Vorbild: Die Dampflokomotiven der Gattung pr G 10 waren Güterzug-Schlepptenderlokomotiven, die auf Basis des Fahrgestells der Preußischen Tenderlokomotive T 16 und des Kessels der Preußischen Personenzuglokomotive P 8 entwickelt wurden. Bei Übernahme in den ersten vorläufigen Umzeichnungsplan von 1923 der DRG wurden sie erst mit der Baureihenbezeichnung BR 33 benannt, einige G 10 sind auch so umnummeriert worden. Bald aber wurden jedoch alle in Deutschland noch vorhandenen pr G10 in die Baureihe 57 10-35 eingeordnet.
Bei der Entwicklung der G 10 wurde das Fahrwerk der pr T 16 mit der seitenverschiebbaren ersten und fünften Achse deutlich modifiziert, die T 16 wurde danach mit diesem modifizierten Fahrwerk als T 16 1 weitergebaut. Bauartmäßig war die G 10 eine E h2-Lokomotive, also ein Fünfkuppler mit Zwillingsheißdampfzylindern, die Gattungsbezeichnung war G 55.15.
Die G 10 war für den schweren Güterzugdienst auf Hauptstrecken vorgesehen, durch ihre niedrigere Achslast konnte sie aber flexibler als die in etwa leistungsgleiche Preußische G 8 1 eingesetzt werden. Die G 10 wurde vereinzelt auch im Personenzugdienst verwendet.
Die Fahrzeuge waren mit Schlepptendern der Bauarten pr 3 T 16,5, pr 3 T 20, pr 2'2' T 21,5, pr 2'2' T 31,5 und bay 3 T 20,2 ausgestattet.
Für den 1942 konzipierten Panzerzug BP 42 wurden fast ausschliesslich Lokomotiven der Baureihe 57 10-35 (ehem. pr G 10) mit Tender pr 3 T 16,5 verwendet, von denen jeder Lokomotive zusätzlich vorauslaufend ein zweiter Tender begegeben wurde. Die Panzerung der Lokomotiven wurde von Krupp in Essen durchgeführt.
Nummernmässig lassen sich 18 oder 19 Lokomotiven der BR 57 als Panzerzug-Lokomotiven identifizieren ohne dass jedoch alle bestimmten Panzerzügen zugeordnet werden zu können. Andererseits wird die Gesamtzahl der zu Panzerloks verwendeten G 10 (!) auf etwa 30-32 geschätzt, wovon sich 13 aufgrund ihrer doch recht charakteristischen Bauweise Panzerzügen bis zur Nr. 31 zuordnen lassen. Diese "frühen" gepanzerten Loks hatten noch nicht die vereinfachten Panzerhauben.
Bausatz: HobbyBoss hat erfreulicherweise eine vollgepanzerte deutsche Panzerzuglok der Baureihe 57 im Zustand mit der vereinfachten Panzerhaube, wie sie für den Panzerzug des Typs BP 42 (und später BP 44) entworfen wurde, herausgebracht. Auf dem schön gestalteten Stülpkarton wird eine einzeln fahrende Lok gezeigt, die Tritte und Haltegriffe werden sauber dargestellt. Der Bausatz wird dieser schönen Darstellung jedoch nicht gerecht!
Der Bausatz enthält 5 sandfarbene gut detailierte Spritzlinge sowie 4 sandfarbene gut detailierte Großbauteile, die Panzerhauben für die Lok und den Tender haben jedoch einen schweren Makel. Die Tritte und Haltegriffe sind als strukturlose plattenförmige "ETWASE" ausgebildet und müssen mühsam entfernt werden, so das überhaupt ohne größere Schäden an den Nietreihen und anderen Strukturen möglich ist. Vielleicht hilft ein Chisel und ein starkes Beruhigungsmittel. Die Tritte und Haltegriffe könnte man dann aus Draht nachbilden.
Alle Bestandtteile des Bausatzes sind einzeln in Folie eingeschweißt, teilweise sogar noch mit Schaumstoff umwickelt. Vorbildlich und das auch noch in einer Stülpschachtel. Die gut zu studierende Bauanleitung ist in Grautönen gedruckt. Auswerfermarken an falschen Stellen, Sinkstellen sowie Flash sind nur in äußerst geringem Maße vorhanden. Über die Passgenauigkeit kann hier noch nichts gesagt werden, das wird erst der Bau zeigen. Als Hauptfarbmischer wird Mr.Hobby genannt; Vallejo, Modelmaster, Tamiya und Humbrol liefern nicht alle benötigten Farben.
Bauanleitung/ Bemalung: Laut Bauanleitung beginnt der Bau mit dem Komplettieren des Fahrgestells der Lok, wobei die Treibstangen alle fest (und in einer ungewöhnlichen) Position angegossen wurden, dies erschwert die Bemalung recht erheblich. Im Maßstab 1/35 waren die Treibstangen im Trumpeterbausatz als Einzelteile ausgebildet. Bei der Komplettierung der Panzerhauben sollte man sich vorher die Trittstufen- und Haltestangen-Dummies vornehmen ! Aufstellen soll man die Lok auf die mitgelieferten, seit dem Erscheinen der BR 52 und 86 bekannten, Schienenstücke. Diese weisen jedoch eine viel zu grobe Schotterung auf. Die Bauanleitung zeigt als Tarnvorschlag ein nicht näher definiertes Fahrzeug in einer Dreitontarnung.
Fazit: Eine Chance wurde vertan. Ein empfehlenswerter Bausatz für den Wargamer, der fortgeschrittene Modellbauer hat einiges an Arbeit vor sich, so er will. Für die Darstellung eines Panzerzuges braucht man einen zweiten Lokbausatz, da der nötige zweite Tender nicht einzeln erhältlich ist.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei glow2b.
MKT (Januar 2018)
Literatur:
Wolfgang Sawodny: Die Panzerzüge des Deutschen Reiches 1904-1945, 1996, EK-Verlag, ISBN 3-88255-678-1 | |
Waldemar Trojca "Panzerzug im Detail Teil 1 - Panzerzug Typ BP 42", VDM |