Sowjetischer Panzerwagen BA-6

Hobby Boss 83839 - 1/35

Vorbild: Der sowjetische BA-6 Radpanzerwagen war das Folgemodell des Spähwagens BA-20. Im Jahre 1936 wurde das Fahrzeug der Roten Armee übergeben.

Die Panzerung oder Karosserie ist auf das Fahrgestell des dreiachsigen GAZ-AAA Lastkraftwagen aufgebaut, welche wiederum eine Lizenzfertigung der amerikanischen Ford-Timken Lkw für die U.S. Armee war. Damit das Chassis das Gewicht der Panzerung und des Geschützturmes verkraften konnte, verstärkte man die Rahmen des Fahrgestells. Für diese Fahrzeuge auch die Bezeichnung BA-3 verwendet.

Der in Verhältnis zu dem recht kleinen Wagen überdimensioniert wirkende Geschützturm entstammt dem leichten sowjetischen T-26 Panzer. Während das Fahrzeug auf festen Grund recht wendig und schnell war, kam es bei sumpfigen oder sandigen Gelände manchmal zu Problemen mit dem Einsinken der hinteren Achsen, so war dann der Panzerwagen kaum noch manövrierfähig. Spätere Muster wurden deshalb im hinteren Bereich mit Ketten versehen. Dadurch entstand eines der wenigen, gepanzerten sowjetischen Halbkettenfahrzeuge. Mit demselben System wurden übrigens auch viele der dreiachsigen GAZ Laster versehen.

Etliche dieser Panzerwagen erhielt die spanisch-republikanische Armee, aber meistens gegen blanke Münzen und weniger aus Solidarität der Sowjetunion, mit den gegen den Faschismus kämpfenden Republikanern, wie die gängigen Überlieferungen es gerne behaupten. Die genaue Anzahl ist nicht bekannt, zumal auch einige der Transportschiffe durch Luftangriffe der Franco-Armee bzw. der Hitlerdeutschen Legion Condor versenkt wurden. Fest steht aber, dass diese Fahrzeuge an der Verteidigung von Madrid im Mai 1937 teilnahmen. Nach dem Überfall von Hitlerdeutschland auf die Sowjetunion, erbeutete die deutsche Wehrmacht zahlreiche BA-6.

Bausatz: In dem typischen Hobbyboss-Stülpkarton sind neun Spritzrahmen, zwei kleine Platinen mit sinnvollen Messingteilen, sowie 12 Räder aus gummiähnlichem Material. Insgesamt gibt es über 260 Teile zu verarbeiten. Sämtliche Teile sind sauber und vor allem filigran gefertigt.

Zu den Highlights des Bausatzes, gehören der sehr gut nachgebildete Motor des Fahrzeuges, die Inneneinrichtung im vorderen Raum des Fahrers und vor allem die einteilige Karosserie. Die vermittelt einem auch sofort, dass das Fahrzeug im Original nicht so groß war, wie es das Deckelbild erscheinen lässt. Sehr schön sind auch die beiden Scheinwerfer aus Klarsichtmaterial.

 

Ansonsten gibt es bei der Fertigung der Bauteile keinen Grund zur Beanstandung. Das kommt besonders dem Bereich des Fahrzeug-Unterbaus zu gute. Die Darstellung der Radkappen und der Außenpanzerung kann ebenfalls überzeugen. Viele präzise Gravuren und Nieten, da wo sie hingehören, geben dem Modell die realistische Note.

Auch die Räder aus besagten Gummimaterial finde ich persönlich nicht so schlecht. Die Profile sind wunderbar herausgearbeitet und selbst die Herstellerschriftzüge sind zu erkennen. Wenn ich mich mal an so einem Fahrzeug heranmache, reibe ich solche Räder mit 800er Schleifpapier ab, das verleiht ihnen eine realistische gebrauchte Note. Danach werden sie noch mit zerriebener Künstlerkreide (passender Ton) bearbeitet. Die Räder aus dem Hobbyboss Bausatz haben zudem noch den Vorteil, dass sie nicht an Gießästen hängen, sondern einzeln vorliegen. Mir sind solche Räder allemal lieber als geteilte Scheiben, welche eventuell noch Versatz haben, der mühselig verschliffen werden muss. Von dem danach nicht mehr vorhanden Profil ganz zu schweigen.



Für den hinteren Bereich des BA-6 ist keine Innendetaillierung vorhanden. Das ist schade aber man kann damit leben, zumal die großen Hecktüren auch fest verschlossen sind. Für den T-26 Geschützturm gibt es zwar separate Klappen, aber auch er ist innen hohl. Also entweder schließen oder einen Kommandanten unterbringen. Wie wäre es mal mit einem Kämpfer der internationalen Brigaden aus Madrid? Noch eine Häuserfront dazu und man hat eine historisch interessante Vignette.

Bemalung: Nun aber zu den vorgeschlagenen Hobbyboss-Deco. Dem Bausatz liegt ja, wie es bei der Firma Standard ist, ein schönes Farbblatt bei, das eine von vier Tarnmöglichkeiten vermittelt. Leider ist es bei den chinesischen Firmen auch Standard, den Modellbauer über Einsatzzeitraum und Verbände im Unklaren zu lassen. Nun denn:

 

  1. Der Wagen Nr. I im dreifachen Tarnanstrich gehört zu einem Aufklärungsbattallion, das 1941 in Krasnogwardeisk bei Leningrad operierte.
  2. Wagen Nr. II, in zweifachen Anstrich kam in der Schlacht um Madrid auf republikanischer Seite zum Einsatz.
  3. Wagen Nr. III in einfarbigen Grün wäre das Funk/Radio Fahrzeug einer sowjetischen gepanzerten Erkundungs-Brigade von 1939. Gerade das Fahrzeug mit der eingerahmten 2 am Turm besaß am Heck eine auffällige Rahmenantenne, die im Bausatz fehlt.
  4. Wagen Nr. IV, ebenfalls im Zweiton-Anstrich, wurde im Sommer 1941 im Raum Leningrad eingesetzt. Die Einheit ist unbekannt.

Fazit: Lassen wir mal einige Ungereimtheiten außer Acht, hat Hobbyboss ein schön detailliertes Modell dieses militär-historisch interessanten Fahrzeuges ausliefert. Sehr zu empfehlen.

Interessenten am Spanischen Bürgerkrieg sei das Buch: "Der Spanische Bürgerkrieg" des englischen Militärhistorikers Antony Beevor empfohlen. Es gibt auch Aufschluss über die von beiden Seiten eingesetzten Fahrzeuge und Flugzeuge.

Erhältlich sind die Bausätze im gut sortierten Fach- bzw. Versandhandel oder für Händler bei Glow2b.

Jürgen Bauer, Berlin (April 2016)