Vorbild: Das Original war eine sowjetische Panzerdraisine, von der zwischen 1936 und 1937 zwei Exemplare in den Leningrader Kirow-Werken gebaut worden sind. Antrieb und Türme stammten von den bereits veralteten T-28 Panzern. Die Hauptbewaffnung der Türme wurde während der gesamten Einsatzdauer der MBV-2 fortlaufend modifiziert. Zuletzt wurden die Türme mit der 76,2 mm F-34 Kampfwagenkanone aus der laufenden T-34/76 Produktion ausgestattet. Darüber hinaus verfügten die MBVs über diverse Maschinengewehre. Jeder der drei Türme besaß ein freibewegliches 7,62 mm DT Maschinengewehr in der Turmfront. Zwei der drei T-28 Türme behielten auch ihr DT-MG im Turmheck und verfügten zusätzlich noch über je ein DT-MG in einer Fliegerabwehrlafette. Im Wagen selber waren je Seite zwei Maxim-MG und im Fahrzeugheck 1 DT-MG montiert. Im dem langen Rumpfbereich, zwischen Turm Nr. 2 und dem Kommandantenaufbau, befand sich ein Maxim-Vierling-MG zur Fliegerabwehr. Der Vierling konnte eingezogen und der Bereich mit einer zweiflügeligen Luke verschlossen werden. Die Fahrzeugseiten waren mit überlappend verschweißten Panzerstahlplatten, mit Stärken zwischen 16 - 20 mm, das Fahrzeugdach mit immerhin noch 10 Millimetern gepanzert. Eine Notausstiegsklappe im Boden ermöglichte es der Besatzung, das Fahrzeug zu verlassen, wenn es die Situation erfordert hätte. Die Befehlsübermittlung von außen erfolgte per Funk und im Inneren mittels Bordtelefon.
Zu den Vorteilen dieser neuartigen Fahrzeuge gehörte, gegenüber den traditionellen Panzerzügen, unter anderem die relativ flache Silhouette und die nicht vorhandene, sehr auffällige Rauchschleppe, die einen von einer Lokomotive bewegten Zug weithin sichtbar ankündigte.
Ein Wagen wurde im Sowjetisch-Finnischen Krieg, im März 1940, auf der Strecke Viipuri-Wyborg-Leningrad unter Einsatzbedingungen getestet und konnte voll überzeugen. Wagen Nr.1 fuhr bis Frühjahr 1943 an der Nordwestfront, als Teil der 34. Armee. Im März 1943 wurde der Wagen nach Rostow am Don verlegt und diente nachweislich noch im Mai 1944 auf der Krim.
Wagen Nr.2 wurde, nach wochenlangen Einsätzen gegen die vordringende Wehrmacht, im September 1941 in Leningrad intensiv repariert und erhielt hier auch die langrohrige L-11 Variante der KT-28 Kampfwagenkanone, die Mitte 1943 durch die Version F-34 ersetzt wurde. Im Herbst kehrte der Wagen an die Leningrad-Front zurück und erlebte dort das Ende der Kämpfe um Leningrad. Anschließend diente der Wagen als mobile Artillerie für die 142. Infanterie Division bei den Kämpfen um Wyborg. Zuletzt kämpfte der Wagen in der Gegend um Narwa und Tallin.
Bausatz: Das Modell bedient alle Militärmodellbauer, die nicht nur einen "weichen Punkt" für die Rote Armee, sondern auch für die so ungewöhnlichen Panzerzüge und Draisinen, in sich tragen. Und warum auch nicht, ist es doch mal eine interessante Abwechslung gegenüber dem üblichen Panzer- und Spähwagenbau.
Der Hauptkörper besteht im Grunde aus nur vier Teilen. Einer grossen "Wanne", einem Unterboden und zwei inneren Versteifungswänden. Da man in China scheinbar nicht wusste, wie es im inneren Bereich der Maxim-Vierling-MG-Stellung aussah, gibt hier auch keinerlei Innendetails. Wer hier detaillieren will, hat also "freie Bahn". Sämtliche Einstieg- bzw. Ausblickluken sind geschlossen dargestellt. Hier müsste man also eventuell auch selber ran. Die zentrale Kommandokuppel ist einteilig gespritzt und bekommt noch einen drehbaren Kommando"turm" oben drauf. Puffer und Anhängekupplungen, sowie Fahr- und Bremslichter vervollständigen den generellen Fahrzeugkörper.
Die beiden Fahrgestelle sind, gemessen an dem, was man überhaupt nur davon sehen kann, gut detailliert. Das eine Drehgestell kann auch tatsächlich drehbar eingebaut werden. Nun bräuchte man nur noch Bauteile für eine Gleiskurve. Apropos "Gleise": die Spurweite im Bausatz beträgt 43 mm, das entspricht 1505 mm in 1:1. Die russische Breitspur beträgt 1520 mm, also ist Hobby Boss dicht dran.
Der Maxim-Flak-Vierling ist schon sehr beeindruckend detailliert. Mehr als 30 Bauteile kommen hier zum Einsatz und hinterlassen dann eben auch einen entsprechend guten Eindruck. Wie schon gesagt, wünscht man sich ein detailliertes "Abteil", denn natürlich muss es hier ja Halterungen für Ersatzmagazine etc. geben, aber da wird der Modellbauer allein gelassen. Was soll's. Haben wir unsere Modelle "früher" nicht auch oft auf Basis "begründeter Spekulation" nachdetailliert oder manchmal einfach nur Sachen eingebaut, die stimmig aussahen, aber wahrscheinlich falsch waren? Ich würde sagen: einfach "ran da", solange es niemand besser weiß!
Die drei T-28 Drehtürme stellen die Hauptbewaffnung dar und machen auch als Modell eine ganz gute Figur, auch wenn es keine Innendetails gibt. Na ja, die Abwehr-MG sind vollständig dargestellt und haben sogar Tellermagazine, aber das war es dann schon. Das Hauptgeschütz soll ebenso beweglich eingebaut werden können wie die Turmluke. Die Fliegerabwehr-MG vervollständigen die Türme und, bis auf ein paar Kleinteile, war es das dann auch schon mit dem Zusammenbau. )
Bemalung: Sie erfolgt ausschließlich in grün, aber da sollte man nochmal selber in die Recherche einsteigen, denn es gab da auch noch mindestens ein senkrecht gestreiftes Fahrzeug.
Fazit: Der vorliegende Bausatz ist nicht nur eine echte Überraschung gewesen, sondern, nach erster Durchsicht, auch gut gelungen. Auf mich üben solche Fahrzeuge einen gewissen Reiz aus und ich kann nur dazu ermuntern, diesen Bausatz zu sich nach Hause zu holen. Nicht zuletzt auch deshalb, da man für relativ kleines Geld ein sehr großes Modell bekommt. Die Darstellungsmöglichkeiten, gerade auch in einem Diorama, sind vielfältig. Für mich ist dieser Bausatz sehr empfehlenswert!
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei glow2b.
Olaf Krabbenhöft, (Juli 2019)