Aero L-39 Albatros "Evolution"

Eduard 11121 - Limited Edition - 1/48

Vorbild: Ab 1963 begannen die Arbeiten für einen Nachfolger der L-29. Anfangs wurde eine modernisierte "Delfin"-Variante ins Auge gefasst, die jedoch nicht allen Anforderungen gerecht geworden wäre. Die Entwicklungsgruppe wandte sich daher einer völligen Neukonstruktion mit dem Projektnamen TTP zu. Nach mehrere getesteten Versuchsmodellen wurde 1967 die Fortsetzung des Entwicklungsprogramms genehmigt. Parallel zum Projekt begannen die Arbeiten am Schleudersitz VS-1BRI, dem Schleudersitzsimulator NKTL-29-39, dem Flugsimulator TL-39 und der mobilen Kontrollanlage KL-39.

Den Erstflug führte am 4. November 1968 Chefpilot Rudolf Duchon mit dem zweiten Prototyp X-02 (OK-32) vom Aero-Werksflugplatz aus durch, denn X-01 wurde ausschließlich für Belastungstests am Boden verwendet. Am 28. April 1970 startete der sechste Prototyp X-06 mit dem verbesserten Triebwerk Iwtschenko AI-25TL zum Erstflug. Mit ihm wurden Schieß- und Abwurfübungen von Außenlasten durchgeführt und die fahrbare Kontrollstation KL-39 getestet. X-07 schließlich flog erstmals am 15. Dezember 1970. Er verfügte über alle während der Erprobung durchgeführten Veränderungen und wurde ab Mai 1973 bei den sowjetischen Luftstreitkräften ausgiebig getestet. Er diente als Ausgangsmuster der ersten Serienversion L-39C, die ab Anfang 1974 ausgeliefert wurde und über zwei Außenlastträger für maximal 500 Kilogramm verfügte.

Ende 1972 begann die Erprobung der X-08, die als Ausgangsmuster für die einsitzige Zielschleppversion L-39V diente. Anstelle des hinteren Sitzes verfügte die L-39V über eine Schleppseiltrommel. Das 1700 Meter lange Schleppseil wurde mit Hilfe einer unter dem Rumpf angebrachten Staudruckturbine ausgefahren. Für diesen Verwendungszweck wurde eigens das Schleppziel KT-04 entwickelt. Die von 1973 bis 1976 gebauten Prototypen X-09, X-10 und X-11 dienten als Ausgangsmuster für den Waffentrainer L-39ZO und das leichte Erdkampf- und Aufklärungsflugzeug L-39ZA und schlossen ihre Erprobung 1977 ab.

Die L-39ZO verfügte über ein verstärktes Tragwerk und vier Außenlaststationen (Tragfähigkeit außen 250, innen 500 Kilogramm), an denen Bomben von bis zu 500 Kilogramm, Kassettenbehälter UB-16-57 für je 16 ungelenkte S-5-Luft-Boden-Raketen, Kraftstoff-Zusatzbehälter mit 150 Liter (außen) bzw. 350 Liter (innen), gelenkte Luft-Luft-Raketen oder Maschinengewehrbehälter 7,62 oder 12,7 Millimeter mitgeführt werden können. Beim Einsatz als Aufklärer flog die L-39ZO üblicherweise mit einem Kamerabehälter am linken inneren Träger und einem 350-Liter-Zusatzbehälter am rechten.

Die L-39ZA besaß gegenüber der ZO ein verstärktes Fahrwerk und konnte zuzüglich zu den vier Außenträgern mit einer 23-mm-Kanone GSch-23 in einer Gondel unter dem Rumpf ausgestattet werden. Der Munitionsvorrat von 150 Schuss befand sich unter dem hinteren Pilotensitz.

Das Flugzeug wurde zum Standardtrainer der Luftstreitkräfte des Warschauer Vertrags, ausgenommen Polen. Größter Halter war die ehemalige Sowjetunion; weitere Nutzer waren bzw. sind unter anderem Afghanistan, Ägypten, Bangladesch, Bulgarien, Irak, Kuba, Libyen, Rumänien, Syrien, Thailand, die Tschechoslowakei und Vietnam. Auch bei den LSK/LV der Deutschen Demokratischen Republik standen 54 L-39 beim FAG-25 (Fliegerausbildungsgeschwader) und der ZDK-33 (Zieldarstellungskette) von 1977 bis 1990 im Einsatz. Insgesamt wurden fast 3000 Exemplare dieses Flugzeugs gebaut.

Bausatz: Erst vor kurzem hat Special Hobby die L-39ZA wieder aufgelegt. Wladimir Schulz (Chef von Eduard) hat das Verhältnis zu Special Hobby einmal als "befreundete Konkurrenz" bezeichnet. Daher verwundert es nicht, dass die beiden tschechischen Unternehmen auch mal gemeinsame Sache machen. Der Bausatz der L-39 entstammt alten Formen, die bereits unter MPM-Label mehrfach erschienen sind. Entsprechend rudimentär sind die Details der Plastikteile. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Resinteile (von CMK) für die Detaillierung des Modells. Hinzu kommt natürlich noch die Eduard Spezialbehandlung mit farbigen Fotoätzteilen, Masken und Decals für zwei farbenfrohe Maschinen.

Dieser Materialmix wirkt sich insbesondere auf das Cockpit aus und entsprechend komplex gestalten sich auch die ersten Schritte in der Bauanleitung. Hinzu kommt noch, das es für die beiden Bemalungsvarianten unterschiedliche Cockpitdetails gibt. Nach dem komplizierten Zusammenbau des Cockpits geht es einfach weiter, denn es können keine Steuerflächen angestellt werden und die Aufstiegsleitern sind eingeklappt dargestellt. Je nach Variante müssen noch einige Resinteile angebaut bzw. Plastikteile durch diese ersetzt werden. Die Bauanleitung muss also weiterhin mit Konzentration verfolgt werden. Unter Umständen kann es hier sinnvoll sein, die Sensoren und Antennen erst nach der Lackierung zu montieren. Bei meinem Geschick ist dies sicher sinnvoll. Für den Anfänger sind die Maßangaben in der Anleitung sicher irritierend. Hier müssen die Bauteile ohne vorgegebene Passzapfen und Löcher montiert werden. Wie bei Special Hobby‘s aktueller Auflage des Bausatzes gibt es auch hier eine Spritzgusskanzel, so dass man sich nicht mit einer Vakuhaube herumplagen muss.



Am Ende der durchgehend farbigen Bauanleitung werden die beiden Bemalungsvarianten in 4-Seiten-Ansicht dargestellt. Beide sind sehr farbenfroh und aber auch aufwändig zu lackieren. Der 19cm x 17,5cm große Decalbogen liefert hier nur den Drachen bei der russischen bzw. die Flagge und das Haifischmaul für die ungarischen L-39 sowie einige Trimlines und Wartungshinweise. Die Abziehbilder wurden von Cartograf gedruckt.

Bemalungsvarianten:

  1. L-39C RA1039K, Aero Jet Club, Myachkovo Aerodrome, Moskau, Russische Föderation, Mai 2005
  2. L-39ZO, WNr. 831135, Pilot: Lt. Laszló Goron, 59th Szentgyörgyi Dezsö Airbase, Kecskemet, Ungarn 2005

Fazit: Eduard bietet hier eine gegenüber der Special Hobby Wiederauflage nochmals aufgewertete Edition der alten MPM L-39. Den Modellbauer erwarten einige Stolpersteine, die typisch sind für die älteren Kleinserienbausätze aus Prag: fehlenden Passzapfen, anpassen, spachteln und schleifen sollte den geneigten Modellbauer nicht schrecken. Ansonsten erhält man aber ein stimmiges Modell des tschechischen Trainers und spektakuläre Bemalungsoptionen. Toll finde ich auch die Idee der Bunny Fighter Club (BFC) Edition mit einer Resinfigur von Wladimir Putin den "Russischen Bären" reitend.

Steffen Arndt, Barsinghausen (Juli 2018)