Auch die angesehene Firma Hasegawa hat sich nicht ganz dem Segment, der zumindest in den Siebzigern doch recht verbreiteten beliebten, AFV-Kits im kleinen Maßstab entziehen können. Für viele vielleicht unbekannt entstanden auch einige Figurensets, wobei man sich dabei allerdings auf den schon bereits geläufigeren 1/72er, anstatt dem 1/76er, Maßstab festgelegt hatte.
Dieses hier zu besprechende Set von 1991 ist gleich in zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen natürlich wegen des "richtigen" Materials, da hier Polystyrol also hartes Plastik verwendet wurde(!), ferner wäre auch die Ausstattung recht bemerkenswert. Aufgrund von Multi-Pose-Bauart besteht hier nämlich auch die Möglichkeit einige Figuren individueller nachzubilden. Außerdem werden auch für Figuren-Sortimente eher seltene Panzerabwehrwaffen mitgeliefert. Wobei es sich hier konkret um zwei Panzerabwehrbüchsen vom Typ 43 handelt! Diese "Ofenrohre" entsprechen somit jedoch allerdings der frühen Ausführung ohne dem aufmontierten Schutzschild. Weshalb der Schütze also auch eine Gasmaske aufmodelliert bekommen hat, während auf den Schutzumhang dann allerdings verzichtet wurde. Das sollte aber nicht viel stören da der Soldat erstens im Liegen angreift und man ihm zweitens diesbezüglich außer einem Erdhaufen auch noch, (in Figuren-Sets) extrem rare, Baumstämme als Deckung beigepackt hat. Womit von seinem nur wenig aufgerichtetem Oberkörper also sowieso nicht viel zu sehen wäre. Zwei MG 34 mitsamt Munitionsgurten runden die Ausstattung ab welche zusätzlich auch noch sechs einzelne Karabiner 98k sowie Kisten mit Stielhandgranaten und Gefechtsköpfen für den "Panzerschreck" beinhaltet.
Die Figuren sind für den Standardmaßstab eher hochgewachsen und lassen sich daher also mit ihren 1/76 Genossen nicht kombinieren. Der Abguss geht soweit in Ordnung da es nur wenig Grat gibt, der hier ja problemlos mit einem scharfen Hobbymesser entfernt werden kann! Die Detaillierung kann durchaus mit Preiser mithalten, was dann auch für den Faltenwurf zutrifft. Auch die Posen sind letztlich O.K. obgleich sie sich bedauerlicherweise nur wenig von den bereits von anderen Herstellern eingeführten unterscheiden. Die Waffen sind ebenfalls hinreichend fein nachgebildet worden, konkret bis zum Korn auf den Läufen. An den separaten Karabinern zeigt sich jedoch Hasegawas Meisterschaft im Plastikmodellbau da diese bis zum Abzugsbügel nebst freiliegenden Abzug abgegossen wurden!
Die Nachbildung der Panzerabwehrbüchsen gelang dann leider nicht mehr ganz so authentisch. Wohingegen die hässlichen Auswurfszapfen am Rücken bzw. Bauch nur schwer zu entschuldigen wären! Welche aber an späteren Figuren aus Shizuoka glücklicherweise nicht mehr auftauchen. Die Verwendung von Ständern in Form von separaten Platten welche sich bedarfsweise ankleben lassen verdient hingegen dann ein Lob.
Die Bauanleitung ist ein typisches Produkt jener Zeit d.h. also Japanische Schriftzeichen an erster Stelle und ein eher bescheidenes Englisch mit einigen Fehlern. Die Bezeichnung MG 34/41 ist hier ebenfalls unzutreffend weil diese Ausführung nicht in Serie ging.
Fazit: Wie soll diese eher rare Auswahl von Figuren, die es ja immer noch zu kaufen gibt, nun bewertet werden? Sicherlich bietet allein schon der Werkstoff einen großen Vorteil obwohl beim "Spielen" auch mal was abrechen kann! Obgleich ich dies ehrlich gesagt jedoch auch schon bei Figuren aus weicheren Material beobachtet habe. Die Auswahl an Bewaffnungsoptionen wäre hier aber entscheidend, denke ich, weshalb man dieses Sortiment dann also wirklich uneingeschränkt empfehlen dürfte. Auch wenn die Boxart für meinen Geschmack vielleicht etwas leicht eigenartige Gesichtszüge an den Tag legt.
N.(Juni 2020)