf der Spielwarenmesse in Nürnberg habe ich mir gedacht, oh nicht noch eine An-12, da ja diese bereits in 1/144 von Eastern Express erhältlich ist. Nach dem ich mich nun im Rahmen dieses First Looks mit dem Muster beschäftigt habe, muss ich diese Überlegung ad acta legen. Es handelt sich ja wie schon grob im Vorbildteil angedeutet um sehr eigenständige Muster. Daher kann man diesen und kommende Bausätze als tolle Bereichung des Maßstabs 1:144 sehen. Aber nun mal zum Kit. Dieser kommt in einem stabilen Stülpkarton. Die Rahmen sind einzeln verpackt, wobei besonders empfindliche Teile noch gesondert mit einer Polsterfolie versehen sind. Highlight ist die kleine "Zündhölzer"-Schachtel, in welche die bereits kompletten Propeller lose untergebracht sind. Im Lieferumfang des Bausatzes sind laut Angabe von Hobbyboss 113 Teile und 20 Ätzteile enthalten.
Die grundsätzliche Aufteilung der Hauptkomponenten ist dabei typisch, bis auf die Ausnahme mit der Cockpitsektion. Hier ist dieser komplette Rumpfabschnitt als einteiliges Klarsichtteil ausgelegt, welche über das vorhandene Flugdeck geschoben wird. Eine interessante Lösung, welche die heutigen technologischen Möglichkeiten des Formbaues zeigt. Die Qualität des glasklaren Teils ist dabei sehr gut. Mal sehen, wie es passt. Der Rumpf ist bis auf die Frontsektion ansonsten komplett. Das heißt, für spätere Varianten wird es wohl neue Rumpfteile geben. Damit entfällt die sonst manchmal in Mode gekommene kleinteilige Zerlegung des Rumpfes in viele Sektion, was fast immer mit Problemen der Passgenauigkeit einhergeht.
Die Oberfläche biete sehr feine Gravuren und Details wie Regenwasserrinnen. Auch die ausgearbeitete Gravur beim Seiteruder gefällt mir gut. Dieses hat übrigens eine einteilige Hinterkante. Bis auf die Fenster sind keine weiteren Öffnungen vorgesehen, sprich keine geöffneten Türen und so. Für den Laderaum ist zwar ein Innenleben vorhanden in Form einer Bodenplatte und Decke. In Realität sind hier bestimmt Konsolenarbeitsplätze vorhanden, wobei es aufgrund der Geheimhaltung bestimmt keine Infos darüber gibt. Eine Angabe über ein Ballastgewicht wird in der Anleitung nicht gegeben, es gibt aber genug Platz direkt über dem Bugfahrwerksschacht. Wie schon angedeutet, befindet sich im Lieferumfang des Kits ein nahezu komplettes Cockpit. Die Steuerhörner entstehen dabei aus einem Plastikteil für die Säule und einem Ätzteil für das Steuerrad!
Für das Armaturenbrett gibt es ein Decal. Schön wäre es, wenn es so was auch für die Sitze gibt, um die Gurte nachzubilden. In 1:144 m.M. nach völlig ausreichend. Die Tragflächen entstehen aus einem durchgängigen Oberteil und zwei unteren Teilen. Komplettiert werden sie dann mit den versionsspezifischen Flügelspitzen. Das Oberteil ist so gegossen, dass das typische Hängen der Aussenflügel abgebildet ist. Die Hinterkante ist dabei auch einteilig. An den Unterseiten sind eine art Höcker für die Triebwerke mit angespritzt. Hier muss dann der Bau zeigen, wie diese oft bei anderen Bausätzen neuralgische Stelle von der Passung her ist. Auch auf den Tragflächen sind die Gravuren sehr fein und detailreich. Die Triebwerke entstehen aus jeweils zwei Hälften und dem einteiligen Auslassrohr. In diesen sind ein Strömungskörper und die letzte Turbinenstufe nachgebildet.
Auch beim Fahrwerk leisten sich die Entwickler von Hobby Boss keinen Abfall. Feine Details und schöne Felgen sind vorhanden. Die Hauptfahrwerksräder bestehen aus jeweils zwei Seiten. Das optische Hauptmerkmal ist sicherlich der "Schwebebalken" der Radaranlage. Dieser besteht aus den beiden Hälften sowie den fünf Stützstreben. Für die Position auf dem Rumpfrücken gibt es Vertiefungen, so dass sich eine eindeutige und stabile Positionierung ergeben sollte.
Für die zahlreichen Schwertantennen des Vorbildes gibt 18 solcher auf dem beiliegenden PE-Bogen. Die Position wird allerdings leider nicht durch Gravuren oder bemaßte Angaben in der Bauanleitung gezeigt. Hier muss man sich auf die Zeichnungen stützen. Bis auf diese kleineren Themen ist die Bauanleitung aber klar und deutlich gestaltet. Die Bemalung wird auf einem separaten A4-Blatt in Farbe gezeigt. Detailangaben zur Gestaltung von Einzelbereichen wie Cockpit oder Fahrwerkschächten gibt es leider aber nicht. Die Farbangabe beziehen sich wie immer bei Produkten der Trumpeter/ Hobby Boss-Gruppe auf mehrere Hersteller, was gut ist.
Interessant finde ich dabei, dass das Hauptgrau auf der Zeichnung dabei eher dunkel ist, während es auf dem Kartonbild eher ins Bläuliche geht. Dieses deckt sich mit den verfügbaren Bildern aus dem Netz. Die Angaben von Hobby Boss dafür sind zum Beispiel von Mr. Hobby H308, also FS 36375 Light Compass Ghost Gray. Hier sollte man evtl. etwas mischen. Mit dem beiliegenden kleinen Abziehbilderbogen lässt sich die rote 30176 bauen, eine Maschine, von der man einige Bilder auf den gängigen Plattformen im www findet.
Fazit: Hobby Boss liefert hier einen wirklichen tollen Einstand in 1:144 mit einem interessanten Muster der chinesischen Luftstreitkräfte. Die von mir angesprochenen kleinen Herausforderungen lassen sich mit ein wenig Erfahrung leicht bestehen. Eine klare Empfehlung.
Erhältlich dieser Bausatz für Händler bei Glow2B (zu erreichen über www.glow2b.de) oder für Modellbauer im gut sortierten Fachhandel.
Sebastian Adolf, Wettstetten (November 2019)