WILDE SAU
Episode One: Ring of Fire
Messerschmitt Bf 109G-6

Eduard 11140 - Limited Edition/Dual Combo - 1/48

Vorbild: Unter dem Begriff Wilde Sau wurde zur Zeit des Zweiten Weltkriegs ein von der deutschen Luftwaffe angewandtes Nachtjagd-Verfahren bezeichnet, mit dem britische Bomber - direkt über den angegriffenen deutschen Städten - durch deutsche Tagjäger abgeschossen werden sollten. Als Schöpfer dieses Verfahrens gilt Hajo Herrmann.

Die deutsche Nachtjagd hatte die Abwehr durch eine Kette von Nachtjagdräumen organisiert, die mit je zwei zentrale Würzburggeräten zur Verfolgung des eigenen und des gegnerischen Flugzeugs ausgestattet waren. Weitere Funkmessfunkgeräte unterstützten die zentrale Kommandostelle, die den Jäger an den Bomber heranführen sollte. Nur die letzten Korrekturen (im Bereich von einigen hundert Metern bis 1-2km) zum Auffinden des Gegners wurden mittels der bordgestützten Geräte durch den Funkmessfunker vorgenommen.

Schon zu Beginn des Krieges waren die technischen Störmöglichkeiten durch Metallstreifen der Wellenlänge des Radars bekannt. Deutscherseits verzichtete man auf den Einsatz dieser Gegenmaßnahmen, da dadurch auch die eigenen Geräte gestört werden würden. Allerdings versäumte man Härtungsmaßnahmen zu entwickeln, bzw. wie die Briten auf Wellenlängen im Zentimeterbereich zu wechseln. Als eine Junkers Ju 88 des Nachtjagdgeschwaders 3 wegen eines Navigationsfehlers irrtümlich auf der RAF-Basis Woodbridge in England landete, konnte die RAF das Window genannte Verfahren genau auf den aktuellen deutschen Einstellungen anzupassen. Als die britische Royal Air Force am 25. Juli 1943 die Operation Gomorrha startete, entschloss man sich, das neue Verfahren zu testen. Mit verheerendem Ergebnis für die deutsche Nachtjagd... und die angegriffenen Ziele.

Bereits vor diesem Einsatz hatte der zu dieser Zeit beim RLM eingesetzte Major Hajo Herrmann die Verwendung der Tagjäger in der Hellen Nachtjagd - also ohne Funkmessfunkgeräte in durch die Flakscheinwerfer, brennende Stadtteile und Zielbeleuchter beleuchteten Bereichen - vorgeschlagen. Dieser Vorschlag wurde zunächst abgelehnt, durch den Gomorrha Einsatz der RAF aber wieder aufgenommen. Erste erfolgreiche Einsätze durch das Kommando Herrmann führten schließlich zur Aufstellung dreier Jagdgeschwader. Entsprechend geschulte Piloten sollten aus den obsolet gewordenen Kampfverbänden stammen, da diese eine umfassende Blind- und Instrumentenflugausbildung erhalten hatten. Die Jagdflugzeuge sollten (zunächst) aus den Tagjagdverbänden stammen, bei denen die Nachtjäger als "Aufsitzer" die Flugzeuge "mitbenutzten". Dies erwies sich als wenig praktikabel, denn die Nachtjäger verschlissen das Material über Gebühr und das Bodenpersonal konnte den Klarstand der Flugzeuge verständlicher Weise nicht gewährleisten.

Der Einsatz britischer Fernnachtjäger in den Bomberströmen, die Einführung neuer Verfahren (z.B. "Zahme Sau") sowie die Entwicklung besserer Geräte am Boden und in den Flugzeugen führten dazu, dass die Nachteinsätze der Wilde-Sau-Geschwader immer seltener wurden und sie stattdessen in der Tagjagd verwendet oder aufgelöst (JG 302) wurden. Auch die zunächst guten Erfolge der Anfangszeit waren seltener geworden, schließlich waren die Piloten auch keine ausgebildeten Jagdflieger.

Bausatz: Die Formen der Messerschmitt Bf 109 nutzt Eduard weidlich, um Sondereditionen zu produzieren und den geneigten Sammler und Modellbauer zum Kauf zu animieren. Nach Mersu, Afrika, Barbarossa, Reichsverteidigung und Bodenplatte ist nun die Nachtjagd dran. Insgesamt plant Eduard drei Editionen in den kommenden Jahren. Als erstes erschien jetzt "WILDE SAU: Episode One: Ring of Fire" mit verschiedenen Bf 109G-6 Bemalungsvarianten der Jagdgeschwader 300, 301 und 302. Die Box enthält zwei Bausätze der Messerschmitt Bf 109G-6.

Der Grundbausatz ist hinlänglich bekannt und von guter Qualität, auch wenn es hier und da kleinere Unschärfen bzgl. der Vorbildtreue gibt. Ich persönlich mag den Bausatz sehr, denn die 109 lässt sich sehr leicht bauen und gibt nach Fertigstellung die Messerschmitt Bf 109 sehr gut wieder. Neben dem umfangreichen Angebot an Bemalungsvarianten, den üblichen Ätzteilen und Masken, enthält der Bausatz Resinteile für die Räder und Eberspächer Flammvernichter für einige der Bemalungsvarianten. Außerdem gibt es einen Pin mit gelbem Wappenschild und Eberkopf… eben Wilde Sau. Ich habe mir noch Brassin bzw. Bronze Fahrwerksbeine und -klappen gekauft, die sehen einfach super aus.

Insgesamt 10 Bemalungsvarianten sieht Eduard hier vor. Darüber hinaus erscheinen im August (JG 300) und September (JG 301/302) Decalsätze mit weiteren Markierungen.

Optionen:

  1. Bf 109G-6/R6, "weiße 1" Lt. Gerhard Pilz, 1./JG 300, Bonn-Hangelar, Deutschland, Herbst 1943
  2. Bf 109G-6/R6, "gelbe 12" Fw. Horst John, 3./JG 300, Bonn-Hangelar, Deutschland, September 1943
  3. Bf 109G-6/R6, "gelbe 17" Oblt. Gerhard Stamp, 8./JG 300, Oldenburg, Deutschland, September - Oktober 1943
  4. Bf 109G-6/R6, "rote 6" Ofw. Arnold Döring, 2./JG 300, Bonn-Hangelar, Deutschland, Oktober - November 1943
  5. Bf 109G-5/R6, "gelbe 3" 3./JG 300, Bad Wörishofen, Deutschland, Sommer 1944
  6. Bf 109G-6/R6, "schwarze 9" Oblt. Alexander Graf Rességuier de Miremont, 10./JG 301, Targsorul-Nord (Ploesti)/Rumänien, März - April 1944
  7. Bf 109G-6/R6, "weiße 16" WNr. 412951, Lt. Horst Prenzel, 1./JG 301, Gardelegen, Deutschland, Juli 1944
  8. Bf 109G-6/R6, "rote 26" 2./JG 302, Helsinki, Finnland, Februar 1944
  9. Bf 109G-6/R6, "n gelbe 7" Fw. Fritz Gniffke 6./JG 302, Ludwigslust, Deutschland, April 1944
  10. Bf 109G-6, "schwarze 11" 2./JG 302, Götzendorf, Deutschland, Juli 1944

Wie inzwischen üblich druckt Eduard die Decals selbst. Diese sind sehr gut gedruckt. Lediglich bei den Hoheitszeichen scheint es mir einen minimalen Versatz zu geben. Die Verarbeitung war bei den letzten von mir gebauten Modellen ohne jegliche Probleme. Warum die Frontflugspange für Kampfflieger bei der Bemalungsvariante C (Gerhard Stamp) nochmal extra beiliegt, ist mir nicht so ganz erklärlich. Der Farbunterschied ist wirklich nicht so gravierend.

Fazit: Die Luftwaffenthemen werden dem Hersteller aus Obrnice nicht so schnell ausgehen. Auch diese Box ist sehr schön aufgemacht und bietet viele schöne Bemalungsvarianten. Empfehlenswert!

Natürlich spricht Eduard mit den Limited Editions auch die Bausatzsammler an. Persönlich glaube ich ja nicht so recht an eine Wertsteigerung in diesem Segment, aber wer weiß... um die WNW Bausätze kloppen sich die Leute – wahrscheinlich Sammler - ja im Moment auch.

Steffen Arndt, Barsinghausen (August 2020)