Vorbild: Diese P-47D Thunderbolt mit der Seriennummer 42-29150 wurde Ende 1944 an die 511th Fighter Squadron ausgeliefert und Lt. Larry A.Kuhl zugeteilt. Dieser benannte es nach seiner Ehefrau Dottie Mae und verzierte es, inspiriert durch die seinerzeit weit verbreiteten Vargas Pin-Up Kunstwerke, zusätzlich mit dem Bild einer attraktiven Frau auf der linken Seite. Am Morgen des 8. Mai 1945, der Krieg in Europa war fast vorüber, hoben am Flugplatz Kitzingen 20 P-47 Thunderbolt ab. Der Flug führte in Richtung des vor kurzem befreiten Konzentrationslagers Ebensee. Zu dem Patrouillenflug sollten sie zusätzlich das Konzentrationslager mehrfach überfliegen, um die Moral der Häftlinge zu stärken. 2nd Lt. Henry Mohr jr. flog diesmal die "Dottie Mae". Zu Beginn des Einsatzes ahnte niemand, dass an diesem Tag die letzte P-47 während des Zweiten Weltkriegs verlorengehen sollte.
Kurz vor Erreichen des Zielgebiets in Österreich überflog die Gruppe im Tiefstflug den Traunsee. Dabei berührten die Propellerspitzen von Mohrs Maschine die Wasseroberfläche und wurden beschädigt. Die Thunderbolt musste notwassern. Schnell versank die "Dottie Mae" in den Tiefen des Traunsees. Mohr konnte sich mit letzter Kraft befreien und an der Oberfläche halten. Einheimische Augenzeugen eilten mit Booten herbei und brachten den entkräfteten Piloten an Land. Da sich das Kriegsende noch nicht in alle Winkel des Deutschen Reiches herumgesprochen hatte geriet Mohr kurzfristig in Kriegsgefangenschaft. 2nd Lt. Henry Mohr jr. war der letzte amerikanische Pilot, der auf dem europäischen Kriegsschauplatz als vermisst gemeldet wurde.
Am 13. Juni 2005 wurde die "Dottie Mae" aus dem Traunsee aus ca. 70 m Tiefe durch das Team der Sandy Air Corp. aus Österreich geborgen und anschließend an einen Privatmann in die USA verkauft. Mit der Restaurierung ist die Firma Vintage Airframes in Caldwell/Idaho beauftragt, die den größten Teil der Arbeiten durchführt. Über die historische Bedeutung des Jägers ist man sich dort bewusst. Die "Dottie Mae" ist nicht nur der letzte Verlust eines amerikanischen Flugzeugs über Deutschland gewesen, sondern wird nach Abschluss der Restaurierung auch die einzige fliegende P-47 sein, die eine Einsatzgeschichte in Europa aufweist.
Bausatz: Beim Öffnen des attraktiv gestalteten Stülpkartons fällt sofort auf, dass Hasegawa Hilfestellung mit der P-47 geleistet hat. Dieser erstklassige Bausatz erschien erstmalig 2007 und ein letztes Mal als Limited Edition 2011. Umso erfreulicher ist das Wiedersehen. Die Bausatzform wurde unverändert übernommen , durch Beigaben von eduard veredelt und unter dem Namen eduArt als Limited Edition verkauft. Das geht auch vollkommen in Ordnung denn so spart man sich die Zeit für das Zusammentragen des ganzen Verfeinerungsmaterials.
Nun zum Bausatz: Die Spritzgussteilen sind trotz ihres Alters von 10 Jahren immer noch auf der Höhe der Zeit. Die Oberflächen sind fein detailliert und weisen versenkte Blechstöße und Nietenköpfe auf. Die Rumpf und Tragflächenteile wirken stimmig. Die Landeklappen lassen sich unterschiedlich positionieren. Der Propeller ist beweglich. Der Pratt & Whitney R-2800 Double Wasp Sternmotor erfährt ebenfalls eine Verjüngungskur durch Verkabelung der einzelnen Zylinder durch PE-Teile. Neue Gitter für die Ölkühlereinlässe sind selbstverständlich, wie der Austausch von Beschlägen durch PE. Wahlweise lassen sich eine geschlossene oder offene Cockpithaube verbauen. Die offene Cockpithaube bietet noch den Vorteil, einen vollständigen Blick in den Arbeitsbereich des Piloten zu zeigen. Eduard hat hier aufgeräumt und eine Vielzahl der Teile durch vorcolorierte PE-Teile ersetzt, wie Instrumentenbord, Gurte, Sitzschale, Beschläge um nur einige zu nennen. Das Fahrwerk ist ebenfalls gut detailliert, lediglich die Räder und das Heckspornrad werden durch hervorragende Resinteile ersetzt.
Die Anhängsel unter Rumpf und Tragflächen: Verschiedenartig geformte Zusatztanks und zwei 500 lb (227 Kg) Bomben. Hier sollte man bei der Wahl des Vorbildes aufpassen. Hinweise finden sich in der Bauanleitung.
Bemalung: Dementsprechend finden sich die authentischen Abziehbilder für folgende Versionen:
Die 12-seitige Bauanleitung führt klar und übersichtlich durch die einzelnen Bauabschnitte. Die Bemalungsanleitung bezieht sich auf das Farbensortiment von Gunze. Der reichhaltige Abziehbilderbogen ist sauber und randscharf gedruckt. Als Lackierhilfe liegt ein Bogen mit vorgestanzter Maskierfolie für die Räder und Kabinenhaube bei.
Ein A2 Poster "Dottie Mae" von Romain Hugault liegt als Extra bei.
Fazit: Bravo - Volle Punktzahl. Für mich ein potenzieller Kandidat zum Modell des Jahres. Mit dieser Auswahl ist es Eduard wieder hervorragend gelungen ein historisches Vorbild mit interessanter Geschichte im Maßstab 1:32 umzusetzen. Der Bausatz wirkt auch nicht Überladen, man hat sich auf das Wesentliche konzentriert und trotzdem die Messlatte hoch setzen können. Hier sollte der erfahrene Modellbauer ran.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Eduard direkt.
Alexander Hilbig, Berlin (Februar 2017)