Vorbild: Während der Luftschlacht um England im Spätsommer und Herbst des Jahres 1940 bildeten die Spitfire Mk.Ia den Kern der britischen Luftverteidigung, da sie anders als die Hawker Hurricane den Messerschmitts der Luftwaffe mindestens ebenbürtig waren. In dieser Zeitperiode hatte die erste Variante der Spitfire-Bauserien auch ihren Höhepunkt erreicht. Der anfangs verwendete zweiblättrige Holzpropeller war zunächst durch einen zweistufigen Dreiblattverstellpropeller ersetzt worden, dann durch einen automatischen "Constant-Speed-Propeller", das Triebwerk wurde verbessert (Merlin III), der Tank unmittelbar hinter dem Triebwerk erhielt einen 3 mm starken Sattelpanzer aus Aluminium, das Fahrwerk musste nicht mehr mittels Handpumpe eingefahren werden, sondern diese Aufgabe wurde durch eine motorbetriebene Hydraulikpumpe übernommen. Im Cockpit hielt ein Reflexvisier Einzug und der Pilot wurde durch zusätzliche Panzerungen hinter dem Sitz und dann auch in Kopfhöhe besser geschützt. Die Kabinenhaube erhielt für bessere Sicht und Bewegungsfreiheit das typische "Blasendesign" und der Antennenmast erhielt mit einem stromlinienförmigen Querschnitt und der hinter einer dreieckigen Verkleidung verborgenen Umlenkrolle für den Antennendraht ein anderes Aussehen. Die Einführung eines neuen Funkgerätes ab Sommer 1940 machte den Antennendraht überflüssig, etwa gleichzeitig erhielten die Spitfire ein Freund-Feind-Kenngerät mit einem Abspanndraht von der Rumpfmitte (im Bereich der Kokarde) zu den Spitzen des Höhenleitwerks. Bei einigen Flugzeugen waren beide Verdrahtungen vorhanden. Insgesamt wurden 1.567 Spitfire Mk.I gebaut. Bereits im Sommer 1940 lief die Produktion des Nachfolgemusters Mk.II an.
Bausatz: Der ästhetisch ansprechende und stabile Stülpkarton in typischer Aufmachung der ProfiPACK-Reihe enthält fünf graue und einen klaren Gussrahmen, die farbig bedruckte Ätzplatine, die selbstklebenden Abdeckschablonen für die Kanzelteile sowie Bauanleitung und Abziehbilder.
Die Gussqualität der Teile ist im Allgemeinen sehr gut, es gibt nur einige wenige Sinkstellen (Wurzel einiger Propellerblätter, Abgaspötte, ohne großen Aufwand korrigierbar), ebenso ist die Abstimmung von Core und Cavity gut, es gibt kein Grat ("flash"). Die Formen sind hinreichend poliert, sodass bei gewünschter Lackiertechnik ohne Grundierung und Nachpolieren gearbeitet werden kann. Die Passgenauigkeit kann noch nicht beurteilt werden. Die Oberflächengestaltung ist sehr filigran, die Niet-Simulation durch feine negativ Löcher ist Geschmackssache und so gelöst, dass auch der Kritiker damit leben kann. Am Rumpf sind ähnlich wie bei der Tempest die realen Rundkopfnieten, die erst in späteren Baulosen verschwanden, erhaben dargestellt.
Der beiliegende Rumpf kann wegen der Sattelpanzerung nur für "späte" Mk.I und die Nachfolgevarianten verwendet werden. In der rechten Rumpfhälfte liegen innen zwei Durchbohrpunkte direkt hinter der Spinnerplatte. Das deutet auf den zu montierenden Mk.II ff spezifischen Coffman-Starter (eine kleine Beule an der Außenseite) hin, die im nächsten boxing (Tally Ho Spit Mk. IIa und Mk.IIb) mit dem Gussrahmen #82160S kommen wird. Diese Beule ist an den vorhandenen Spritzlingen leider nicht vorhanden. Für die Mk.I muss an der linken Rumpfhälfte der Deckel für die Stromaufnahme an der hinteren Flügelrestabdeckung verspachtelt werden. Diese Klappe gibt es erst ab Mk.II - die Bauanleitung weist nicht darauf hin!
Die Tragflächen bedürfen allerding einer Bearbeitung. Das vordere Drittel der Beplankung, von der Flügelvorderkante bis zum Hauptholm sollte vorbildgerecht glatt wie ein Kinderpopo sein. Hier muss verfüllt und verschliffen werden!
Der Gussrahmen R ist an einer Längsseite für das sogenannte Slide-Molding-Verfahren "offen". Hier befinden sich die Läufe für die acht Browning MG, die Auspufftöpfe und die Verkleidungen/Rohre für die 20mm Kanonen des "B-Flügels". Das genannte Verfahren ermöglicht es, dass die Öffnungen der genannten Teile bereits formtechnisch angelegt sind und ein mühsames Aufbohren entfallen kann. Der zweiblättrige Holzpropeller der ersten Baulose wird durch eine geschickte Aufteilung aus drei Teilen zusammengesetzt. Optionale Teile gibt es für die Seitenklappe des Cockpits (Achtung, der Kuhfuß bzw. "crowbar" wurde erst 1941 eingeführt und war an Einsatzflugzeugen niemals rot!), Rückspiegel, Hauptfahrwerksräder, Heckspornbaugruppe einteilig oder dreiteilig mit separatem Rad. Steuerhorn (-griff), Seitenruder und Antennenmaste haben Alternativmöglichkeiten. Der Rundstab-ähnliche Antennenmast wurde von der schwertförmigen Variante in der ersten Hälfte 1940 abgelöst. In diese Zeit fällt auch der Einbau eines neuen Funkgerätes, was zum Entfall des Antennenkabels führte. Im Spätsommer/Herbst 1940 erhielten die Spitfire ein Freund/Feind Kenngerät. Dieses hatte eine Antennenführung von Rumpfmitte (im Bereich des Hoheitsabzeichens) zu den Spitzen der Höhenleitwerke. Die beiden Kabelführungen sind, so sagt die Lehrmeinung, niemals gleichzeitig aufgetreten, m. E. gibt es aber Ausnahmen (z. B. R7155). Diesbezüglich ist für eine genaue Darstellung eine Recherche des Zeitpunktes bzw. von Fotos empfohlen.
Die Fotoätzteile sind von gewohnter Qualität, einige werden optional zu Spritzgussteilen bzw. Abziehbildern angeboten. Auch hier bleibt Nützliches für die Restekiste übrig.
Anleitung/Bemalung: Die geheftete Hochglanzbauanleitung ist zu schade zum Entsorgen. Zur Entwicklung der Spitfire gibt es zwei engbeschriebene Seiten mit Information (nur Englisch), alle Farb-/Markierungsvarianten werden ebenso ausführlich beschrieben.
Die Abziehbilder stammen von Eduard. Der Trägerfilm ist hauchdünn, alle Vorsicht bei der Verarbeitung ist geboten. Der Druck ist versatzfrei. Hinsichtlich der Farben ist das Gelb der britischen Kokarden vielleicht ein wenig zu blass, das Grau der taktischen Kennbuchstaben vielleicht einen Tick zu dunkel.
Insgesamt sieben verschiedene Markierungen können aus dem Bausatz heraus gefertigt werden. sechs Markierungsvorschläge aus dem Zeitraum März 1940 bis Februar 1941 haben das Temperate Land Scheme aus Dark Earth Und Dark Green mit unterschiedlichen Bemalungen/Markierungen der Unterseiten und einen Vorschlag für für Septmeber 1941, hier schon mit dem Day Fighter Scheme (DFS) mit Medium Sea Gray/Dark Sea Gray/Dark Green sowie Rumpfband und Spinner in Sky.
Fazit: Airfix, Tamiya oder eduard? In Bezug auf Kunststoffteile ist ist die Frage für mich nicht beantwortbar. Alle drei Kits sind sehr gute Replika des Vorbildes. Für Tamiya muss meist (!!) ein unanständig hoher Preis gezahlt werden, Airfix ist kostengünstig und relativ einfach.
Eduard beseitigt mit seinem preiswerten rundum-sorglos Paket die Kritikpunkte der Konkurrenten.
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern, direkt bei eduard oder für Händler bei Glow2B.
Andreas Beck, Dezember 2020
Literatur: Rechercheliteratur zum Thema Spitfire gibt es ebenfalls in großem Umfang. Äußerst beliebt und ausgesprochen attraktiv aufgemacht sind die Serien von Valliant und SAM Publications - allerdings im Detail nicht immer zielführend, vollständig und korrekt. Uneingeschränkt empfehlenswert ist dagegen die querformatige Veröffentlichung von Red Kite/Wingleader.