Vorbild: Der Faun L 900 wurde als schwerer Lkw mit einer Lastkapazität von 10 000 kg von 1937 bis 1939 in begrenztem Umfang gefertigt und in dieser Zeit von der deutschen Wehrmacht genutzt und darüber hinaus auch im zivilen Bereich eingesetzt. Die Wehrmacht verwendete diese Fahrzeuge primär als Panzertransporter, wobei z.B. Pz. I oder Pz. II auf der Pritsche aufgeladen werden konnten. Die Basisversion mit der Bezeichnung D567 des Lkws wies eine offene Fahrerkabine mit Faltverdeck auf. Spätere Versionen wurden auch mit einer geschlossenen Kabine ausgestattet. Eine gängige Kombination mit dem Lkw war der Sonderanhänger 115, der damit eine zusätzliche Beladung ermöglichte. Im Lauf des Krieges kamen immer schwerere Fahrzeuge zum Einsatz wodurch der Sonderanhänger 115 durch die größere Version SdAh 116 abgelöst wurde und der Faun Lkw meist nur noch mit gepanzerten Radfahrzeugen beladen wurde.
A (2x): Pritschenborwände und Achspakete
Bausatz: Unter der Bezeichnung das Werk betritt eine Kooperationsgemeinschaft mehrerer Modellbauprofis mit diesem Erstlingswerk in Plastikspritzguss Neuland. Dies geschieht mit einem ziemlich komplexen Kombi-Paket von zwei Modellen, die es bis dato nur als Resinbausätze zu vergleichsweise hohen Preisen gab, da diese seit langem nicht mehr hergestellt werden.
B: Heckpritsche und Chassisteile sowie Biegehilfe für Spriegel
Der stabile Stülpkarton zeigt eine professionell gestaltete Grafik beider Modelle in einer Winterlandschaft und ist mit hellgrauen Plastikspritzlingen prall angefüllten. Alle sind separat in Klarsichthüllen sicher abgepackt, zusätzlich findet man zwei Baupläne, Metallstäbe für die Spriegel, einen Spritzgussast für die Klarteile sowie einen sauber gedruckten Abziehbildersatz und zwei Tütchen mit Reifen aus schwarzem Gummi. Die Gussäste erinnern stark an das Layout von Takom, was auch durchaus nachvollziehbar ist, da man beim selben Hersteller produzieren lässt.
C: Getriebe und Einzelteile
Gemäß meinen Informationen hat man mit hohem Aufwand für den Faun diverses Bildmaterial ausgewertet sowie unter Verwendung von Werksmaterial den Lkw als 3D Modell konstruiert und auf dieser Basis den Bausatz umgesetzt. Die Teile weisen sehr schöne Details auf. Besonders interessant finde ich die Idee unterschiedliche Federpakete beizulegen, um drei verschiedene Beladungszustände darstellen zu können. Ebenso pfiffig ist die Zugabe einer Biegehilfe um aus den Metallstäben die sehr dünnen aber damit stabilen Spriegel für die Pritsche anzufertigen.
D: Chassisteile und Rahmen
Das Werk hat die Kritik angenommen und bietet inzwischen alternative Radsätze mit zivilem oder Geländeprofil als separate Upgradesets an. Ähnliches gilt auch für den Faun, wobei dies lediglich eine alternative Option darstellt, die nicht wirklich erforderlich ist. Die Radsätze weisen neben den Herstellerlogos auch Ausbuchtungen der Reifen an den Auflageflächen auf.
sechs Gummireifen, Klarsichtteile für Windschutzscheibe und Scheinwerfer
Beim Sonderanhänger sind zusätzlich Informationen aus den offiziellen Bedienungsanleitungen berücksichtigt worden, wodurch dieser bis zur letzten Schraube stimmig umgesetzt werden konnte. Wie im Bauplan angegeben, kann man somit den Anhänger im Transport- oder Lademodus bauen, da auch die entsprechenden Teile für den Lademechanismus alle perfekt dargestellt sind.
F (2x): Felgen und Kleinteile für Ladefläche
Wie bereits im Internet zu lesen hat man beim Design des Sonderanhängers leider bei den Felgen nicht optimal recherchiert und diese in einer Form gestaltet, die eventuell nicht völlig auszuschließen ist, aber zumindest nicht die Standardausführung wieder gibt.
G: Hauptteile für Ladefläche und Heckkotflügel
Damit heben sich beide Bausätze massiv von den ursprünglichen Resinbausätzen ab, da diese zum Zeitpunkt deren Erstellung schon sehr schön waren aber viele inzwischen verfügbare Informationen damals nicht vorhanden waren und damit einige Details fehlen oder falsch dargestellt wurden.
H: Achspakete und weitere Kleinteile
neun Gummiräder
Bauanleitung/ Bemalung: Beide Anleitungen sind aus meiner Sicht so ziemlich das Beste, was ich bis heute gesehen habe. Das Layout ähnelt sehr den Bauplänen, die die Flugzeugbauer des Maßstabs 1:32 von Wingnut Wings kennen. Neben voll in Farbe gedruckten DIN A4 Heften ist jede Seite extrem aufwändig gestaltet. Jeder übersichtlich gestaltete Baubschnitt hebt neue Teile farbig ab und zeigt dann das Ergebnis nach Anbau. Des Weiteren findet man witzige optische Gimmicks, wenn es "schwierig wird" sowie auch 2D Codes, mit deren Hilfe man sich entsprechende Videos im InterNet hochladen kann, die den gezeigten Schritt nochmals erklären. Für mich etwas völlig Neues, was ich so noch nicht gesehen habe. Bin immer noch absolut beeindruckt.
Auf den hinteren Seiten der Baupläne findet man Hinweise zur farblichen Gestaltung der Modelle und zur Anbringung der Decals. Dabei fallen insbesondere die phantastisch gut gemachten Logos der Firma Faun auf, die in der Fahrerkabine und auf dem Kühlergrill anzubringen sind.
Für die Bemalung findet man eine Referenztabelle mit Verweis auf alle gängigen Hersteller wie Tamiya, MR Hobby, Ammo, MIG, Vallejo, Humbrol und Mission Models sowie die offizielle RAL Angabe.
Fazit: Für mich ist dieser Bausatz bereits jetzt das Highlight für das Jahr 2019. Neben tollen Ideen zur Bauplangestaltung bewegt sich das Erstlingswerk des Teams auf höchstem Niveau. Gratulation an die Herren Bauske (Modellbau König), Glass (Uschi van der Rosten), Harmann (3D Design), Baldeweg (Customscale), Kottwitz ( Design) und Schiller (Beratung und Modellbau). Wir werden sicherlich künftig und eventuell bereits in Nürnberg weitere Überraschungen erleben. Respekt und weiter so! Ich bin auch gespannt ob und in welcher Form noch Updatesets für beide Bausätze angeboten werden. Weitere Infos und viele Bilder kann man inzwischen im Internet finden.
Gert Brandl, Berlin (Januar 2019)