French Navy Pre-Dreagnought Battleship Danton

Hobby Boss No.86503 - Spritzguss mit Fotoätzteilen - 1/350

Vorbild: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand die französische Marine vor der Notwendigkeit seine Schlachtflotte zahlenmäßig zu verstärken. Obwohl die Ergebnisse des Japanisch-Russischen Krieges und das Deutsch-Britische Flottenwettrüsten längst die Weichen für moderne Großkampfschiffe mit Einheitskaliber gestellt hatten, blieb Frankreich im Verlauf seiner langen Planungen von 1905-1908 für diese neuen Schlachtschiffe weitestgehend seinem bisherigen Standard treu.



So fielen die 6 geplanten Schiffe dieser Klasse mit veranschlagten 18.000 Tonnen nicht wirklich groß aus, waren mit 20-21 Knoten nicht schnell und mit 4x 305mm und 12x240mm Kanonen als Hauptwaffen auch nicht gut bewaffnet. Auch optisch blieben sie mit ihren 5 Schornsteinen und den nach innen gezogenen "Glockenrumpf" den älteren Entwürfen der französischen Marine sehr ähnlich.



Als im Sommer 1907 der Kiel für das erste Schiff der neuen Klasse gelegt wurde, standen bei den anderen Seemächten längst modernere Großkampfschiffe auf dem Plan bzw. bereits im Bau und es verwundert daher kaum, dass man in dieser Zeit noch immer Änderungen an den Entwürfen für die weiteren Schiffe der Klasse vornahm.

Der Kiel für die spätere "Danton" wurde am 09.01.1908 (a.Q. 10.01.1908) als Nr.5 der später nach ihr benannten Klasse bei der Werft Arsenal de Brest gelegt und nach relativ kurzer Bauzeit lief sie dort am 04.07.1909 vom Stapel. Allerdings verzögerte sich die Fertig- und Indienststellung wegen kleinerer Änderungen dann für alle 6 Schiffe von denen schließlich die "Danton" am 24.07.1911 (a.Q. 01.06.1911) als erstes zu Flotte stieß - ihre 5 anderen Schwesterschiffe folgten innerhalb von nur 3 Monaten. Als sehr nachteilig wirkte sich diese lange Phase dahingehend aus, dass die dazu geeigneten französischen Werften in dieser Zeit keine moderneren Schlachtschiffe auf Kiel legen konnten.

Mit einer Länge von ca. 144,9m, einer Breite von 28.8 und einem Tiefgang von 9,2m verdrängte das fertige Schiff ca. 18.314 Tonnen (a.Q. 146,6 x 25,8 x 8,5m bei 18.754t) und lag damit deutlich unterhalb der internationalen Konkurrenz. Während der Erprobung hatten die 26 Kessel das Schiff mit ihren 22.500 PS auf gerade einmal 20,2 Knoten beschleunigt - im Einsatz lag dieser Wert nur noch bei 19,2. Die Panzerstärken der Seitenwände waren mit 150-270mm bzw. des Panzerdecks mit 45-48mm relativ gut und auch der Unterwasserschutz hatte im Rahmen der vorgenommenen Veränderungen noch einige Verbesserungen erfahren. Zwar war die errechnete Reichweite mit gerade einmal 3500-4000 Seemeilen bei 10 Knoten nicht hoch aber die französische Marine verfügte über ein nahezu weltweites Stützpunksystem und konnte - dank der neuen Bündnislage - mittlerweile auch auf britische Stützpunkte in Übersee zurückgreifen. Bei der Bewaffnung bildeten die 2 Doppeltürme mit 305mm sowie 6 Doppeltürme mit 240mm-Geschützen die Hauptartillerie und dazu kamen noch 16x75mm und 10x47mm Kanonen zur Torpedobootsabwehr und 2x450mm-Torpedorohre. Für den Betrieb des Schiffes waren 921 Männer vorgesehen.

Sofort nach der Indienststellung lief die "Danton" nach England um an den Krönungsfeiern für Georg V. teilzunehmen und verlegte anschließend ins Mittelmeer. Dort kam es im Jahr 1913 zu einem Schießunfall bei dem 3 Männer der Besatzung ums Leben kamen. Bei Kriegsbeginn im Sommer 1914 bildeten die Schiffe der "Danton"-Klasse die einzigen - halbwegs - modernen Schiffe Frankreichs da sich die potentiellen Nachfolger der "Courbet"-Klasse noch in der Ausbildungsphase befanden. Da jedoch schon die ersten Deutsch-Britischen Gefechte des Krieges zeigten, dass die Kampfentfernungen deutlich über den max. möglichen 14km für die 305mm-Geschütze der "Danton" lagen, blieben alle 6 Schiffe im Mittelmeer eingesetzt. Hier nahm die "Danton" in den nächsten Jahren überwiegend an Geleitschutzaufgaben zur Überführung von Truppen von Algerien nach Frankreich sowie der Sperrung der Straße von Otranto teil - ein Gefecht mit einem gleichwertigen bzw. vermutlich überlegenen Gegner aus Österreich-Ungarn blieb ihr in diesem Seegebiet glücklicherweise erspart.

Am Nachmittag des 19.03.1917 wurde die "Danton", von Toulon nach Korfu laufend, südwestlich von Sardinien vom deutschen U-Boot U64 aufgeklärt und um 13:47 Uhr von 2 Torpedos getroffen. Die nur geringen Verbesserungen am Unterwasserschutz während der Bauphase konnten das Schiff nicht retten - allerdings explodierte es zumindest auch nicht gleich wie andere "Vor-Dreadnoughts" seiner Generation bei solchen Treffern und konnte noch knapp 30min (a.Q. 45min) über Wasser gehalten werden. Obwohl das Schiff auf dieser Fahrt etwas überbelegt war, konnten in dieser kurzen Zeit so noch 806 Männer durch die Begleitschiffe gerettet werden während 296 mit dem Schiff untergingen.

Das Wrack der "Danton" wurde zufällig im Jahr 2007 bei der Untersuchung einer geplanten Gas-Pipeline zwischen Algerien und Italien entdeckt und die vorgesehene Streckenführung 2009 geringfügig abgeändert.

Bausatz: Es ist schon sehr ungewöhnlich welche Vorbilder HobbyBoss sich für den Schiffsmaßstab 1/350 aussucht. Die "Danton" war sicherlich kein Meilenstein im Militärschiffbau vor dem WK I. Immerhin gibt es auch ein Bezug zur deutschen Militärgeschichte…

In dem attraktiven praktischen Stülpkarton befinden sich gut verpackt 401 Einzelteile oder Großbauteile, drei Fotoätzteile, ein Decalbogen, die Bauanleitung und die mehrfarbige Bemalungsanleitung. Die Teile sind auf der Höhe der Zeit und entsprechen dem üblichen HobbyBoss-Standard.

Der Bau beginnt mit dem Rumpf und zur Verbesserung der Stabilität werden Spanten eingezogen. Das Hauptruder kann beweglich eingebaut werden. Dann erfolgt der Einbau der nachgebildeten 75mm-Waffen. Das Hauptdeck besteht aus zwei Teilen. Schon bald danach folgt die Bestückung des Decks mit einer Vielzahl von Kleinstteilen. Immerhin gibt es ein paar Locations die die Montage vereinfachen. Leider liegen die Ankerketten nicht dem Bausatz bei.

Die Fotoätzteile werden u.a. auch zum Bau der zahlreichen Außentreppen. Diese müssen natürlich vor dem Einbau gefaltet werden. Bei der Hauptbewaffnung des Kits hat man die Mündungen hohl gespritzt. Der Zusammenbau ist eine Fleißarbeit. Es gibt vier identische Spritzlinge. Die Bordkrane entstehen aus Fotoätzteilen und wirken sehr fein.

Der Zusammenbau jedes einzelnen der fünf Schornsteine wird ausführlich in der Bauanleitung erklärt. Für das obere Deck gibt es eine Reling aus Metall. Natürlich hat man beim Hauptdeck auch die passenden Fotoätzteile dafür.

Die Bemalungsanleitung ist mehrfarbig aber als A4-Blatt ein Witz. Hier bekommt man nur einen groben Überblick. Die Farbangaben sind für die Farbsysteme von Mr.Hobby, Vallejo, ModelMaster, Tamiya und Humbrol. Der kleine Decalbogen ist tadellos gedruckt.

Fazit:
Schiffsbausätze zum Thema WK I im Maßstab 1/350 sind eher selten. HobbyBoss füllt mit dem "Danton"-Bausatz eine Lücke. Allerdings ist er nur für fortgeschrittene Modellbauer zu empfehlen. Erhältlich sind die Bausätze im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei Glow2b.

Vorbildteil: Holger Schimpf, Erfurt

Volker Helms, Godern (September 2017)