Vorbild: 1935 begannen deutsche Konstrukteure die Entwicklung eines Fahrzeuges, welches Panzergrenadiere schnell und relativ geschützt an die Front bringen sollte. Auf Basis des SdKfz. 11 von Hanomag mit Halbkettenlaufwerk wurde der mittlere Schützenpanzerwagen SdKfz. 251 entwickelt. Dieses Fahrzeug bewährte sich durch seine Geländegängigkeit und Zuverlässigkeit.
Durch seine bis zu 15mm dicken Stahlplatten konnten die Grenadiere vor Handfeuerwaffen und Granatsplittern effektiv geschützt werden, durch seine oben offene Konstruktion war es jedoch möglich, Granaten direkt in den Kampfraum zu werfen oder den SPW und seine Insassen durch Luftangriffe leicht auszuschalten. Zur Verteidigung wurden 2 MG 34 oder 42 befestigt, wobei es jedoch auch einige Varianten mit PAK, FLAK, Granat- oder Flammenwerfern gab. Das SdKfz. 251 wurde ab 1938 in den Versionen A bis D gefertigt, wobei die D Version mit 10.602 von insgesamt 15.252 gefertigten Exemplaren am häufigsten produziert wurde.
Aufgrund seiner Effektivität und der Möglichkeit, dieses Fahrzeug weiter auszubauen, wurde es als Plattform für viele weitere Geräte eingesetzt. So unter anderem als Funk- und Kommando-, Sanitätsfahrzeug, zur Zielsuche mit Infrarotscheinwerfern und als Pionierfahrzeug. Letzteres in Form des SdKfz. 251/5 und SdKfz. 251/7 mit einer abnehmbaren Brückenkonstruktion.
Bausatz: Dragon hat bereits vor längerer Zeit das SdKfz. 251 in den Versionen C und D auf den Markt gebracht. In dem neuen Bausatz (7364) ist die Pioniervariante 251/7 ohne die 2,8cm PAK, sowie das Figurenset "LAH Panzergrenadiere" enthalten. Der SPW ist wunderbar detailliert. Es liegt ein kleiner Ätzteilsatz und ein umfangreicherer Decalsatz mit vielen Nummern bei, die für die Bemalunsgvariante jedoch nicht benötigt werden und somit die Restekiste sehr bereichern. Als Bemalungsvorschlag wird ein komplett dunkelgelbes Fahrzeug einer unbekannten Einheit in den Ardennen angegeben. Die Ketten sind aus DS Material, aber weisen trotzdem feine Details auf. Zu den bereits bekannten Spritzlingen kommen 2 gleich aufgebaute Rahmen mit der Brückenkonstruktion dazu. Diese machen einen sehr guten Eindruck.
Die Holzmaserung der mitgeführten Bretter ist tadellos widergegeben. Auswerfermarkierungen gibt es nur an einem Teil der Brücke, wobei diese auf der Innenseite vorhanden und daher nach dem Zusammenbau nicht mehr zu sehen sind. Eigenartigerweise hat Dragon in der Bauanleitung die verkürzten Sitzbänke und die zusätzlich angebrachten Staukörbe der Pionierversion ausgelassen, obwohl sie an den Spritzlingen sogar vorhanden sind. Wer diese originalgetreu darstellen will, ist also auf eigenes Referenzmaterial angewiesen.
Auch ärgerlich ist der Fakt, dass die bei vielen Fahrzeugen vorhandenen Überrollbügel und die Antennen der Funkerversion des SdKfz. 251/7 nicht vorhanden sind. Die Bügel sind jedoch scratchbar, die Antennensockel und ein anderes Funkgerät müssen dagegen von Zurüstsets oder alten Bausätzen verwendet werden. Die Fehler der älteren Spritzlinge wurden nicht behoben. Dies betrifft das falsch proportionierte Instrumentenbord und, wenn man die Luken im Fahrerbereich offen darstellen möchte, die Sichtblöcke, welche fälschlicherweise an den Fensterrahmen und nicht an die Luken gegossen wurden.
Die Hecktüren sind zwar offen darstellbar, aber dafür viel zu breit, genau so wie die Seitenwände. Wer diese also öffnen möchte, sollte die Heckplatten dünner schleifen. Ebenso sind die Motorraumklappe und die Peilstangen zu dick.
Seit Kurzem kommt Dragon dem schon lange gehegten Wunsch nach und bereichert nun auch den 1:72er Markt mit Figuren. Hierbei handelt es sich um ein aus 1:35 runterskaliertes Set, welches hervoragend detailliert ist. Diese 4 gehören neben den anderen neuen Dragon- und Preisersoldaten zu den besten Plastespritzgussfiguren, die es in diesem Maßstab gibt. Sie sind ähnlich wie die von Preiser aufgebaut, also lassen sie sich in verschiedenen Posen zusammenkleben. Dargestellt werden 4 Raucher der Kampfgruppe Hansen mit Winteruniformen in den Ardennen (Ambush at Poteau) 1944, welche Originalaufnahmen nach empfunden sind. Es sind natürlich auch andere Einheiten darstellbar, da zwei Spritzlinge mit Zubehör, Waffen und Helmen zusätzlich mitgeliefert werden. Auch hier ist die Detaillierung überragend. Die Karabiner 43 sind sogar die einzig erhältlichen in 1:72.
Seltsamerweise gelingt Dragon jedoch nicht die Darstellung des Karabiner 98 und des MG 34 bzw. 42. Die K98 im SdKfz. 251 Bausatz sind viel zu dünn, die neuen des Figurensatzes haben dagegen keinen Kammerstengel. Das MG 42 des Bausatzes ist ein wenig vereinfacht widergegeben, das aus dem Figurensatz ist bis auf den zu dünnen und falsch detaillierten Lauf gut dargestellt. Dagegen ist das MG 34 überhaupt nicht zu gebrauchen, da es oval geformt ist und keine Bohrungen im Lauf besitzt. Leider fehlen dem SdKfz.. 251/7 die typischen Gebrauchsgegenstände der Pioniere, wie etwa Minen, Granaten oder die aufblasbaren Sturmboote. Ebenso vermisst man in beiden Sätzen die MG-Gurte bzw. Trommeln. In diesem Fall kommt man wohl um Zurüstsätze, im Fall der Waffen und Ausrüstung wohl von Preiser, nicht herum.
Fazit: Der Bausatz bewegt sich auf einem sehr hohem Niveau. Die gute Passgenauigkeit und der, bis auf wenige Ausnahmen, gute Detaillierungsgrat sollten dem Modellbauer viel Spaß bereiten. Die große Anzahl der filigranen Teile erfordert jedoch auch immer ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Fortgeschrittene sollten diesen Bausatz gut aus der Box bauen können, Detailfanatiker haben hier eine sehr schöne Grundlage. Die Figuren sind ein weiterer Kaufgrund, da sie in 1:72 einzigartig sind.
Philip Koch, Schwerin (März 2009)